Umfragen zufolge wollen die Deutschen zum Jahresende im Schnitt weniger Geld für Geschenke ausgeben. Ängste der Menschen drücken auf den Konsum. An anderer Stelle wird jedoch nicht gespart.
Zumindest lassen sich die Deutschen die Weihnachtsstimmung überwiegend nicht vermiesen. 73 Prozent freuen sich auf Weihnachten, wie aus einer Umfrage hervorgeht, die vom Hauptverband des Einzelhandels (HDE) bezahlt wurde. Die Menschen planen aber weniger Geld für Geschenke ein: im Durchschnitt 263 Euro. 2024 waren es noch 297 Euro. „Ich rechne mit einem deutlichen realen Rückgang der Einzelhandelsumsätze“, sagt Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach.
Die Marktforscherinnen und Marktforscher des Handelsverbands sind der Meinung, dass es nicht ganz so karg kommen wird. Sie rechnen mit mehr als 126 Milliarden Euro Umsatz, was ein Wachstum von 1,5 Prozent gegenüber dem letztjährigen Weihnachtsgeschäft bedeutet. Danach dürfte also in absoluten Zahlen geringfügig mehr Geld für Geschenke ausgegeben werden. Die Menschen bekommen aber für ihr Geld weniger, denn die Inflation beträgt 2,3 Prozent.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank ist noch etwas optimistischer: „Es wird besser als im vergangenen Jahr.“ Kater schränkt ein: „Vom Konsumklima her geht es ja auch nicht mehr schlechter“.
Schlechte Stimmung
Die Meinungen und Stimmungen in der Bevölkerung sind schlecht, was das persönliche Wirtschaften angeht. Menschen halten ihr Geld zusammen. Das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) errechnet das „GfK Konsumklima“. Der Indikator gilt als „Goldstandard“ der Konsumforschung.
Jahrelang wurden Werte um plus zehn Punkte ausgewiesen. Während der Pandemie brach der Indikator ein. In der Weihnachtszeit 2022 lag er mehr als 40 Punkte im Minus. Seither geht es aufwärts. Doch zuletzt wurde der Trend gebrochen. Mit minus 24,1 Punkten in diesem November hat sich die Konsumstimmung gegenüber dem Vorjahresmonat wieder deutlich verschlechtert (minus 18,4).
Alte Sorgen und neue Ängste
In den vergangenen Jahren wurde durch hohe Lohnsteigerungen und Sozialleistungen der Einbruch durch die Pandemie und die Inflation mehr als ausgeglichen. Doch die Erfahrung hoher Inflation in den Jahren 2022 und 2023 steckt den Menschen in den Knochen.
„Die Mehrheit der Bevölkerung fühlt und spürt, dass es weiter bergab geht“, sagt Handelsexperte Heinemann. „Es ist ganz klar: Die Konsumentinnen und Konsumenten sind verunsichert“, bestätigt Martin Fassnacht von der Düsseldorfer WHU-Wirtschaftshochschule. Viele Menschen rechnen damit, dass ihre Einkommen sinken werden. Die Einkommenserwartungen, die das NIM misst, waren zuletzt auf einem Tiefpunkt.
Es wird immer noch viel gespart
Während die Konsumneigung sinkt, bleibt der Wunsch zu sparen hoch. „Wir sind Deutsche. Wir scheuen Risiken“, so Fassnacht. „Wir sparen“.
Die Sparquote gibt an, wie groß der durchschnittliche Anteil aus privaten Einkommen ist, der auf die hohe Kante gelegt wird. Dieses Jahr ist die Sparquote zwar etwas gesunken. Sie liegt aber immer noch bei mehr als zehn Prozent. Das bedeutet, dass mehr als ein Zehntel der Einkommen in Deutschland gespart wird.
Fürs eigene Glück ist Geld da
„Lediglich die Reisebranche boomt, da sich viele Konsumenten zumindest für ein paar Tage oder Wochen in eine heile Welt flüchten“, sagt der Wirtschaftsforscher Heinemann. Die amtliche Statistik belegt: Mehr Menschen unternehmen mehr Reisen. Schon vergangenes Jahr wurde das Niveau vor Corona weit überschritten.
In dieselbe Richtung deutet eine Untersuchung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Gegenüber der letzten Untersuchung vor sechs Jahren ist der Umsatz in der vergangenen Saison des Kölner Karnevals um 40 Prozent auf 850 Millionen Euro gestiegen. „Trotz Rekordpreisen bleibt die Nachfrage nach Event-Erlebnissen hoch“, schreiben die Forschenden.
„Wenn ich jemanden beschenke, habe ich zwar auch ein bisschen Spaß“, kommentiert Wirtschaftsprofessor Fassnacht, „Aber beim Karneval geht es direkt um mich selbst. Das ist mein Spaß.“

