Nach 40 Jahren in Vollzeit 1.200 Euro und weniger Rente? Das ist für viele bittere Realität. Vor allem Frauen trifft es hart. Wie Sie jetzt Ihre Rente aufbessern.
Dass die Rente nicht sicher ist, dass private Altersvorsorge ein absolutes Muss ist – das wissen wir im Grunde alle. Doch anscheinend ist die Angst vor Altersarmut nicht groß genug. Oder warum gibt es immer noch viele Menschen, die der Erkenntnis keine Taten folgen lassen? Zumindest zeigen genau das Umfragen immer wieder.
Dabei sind die Zahlen wirklich erschreckend. Die durchschnittliche Rente in Deutschland reicht schon jetzt kaum noch zum Leben, vor allem nicht in einer Großstadt. Frauen bekommen gerade mal 807 Euro Rente. Und damit nur rund zwei Drittel von dem, was Männer durchschnittlich als Altersrente beziehen, nämlich 1.227 Euro.
Nun sind das natürlich Durchschnittswerte. Es gibt leider Menschen, die bekommen sehr viel weniger, und andere bekommen zum Glück sehr viel mehr. Ich hoffe, Sie gehören zu Letzteren!
Noch erschreckender sind aber die Zahlen, die das Bundesarbeitsministerium jüngst auf eine Anfrage veröffentlicht hat. Rund 2,7 Millionen Frauen erhalten später nur eine Rente unter 1.000 Euro. Bei insgesamt 7,1 Millionen Vollzeit-Arbeitnehmerinnen entspricht das einem Anteil von rund 38 Prozent.
Auch nicht viel besser: Rund 3,8 Millionen vollzeitbeschäftigte Frauen, also 53 Prozent, erhalten demnach künftig weniger als 1.200 Euro Rente. Dafür müssten Arbeitnehmerinnen übrigens 40 Jahre lang einen Bruttomonatslohn von 3.413 Euro verdienen. Und um überhaupt auf eine Monatsrente von 1.000 Euro netto zu kommen, müssen Frauen wie Männer in Deutschland derzeit 40 Jahre lang durchgehend 2.844 Euro brutto im Monat verdienen.

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Kein Wunder, dass es immer wieder heißt: Altersarmut ist weiblich. Das wird sicherlich in den kommenden Tagen auch wieder ein viel diskutiertes Thema sein. Am Dienstag (7. März) ist „Equal Pay Day“. Wir werden darüber sprechen, dass Frauen immer noch durchschnittlich 18 Prozent weniger verdienen als Männer.
Das bereinigte „Gender Pay Gap“ sieht zum Glück etwas besser aus. Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien verdienten im Schnitt sieben Prozent weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Mehr zum Unterschied der beiden Lohnlücken lesen Sie hier.
Noch brutaler ist übrigens das „Gender Pension Gap“, also die geschlechtsspezifische Rentenlücke. Frauen beziehen um 59,6 Prozent geringere eigene Alterssicherungseinkommen als Männer – also gesetzliche Rente, betriebliche und private Vorsorge.
Und vor allem bei der privaten Vorsorge haben wir eine Stellschraube, die wir dringend „drehen“ sollten. Das gilt übrigens für Frauen wie für Männer. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Aktien sind und bleiben ein wichtiger Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau und damit die Altersvorsorge. Das Schlüsselwort ist „langfristig“, über zehn und mehr Jahre liefern sie bei breiter Risikostreuung statistisch Renditen von durchschnittlich sechs und mehr Prozent pro Jahr.
Ich bin ein großer Fan von Fonds- und ETF-Sparplänen. Auch mein langfristiger Vermögensaufbau und damit meine Altersvorsorge laufen über ETFs. Sie können schon mit ganz kleinen Summen beginnen. Je mehr Sie allerdings investieren, desto besser. Die Rentenlücke der Deutschen liegt zwischen 500 und 1.500 Euro pro Monat, bei Männern sind es eher 500 Euro und bei Frauen eher 1.500 Euro. Rechnen Sie das mal auf ein Jahr, zehn oder gar 30 Jahre hoch. Diese Lücke gilt es zu schließen.
Fonds- und ETF-Sparpläne eignen sich dafür recht gut. Das zeigt die Statistik des Fondsverbands BVI sehr eindrucksvoll. Die Rendite ist zwar etwas geringer als bei der Einmalanlage, aber auch sie kann sich durchaus sehen lassen. Wenn Sie 20 Jahre lang Monat für Monat 100 Euro in einen global investierenden Aktienfonds gespart hätten, könnten Sie sich über eine Rendite von 5,9 Prozent pro Jahr freuen.