Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf geeinigt, den Mindestlohn auf 15 Euro zu erhöhen. Doch für junge Menschen könnte der erhöhte Mindestlohn zur Falle werden. 02.05.2025 | 1:23 min
Ein gut ausgelernter Geselle findet eigentlich immer Arbeit.
Mattes Carstens, Auszubildender
Noch zwei Jahre – dann hat Mattes Carstens seinen Abschluss in der Tasche. In Deutschland kann das jedoch ein immer größerer Teil der jungen Menschen nicht von sich behaupten.
Immer mehr Menschen ohne Berichtsabschluss
Mit Sorge betrachtet man am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) den Trend: „Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsausbildung ist in Deutschland seit vielen Jahren gestiegen – mittlerweile auf 13 Prozent“, beschreibt IAB-Forscher Enzo Weber die Situation.
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Einen Grund für den Trend sieht Weber im Mindestlohn. Dieser hebe „die niedrigsten Löhne, also gerade von den Jobs, die oft auch keine Qualifikation erfordern“.
Und damit steigt der Anreiz, schnell in einen Helferjob zu gehen, in dem man dann auch schon ganz ordentliches Geld verdienen kann.
Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter am IAB
Solche Jobs ziehen einige dann einer mehrjährigen Berufsausbildung mit vorerst niedrigeren Gehältern vor. Gleichzeitig senkt der Mindestlohn laut Weber jedoch die Lohnungleichheit und schmälert den Niedriglohnbereich, was positive Effekte seien.
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Neben dem Mindestlohn ist es vor allem die Zuwanderung junger Menschen ohne formale Qualifikation, die die Zahl der Menschen ohne Berufsausbildung steigen lässt. Ihre Abschlüsse werden oft nicht anerkannt und die Integration in den Arbeitsmarkt verläuft nur schleppend. Zentral ist außerdem, dass sich weiterhin viele Menschen für ein Studium statt einer Ausbildung entscheiden, da dieses als attraktiver wahrgenommen wird.
Trend verschärft den Fachkräftemangel
Dabei wären Ausbildungsplätze vorhanden. Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer konnte knapp die Hälfte aller befragten Betriebe nicht alle Plätze besetzen, knapp ein Drittel erhielt keine einzige Bewerbung.
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Insbesondere in Industrie, Gastgewerbe, Handel, der Verkehrsbranche und dem Baugewerbe fehlen Bewerber. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, betont:
Wenn wir heute keinen Lehrling haben, haben wir morgen keinen Gesellen und übermorgen niemanden, der die Firma übernimmt.
Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks
So viel verdient man in diesen Berufen
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Wie kann Ausbildung attraktiver werden?
Um den Trend umzukehren, müsste die Ausbildung attraktiver werden. Für IAB-Forscher Weber gehören vor allem niederschwellige Ausbildungsangebote und eine bessere Berufsberatung zu den Lösungsansätzen. Auch sollten Zuwanderer direkt in eine Ausbildung oder ein Studium gefördert werden. Für ZDH-Präsident Dittrich ist „ein Dreiklang aus Handwerk, Politik und Gesellschaft notwendig, damit wieder mehr junge Menschen in die berufliche Bildung gehen“.
Die Frage „Ausbildung oder nicht?“ stellt sich für den Auszubildenden Mattes Carstens nicht mehr. Er ist zufrieden mit seiner Ausbildung und möchte auf keinen Fall zu seinem Hilfsarbeiterjob zurück. Mit seinem Abschluss hat er besonders gute Berufsaussichten.
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