Die Aktienkurse fahren Achterbahn, die Angst vor einer neuen Finanzkrise ist groß. Warum Anleger trotzdem nicht die Nerven verlieren sollten.
Es war wahrscheinlich einfach zu schön, um wahr zu sein. Die Aktienmärkte zauberten im Januar den besten Jahresauftakt seit Jahrzehnten aufs Parkett. Nach dem schwierigen Börsenjahr 2022 tat das der geschundenen Anlegerseele mehr als gut. Doch die aufkeimende Hoffnung auf fallende Inflationsraten, weniger große Zinsschritte und sogar eine ausbleibende Rezession verpuffte.
Die Inflation entpuppte sich doch als hartnäckiger als gedacht, die Notenbanken blieben bei ihrer restriktiven Geldpolitik – und schon war sie wieder da, die Angst vor dem wirtschaftlichen Abschwung. Doch es kam noch schlimmer.
Erst kippte die Silicon Valley Bank in den USA, dann musste die strauchelnde Credit Suisse, immerhin zweitgrößte Bank der Schweiz, von der UBS zwangsübernommen werden. Ein Kollateralschaden der Zinswende? Oder der Beginn einer neuen Bankenkrise und in der Folge auch Finanzkrise? Plötzlich herrschte nicht mehr nur Angst, sondern Panik. An den Märkten ging es abwärts, und zwar kräftig.

Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Nun ist Panik an der Börse selten ein guter Ratgeber. Wenn Sie panisch werden, machen Sie sehr wahrscheinlich Fehler. Wenn Sie die Nerven verlieren, werfen Sie vielleicht Ihre langfristige Strategie über Bord, verkaufen vielleicht Positionen, von denen Sie doch eigentlich sehr überzeugt sind. Dann werden auf einmal ETF- und Fondssparpläne gekündigt, obwohl es doch gerade viel mehr Anteile für das Geld gibt – eigentlich ein positiver Nebeneffekt des Kursrückgangs.
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Und was dann? Wenn Sie alles oder doch einiges in der Korrektur oder sogar im Crash überstürzt verkauft haben, liegt das Geld erst mal auf dem Konto. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden Sie den Wiedereinstieg verpassen. Sie werden zu spät neues Vertrauen gefunden haben, steigen dann teurer wieder ein. Und Sie haben auch noch zweimal Ordergebühren bezahlt.
Am Ende ist das wahrscheinlich ein kostspieliges „Vergnügen“. Wenn wir an der Börse über emotionale Fallstricke stolpern – und Panik ist ein ziemlich dicker Fallstrick –, dann kostet das eigentlich immer Geld und damit Rendite. Wenn Sie langfristig investieren, dann bleiben Sie Ihrer Strategie lieber treu, statt hektisch und damit kurzfristig zu agieren.
Die Börsen werden sich erholen, auch von den jüngsten Turbulenzen. Selbst wenn es noch einmal weiter nach unten geht, wird irgendwann die Gegenbewegung einsetzen. So war es immer und so wird es wieder sein. Es kann nur leider manchmal etwas dauern. Auch deshalb ist es so wichtig, einen langfristigen Anlagehorizont zu haben. Es ist nur gar nicht so einfach, sich vom aktuellen Treiben an den Börsen nicht doch verrückt machen zu lassen.
Angst, zumindest Zweifel oder ein ungutes Gefühl haben wohl die meisten gerade. Wie groß ist die Gefahr einer neuen Bankenkrise? Diese Frage wird hitzig diskutiert. Niemand weiß es genau, die Nervosität an den Märkten ist entsprechend groß. Dabei geht es auch um Vertrauen: Vertrauen in das Finanzsystem, Vertrauen in einzelne Banken. Das macht es so schwierig. Wenn Kunden wie bei der Silicon Valley Bank in großem Stil Geld abziehen, weil sie das Vertrauen verlieren, kann es schnell eng werden. Passiert das bei immer mehr Banken … Man möchte den Gedanken nicht weiterspinnen.
Apropos Banken: Es waren übrigens vor allem die Finanzaktien, die die Indizes in die Tiefe rissen. Andere Branchen kamen glimpflicher durch die jüngsten Turbulenzen. Zum Jahresauftakt zählten die Bankaktien noch zu den gefragtesten Werten, galten als Gewinner der Zinswende. Von den dicken Gewinnen ist nicht mehr viel übrig, im Gegenteil.