Wie geht es weiter mit der EU-Agrarpolitik bis zum Jahr 2034? Bald will Brüssel dazu Vorschläge präsentieren. Landwirte hoffen auf mehr Geld für regionale Qualität, Klima- oder Artenschutz.
Ohne künstliche Bewässerung geht in diesen trockenen Zeiten gar nichts. Kartoffeln brauchen nun einmal viel Wasser, sagt der Landwirt Christoph Plass. Um eben diese anzubauen ist er Ende der 1990er-Jahre aus dem Emsland nach Brandenburg gekommen.
Ursprünglich wollte er seine Ernte auch gleich im rund 50 Kilometer entfernten Berlin vermarkten. Das hat nicht so geklappt. Jetzt liefert der Familienbetrieb mit seinen 20 Angestellten einen Großteil, der mehr als 12.000 Tonnen Kartoffeln, die hier pro Jahr produziert werden, an große Pommes-Frites-Hersteller. Dafür müssen die Knollen groß sein.
In diesem Jahr sei er während der jüngsten Hitzeperiode in Sorge gewesen, dass es Einbußen gebe, sagt Plass. Doch wie es aussehe, sei sein Betrieb zumindest bei den Kartoffeln mit einem „blauen Auge“ davongekommen – auch dank der Beregnungsanlagen. Deren Einsatz ist teuer: 160.000 bis 180.000 Euro pro Jahr koste das, so der Landwirt.
Gute Nahrungsmittel „vor der Tür“ anbauen
Mit Beregnungsanlagen allein kann Christoph Plass die Qualitätsanforderungen seiner Kartoffelabnehmer nicht erfüllen. So ist der Landwirt auf seinen Äckern längst digital unterwegs. „Wir ziehen jede Woche Nährstoffproben und gucken, welche Nährstoffe, Mikronährstoffe oder auch Pflanzenhilfsstoffe wir hier einsetzen können, um wirklich ganz effizient und auch ohne Überdüngung klarzukommen.“
Bauer Plass, der auch einer der Vizepräsidenten des Brandenburger Landesbauernverbandes ist, hat den Anspruch, gute Nahrungsmittel „vor der Tür“ anzubauen – das sei sein Beruf. Er bekenne sich zu einer regionalen Landwirtschaft, die trage auch zu mehr Unabhängigkeit bei angesichts der internationalen Krisen.
Kartoffelbauer Christoph Plass vor einem Feld in Brandenburg.
Verbraucher einerseits und die Politik andererseits müssten das anerkennen. Den Ansprüchen an eine andere Landwirtschaft könne man nur gerecht werden, wenn genug Geld im System sei, fordert der Landwirt mit Blick auf die anstehende Reform der gemeinsamen europäische Agrarpolitik (GAP).
Fast ein Drittel der Arbeitszeit für Bürokratie?
Ein deutlich erhöhtes EU-Agrarbudget fordert auch der Deutsche Bauernverband in einem gerade veröffentlichten Appell. „Die Gestaltung der EU-Agrarförderung und deren nationale Umsetzung ab 2028 muss dazu führen, dass die Einkommen der Betriebe wieder gestärkt und bürokratische Fesseln gelöst werden“, heißt es darin.
Für Christoph Plass bedeutet das auch, dass es weiter Direktzahlungen zur Einkommensstützung – wie es heißt – geben müsse. Das sei wichtig für die Planungssicherheit, für die Wettbewerbsfähigkeit und helfe bei Krisen.
Was den Abbau von Bürokratie angeht, wünscht sich Plass mehr Vertrauen in die Landwirte. Nahezu alles, was auf den Feldern passiere, müsse genau dokumentiert und begründet werden. Das koste ihn und seine dafür zuständigen Angestellten schätzungsweise 30 Prozent der Arbeitszeit, so Plass. Das schränke die Handlungsfähigkeit der Landwirte zu sehr ein.
Große Unterschiede zwischen Betrieben
Blühstreifen anzulegen zum Beispiel, als Beitrag zum Insektenschutz und den Erhalt der Artenvielfalt, liegt einem Ackerbauern sicherlich näher als einem Milchviehhalter. Insgesamt gibt es hier nach Ansicht von Landwirt Plass keine ausreichenden Agrar-Umweltschutzmaßnahmen und Ökoregelungen, die für unterschiedliche Betriebsformen interessant genug seien und sich gut in die Abläufe integrieren ließen. Hier müsse nachgebessert, Förderprogramme müssten angepasst werden.
Die Betriebe seien sehr unterschiedlich: groß, klein und auch regional verschieden. Und um sich allen Herausforderungen stellen zu können – der Produktion hochwertiger Nahrungsmittel, weniger C02-Ausstoß, mehr Klima- und Artenschutz sowie mehr Regionalität – sei mehr Geld für das System nötig, mahnt der Landwirt.
Mitte Juli will die Europäische Kommission Vorschläge für die künftige Finanzierung und Reform der GAP vorlegen. Dabei geht es um die nächste Förderperiode für die Jahre 2028 bis 2034.