
Russland nutze Gold und Kryptowährungen, um westliche Sanktionen zu umgehen, sagte der Chef der russischen Finanzaufsicht am Dienstag.
„Netting“ ist eine weitere unkonventionelle Methode, mit der Russland versucht, die weitreichenden Sanktionen zu umgehen.
Die russische Wirtschaft steht vor Herausforderungen – mit einer möglichen Rezession und einem verlangsamten BIP-Wachstum.
Russlands oberste Finanzaufsichtsbehörde hat einen seltenen Einblick darin gegeben, wie Unternehmen des Landes die weitreichenden westlichen Sanktionen umgehen.
Juri Tschichantschin, der Leiter des Föderalen Dienstes für Finanzüberwachung Russlands, sagte Präsident Wladimir Putin am Dienstag, dass Unternehmen auf Gold, Kryptowährungen und kreative Buchführungsmethoden zurückgriffen, wie aus einem Protokoll des Kremls hervorgeht.
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Diese Vorgehensweisen ergänzen andere unkonventionelle Taktiken – wie den Tauschhandel –, die Russland nutzt, um Sanktionen zu umgehen.
„Alternative Zahlungsmechanismen werden aktiv eingesetzt, darunter Gold, Kryptowährungen und neuerdings auch Netting-Vereinbarungen: Clearing-Operationen, die wir derzeit umsetzen“, sagte Tschichantschin.
Russlands strategische Ausrichtung
Mit „Netting“-Vereinbarungen meint Tschichantschin eine Umgehungsstrategie, bei der Exporteure und Importeure gegenseitige Forderungen verrechnen. Banken gleichen die Export- und Importzahlungen verschiedener Unternehmen an einem zentralen Ort aus. So lässt sich grenzüberschreitender Geldfluss vermeiden – und damit auch einer der Hauptansatzpunkte für die Durchsetzung internationaler Sanktionen umgehen.
Tschichantschins ungewöhnlich öffentliche Offenlegung der Umgehungsstrategien erfolgt mehr als 40 Monate nach dem Beginn der großflächigen Invasion der Ukraine durch Moskau – ein Ereignis, das eine beispiellose Sanktionswelle des Westens auslöste. Trotz inzwischen 17 Sanktionsrunden der Europäischen Union – einst Russlands wichtigstem Handelspartner – läuft die Wirtschaft stabil weiter.
Tschichantschin erklärte, dass grenzüberschreitende Zahlungen Russlands mittlerweile verstärkt über den Nahen Osten, Südostasien und Zentralasien abgewickelt würden.
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„Diese Verlagerung steht im Einklang mit der Entwicklung eines einheitlichen Schnellzahlungssystems, das als Alternative zu SWIFT dient und vor allem die GUS-Staaten einbezieht“, sagte er – mit Verweis auf die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, ein Bündnis ehemaliger Sowjetrepubliken.
Bei dem Treffen erklärte Tschichantschin außerdem, dass der Anteil von Rubel, Kryptowährungen und Gold an Handelsabwicklungen zugenommen habe. Gleichzeitig sei der Anteil von Zahlungen in Dollar, Euro und Pfund „deutlich gesunken“.
Sanktionen zeigen Wirkung
Auch wenn Russlands Wirtschaft bisher als widerstandsfähig gegenüber Sanktionen galt, mehren sich die Anzeichen, dass sie an Dynamik verliert. Eine Umfrage vom US-Finanzkonzern S&P Global ergab, dass die Industrieproduktion im Juni stark zurückging.
Erst im vergangenen Monat warnte Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow, das Land stehe „am Rande“ einer Rezession.
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Laut dem offiziellen Statistikdienst Rosstat wuchs Russlands Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Wachstum von 4,5 Prozent im vierten Quartal des Vorjahres. Im Gesamtjahr 2024 lag das Wirtschaftswachstum Russlands bei 4,3 Prozent.
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