Wegen Trumps aggressiver Zollpolitik wolle sich China als attraktiver Handelspartner präsentieren, so Ökonomin Weber. Dabei setze Peking trotz Protektionismus auf Freihandel. 16.04.2025 | 16:48 min
Isabella Weber, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst, beschäftigt sich schwerpunktmäßig unter anderem mit der politischen Ökonomie Chinas – und erklärt im Interview mit ZDFheute live die neue chinesische Offensive.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Isabella Weber …
… zum Interesse Chinas an Vietnam, Kambodscha und Malaysia:
„Es sind natürlich einerseits Länder, die sehr nah an China sind, geografisch. Andererseits sind es Länder, die sehr direkt und auch sehr hart getroffen wurden von Trumps Zollpolitik“, sagt Weber. Außerdem würden diese Länder zunehmend Niedriglohnkosten-Produkte produzieren, die für den chinesischen Markt sehr wichtig seien. Die Lohnkosten in China seien in den letzten Jahren ziemlich stark gestiegen, sodass sehr viel Produktion auch in diese Länder verlagert worden sei und China als Exportmarkt für diese Länder sehr wichtig sei.
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… zu den Bedenken in diesen Ländern:
Südostasien sei historisch schon lange in einer Zwischenrolle, sagt Weber. Die Länder hätten immer versucht, einerseits gute Beziehungen mit dem Westen und den USA zu pflegen, andererseits aber auch gute Beziehungen mit China zu pflegen. Die Bemühungen um gute diplomatische Beziehungen zu den USA seien nun durch das „extrem aggressive Vorgehen“ Washingtonsin Frage gestellt worden, „durch tatsächlich eine Politik, die man schon mit Bullying gleichsetzen kann“, sagt Weber.
„Jetzt ist es natürlich so, dass die USA ein extrem unberechenbarer Partner geworden sind und in diesem Klima die Attraktivität von China zunimmt“, sagt die Ökonomin. Mangelnde Verlässlichkeit sei für eine exportorientierte Entwicklungsstrategie extrem problematisch.
Jetzt steht das alles unter enormer Unsicherheit aufgrund des völlig unberechenbaren Vorgehens von Washington.
Isabella Wever
… zu einer möglicherweise ähnlichen chinesischen Charme-Offensive für Europa:
- Billige, massenproduzierte Güter, die Europa nicht mehr produziere und auch nicht mehr produzieren wolle, weil die Wertschöpfung gering sei.
- Güter, bei denen China bereits einen technologischen Vorsprung gegenüber Europa habe, zum Beispiel im Bereich AI, aber auch im Bereich der E-Mobilität. Die Frage sei hier: Wie könnten europäische Unternehmen so mit China zusammenarbeiten, dass sich der Vorsprung nutzen lasse?
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„Ich denke, dass man da einen ganz klaren Kopf behalten muss, ganz klar unterscheiden muss und nicht eine allgemeine Panik aufbauen, dass Europa von billigen chinesischen Gütern überschwemmt wird, sondern strategisch diese neue Situation im Sinne einer eigenständigen europäischen Außenwirtschaftspolitik nutzen sollte“, betont Weber.
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Quelle: ZDF