Ein Multimillionen-Unternehmen aus schmutzigen Socken? Wie ein College-Job einen US-Gründer zum Erfolg führte und was jeder angehende Unternehmer daraus lernen kann.

Wenn die meisten Menschen an Unternehmertum denken, stellen sie sich Programmierer mit Kapuzenpullis vor, die das nächste technische Einhorn aufbauen und damit zum Millionär werden. Meine Startup-Geschichte? Sie begann mit schmutzigen Socken und einem Lieferwagen.
Meine ungewöhnliche Leidenschaft begann in meinem ersten Jahr am College, als ich einen Wäscheabhol- und -lieferdienst namens „Wake Wash“ in den USA gründete. Das Unternehmen war erfolgreich, aber als der College-Abschluss nahte, wollten meine Partner ins Investmentbanking gehen. Da ich nicht als der peinliche „Wäscherei-Typ“ abgestempelt werden wollte, verkaufte ich „Wake Wash“ für umgerechnet 175.000 Euro und trat nur widerwillig in die Unternehmenswelt ein.
Vom Beraterjob zurück zur Vision
Die Unternehmensberatung gefiel meinen Eltern und ich lerne großartige Kollegen kennen. Aber die Arbeit war zermürbend. Ende 2015 kündigte ich, um „2ULaundry“ zu gründen. Ein Unternehmen, das sich vom Boom moderner App-Dienste inspirieren ließ – wie etwa Plattformen, über die man spontan einen Hundesitter oder Lebensmittel bestellen kann. Ich dachte: „Irgendjemand wird die Wäscherei und chemische Reinigung revolutionieren. Warum nicht ich?“
In weniger als einem Jahrzehnt hat sich 2ULaundry zu einem Multimillionen-Unternehmen entwickelt. Ich war Millionär. Wir haben rund 29 Millionen Euro an Finanzmitteln erhalten und 29 Waschsalons in den USA eröffnet.
Das sind meine wichtigsten Learnings für Unternehmer:
Ignoriert das Glitzerobjekt-Syndrom
Ich hätte mir nie vorstellen können, dass aus meinem peinlichen Nebenjob am College ein erfolgreiches Geschäft werden könnte. Aber dadurch, dass ich den konventionellen Unternehmensweg ablehnte und den Mut aufbrachte, meinen eigenen Weg zu gehen, ist genau das eingetreten.
Ich rate allen angehenden Unternehmern, das „Shiny Object Syndrom“ zu ignorieren und unabhängig zu denken. Das „Shiny Object Syndrome“ (auf Deutsch etwa: „Glitzerobjekt-Syndrom“) beschreibt ein Verhalten, bei dem jemand ständig von neuen, spannenden Ideen oder Trends abgelenkt wird – ohne eine Sache konsequent zu Ende zu bringen. Mein Rat: Eure Idee muss nicht die bahnbrechendste sein, aber sie muss ein echtes Problem lösen.
Manchmal haben die „langweiligeren“ Unternehmen, die nicht glänzen, mehr Stabilität.
Überlegt euch dann, was euch wirklich motiviert. Geht es euch darum, neue Fähigkeiten zu entwickeln, einen Nebenerwerb zu schaffen und gleichzeitig euren Hauptjob zu behalten oder finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen, ein digitaler Nomade zu sein oder ein Vermächtnis für eure Familie zu hinterlassen?
Bleibt dran – auch wenn es wehtut
Das Unternehmertum bietet viele Möglichkeiten, vom Franchise-Betrieb über Immobilieninvestitionen bis hin zur Entwicklung digitaler Produkte. Der Schlüssel liegt darin, ein Gleichgewicht zwischen den Marktchancen, eurer persönlichen Leidenschaft und der Ehrlichkeit in Bezug auf eure zeitlichen und finanziellen Beschränkungen zu finden.
Das Unternehmertum gleicht einer Heldenreise, die mit langen Nächten, Entbehrungen und Enttäuschungen verbunden ist. Dennoch glaube ich, dass Menschen als Unternehmer mehr Erfüllung, Lernmöglichkeiten und gesellschaftlichen Einfluss finden als Angestellte.
Kakerlakenmodus: Überleben ist die halbe Miete
Die Selbstständigkeit hat mir einen Sinn und eine Erfüllung gegeben, die weit über das hinausgeht, was ich in der Unternehmenswelt als Angestellter erfahren habe. Allerdings erfordert der Erfolg ein außerordentliches Durchhaltevermögen. Die meisten angehenden Unternehmer geben auf, wenn es schwierig wird.
Ich nenne diese Denkweise den „Kakerlakenmodus“ – die Fähigkeit zu überleben und durchzuhalten, wenn andere aufgeben. Dies ist oft der Unterschied zwischen Scheitern und Erfolg. Die Unternehmer, die letztlich erfolgreich sind, sind nicht immer die innovativsten oder brillantesten; sie sind diejenigen, die sich weigern, ihre Vision aufzugeben oder aufhören, wenn Schwierigkeiten auftauchen.
Flexibel bleiben: So wichtig ist der Strategiewechsel
Ebenso wichtig ist die Bereitschaft zum Umschwenken. Bei 2ULaundry haben wir drei- bis viermal umgedreht. Was ursprünglich als Plattform startete, auf der Kunden Leute buchen konnten, die ihre Wäsche abholten, wurde später zu einem Franchise-Unternehmen mit eigenen Waschsalons, Lieferfahrzeugen und Filialen im ganzen Land.
Die heutige Kultur verehrt Unternehmerpersönlichkeiten wie Warren Buffett, Mark Cuban und Jeff Bezos für ihren Reichtum, ihren Einfluss und ihren Erfolg. Aber der wahre Preis ist nicht unbedingt, Milliardär zu werden, sondern sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und etwas Sinnvolles aufzubauen.
Die größte Belohnung: Ein Leben nach euren eigenen Regeln
Ich bin unglaublich dankbar, dass ich die Chance ergriffen habe, meinen unbefriedigenden Schreibtischjob aufzugeben und mich dem Unternehmertum zu widmen.
Der Weg in die Selbstständigkeit ist nicht einfach, aber er bietet unvergleichliche Möglichkeiten für Wachstum und finanzielle Unabhängigkeit. Der Weg zum Millionär ist noch schwieriger. Ganz gleich, ob euer Unternehmen zu einem beliebten lokalen Betrieb oder einem multinationalen Konzern wird, der Mut, auf sich selbst zu setzen und ein Leben nach euren eigenen Vorstellungen zu gestalten, wird euch ein Leben lang von Nutzen sein.
Alex Smereczniak ist der Mitbegründer und ehemalige CEO von 2ULaundry. Er ist jetzt Mitbegründer und CEO von Franzy, einer Plattform für die Entdeckung und den Erwerb von Franchise-Unternehmen.