Meta spielt Jugendlichen offenbar gezielt Werbung aus, die auf ihrem emotionalen Zustand basiert. Wie Techcrunch berichtet, musste sich Sarah Wynn-Williams, frühere Leiterin der Abteilung Global Public Policy bei Facebook, am Mittwoch den Fragen von US-Senator:innen stellen. Auch in ihrem neuen Buch beschreibt sie, wie das Unternehmen die eigene Macht gezielt einsetzt – und dadurch großen Schaden anrichtet.
Meta nutzt bewusst Momente emotionaler Schwäche
Das, was Whisteblowerin Sarah Wynn-Williams vor US-Senator:innen aussagte, dürfte dem Tech-Konzern Meta nicht gefallen. Zwar lag der Schwerpunkt der Anhörung auf Geschäftsbeziehungen zu China und möglichen Falschaussagen vor dem US-Kongress, aber auch das Thema Instagram rückte schnell in den Fokus. Schon im Jahr 2021 hatte der Kongress eine Untersuchung eingeleitet, um den Einfluss der Plattform auf Kinder und Jugendliche zu prüfen.
Auf Nachfrage der Senatorin Marsha Blackburn bestätigte Wynn-Williams, dass Meta – damals noch unter dem Namen Facebook – gezielt Werbung an 13- bis 17-Jährige ausgespielt habe, wenn diese sich niedergeschlagen oder verletzlich fühlten. Auf Basis der Nutzungsdaten könne Meta erkennen, wann sich junge Nutzer:innen hilflos oder als Versager:innen empfinden – und diese Informationen an Werbepartner:innen weitergeben. Denn im Marketing gilt: Wer sich schlecht fühlt, ist empfänglicher für Konsumangebote.
Laut Wynn-Williams sei es etwa möglich, dass das Löschen eines Selfies als Zeichen emotionaler Unsicherheit interpretiert werde – ein möglicher Anlass, gezielt Werbung für Schönheitsprodukte zu platzieren. Auch Werbeanzeigen zur Gewichtsreduktion seien gezielt dann geschaltet worden, wenn junge Mädchen Hinweise auf Unsicherheit beim Thema Körperbild zeigten. In ihrem Enthüllungsbuch Careless People beschreibt die Whistleblowerin im Detail, wie Top-Manager:innen von Tech-Konzernen ihre Macht nutzen – und bewusst in Kauf nehmen, dass daraus Schaden entsteht.
Empfehlungen der Redaktion
Meta weist die Vorwürfe der Whisteblowerin zurück
Wynn-Williams zufolge liegt es nahe, dass Meta nicht nur Jugendliche auf Basis ihres emotionalen Zustands ins Visier nimmt – dasselbe gelte auch für Erwachsene. Ein während der Anhörung herangezogenes internes Dokument scheint das zu bestätigen: In einem Screenshot fragt ein Facebook-Direktor, ob es stimme, dass junge Mütter und deren Gefühlslage gezielt analysiert würden. Die Antwort lautete: „Ja.“ Als besonders empörend empfand Wynn-Williams die Doppelmoral vieler Manager:innen aus der Branche. „Diese Führungskräfte … sie wissen es“, sagte sie. „Sie wissen, welchen Schaden das anrichtet. Deshalb erlauben sie ihren eigenen Teenagern nicht, die Produkte zu benutzen, die Meta entwickelt. Das ist Heuchelei auf allen Ebenen.“
Die Frage, wie stark soziale Medien jungen Menschen schaden, wird inzwischen weltweit diskutiert. Australien hat bereits Konsequenzen gezogen: Dort dürfen soziale Netzwerke erst ab einem Alter von 16 Jahren genutzt werden. Auch in Deutschland wächst die Skepsis gegenüber Plattformen wie Tiktok, Instagram oder Snapchat. Viele Menschen sorgen sich um die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche – etwa durch unrealistische Schönheitsideale, sozialen Druck oder Cybermobbing. Laut einer Umfrage, auf die sich der Spiegel bezieht, befürworten 77 Prozent der Deutschen strengere Regulierungen nach dem Vorbild Australiens. Und Meta? Der Tech-Konzern weist die Vorwürfe zurück. Anstatt einzulenken bezeichnet Meta Wynn-Williams in einer offiziellen Stellungnahme als realitätsferne Lügnerin.