Die Ausbreitung der Vogelgrippe hat in Deutschland ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Hunderttausende Tiere wurden bereits getötet. Ein Branchenexperte hält Preiserhöhungen etwa für Eier und Fleisch nicht mehr für ausgeschlossen.
Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland weiter rasant aus, immer mehr Betriebe sind betroffen. Und nach Ansicht von Experten hat sie ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Einige Branchenvertreter warnen bereits vor steigenden Preisen für die Verbraucher.
Der Vorsitzende des Landesverbands der Bayerischen Geflügelwirtschaft, Robert Schmack, sagte im Bayerischen Rundfunk, die Preise für Eier und Geflügelfleisch seien bereits auf einem hohen Niveau. „Eierpreise, die sich dann um die Hälfte noch mal erhöhen, die halte ich nicht für ausgeschlossen“.
Leere Eier- und Geflügelfleisch-Regale im Supermarkt seien nicht zu befürchten, betont Schmack. Ein reduziertes Angebot bei Freiland- oder Bioeiern könne es aber geben. Eier-Importe aus dem Ausland lehnt Schmack allerdings ab: „Wir haben schon den Anspruch, dass wir uns möglichst selbst mit unseren Produkten versorgen.“
Genügend Geflügelfleisch und Eier zu Weihnachten
Der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, Hans-Peter Goldnick, zeigte sich optimistischer. Er glaube nicht, dass es kurzfristige Preisexplosionen geben werde, sagte Goldnick im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Alle müssen die Sicherheitsmaßnahmen in den Betrieben einhalten. „Dann haben wir die Chance, dass wir das Virus außen vorhalten“, sagte der Verbandspräsident. Und dann gibt es auch zu Weihnachten und überhaupt genügend Fleisch, Geflügelfleisch und genügend Eier.“
Goldnick verwies speziell bei Preisen für Gänsen darauf, dass die meisten Tiere aus dem Ausland importiert werden. Nur 20 Prozent der Gänse, die in Deutschland gegessen werden, kämen aus deutscher Produktion. 80 Prozent stammten aus Ungarn und Polen. Vor dem Martinstag am 11. November beginnt traditionell die Schlachtsaison für Gänse.
„Wir müssen einfach nur in den nächsten Tagen und Wochen abwarten, wie sich dieser Pestzug durch Deutschland, aber auch durch Europa entwickelt“, sagte der Verbandspräsident. Natürlich könne sich ein Preisniveau immer ändern, wenn eine Situation dramatische Züge annehme. „Grundsätzlich glaube ich aber, dass wir das im Griff behalten können.“
Besondere Situation in diesem Jahr
Aber Goldnick verweist auch auf die besondere Situation in diesem Jahr. Die Geflügelpest grassiere diesmal außergewöhnlich früh, sagte er. „Es sind verhältnismäßig viele Ausbrüche über die gesamte Bundesrepublik verteilt in allen möglichen Geflügelarten. Das ist schon überraschend.“ Normalerweise gebe es einen Anstieg Anfang November. „So einen Verlauf haben wir in den letzten Jahren noch nicht erlebt.“
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) sagte, Deutschland habe die Seuche auf die Sitzungsagenda gesetzt. Bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen in Luxemburg forderte er ein gemeinsames Vorgehen in der EU. „Gerade der Ausbruch beim Wildgeflügel ist in diesem Jahr besonders stark und hier ist ein gemeinsames, koordiniertes und abgestimmtes Handeln unglaublich notwendig.“
Ende vergangener Woche hatte Rainer bereits erklärt, es sei wichtig, Tiere zu schützen und Schäden für die Land- und Lebensmittelwirtschaft abzuwenden. Auswirkungen auf den Handel gelte es „durch eine bestmögliche Eindämmung“ so gering wie möglich zu halten.
„Nach wie vor ein sehr dynamisches Geschehen“
Die Vogelgrippe breitet sich seit Wochen über ganz Deutschland aus und trifft zunehmend Geflügelbetriebe. Nach Angaben des in Greifswald ansässigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) haben bislang etwa 30 kommerzielle Geflügelhalter ihre Tiere töten müssen. Es handele sich nach aktuellem Stand derzeit um mehr als 500.000 Nutztiere.
Das Loeffler-Institut rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Zugvögeln, die an der Geflügelpest verenden und zu Überträgern der Tierseuche werden können. „Der Vogelzug ist im vollen Gange und der Virusdruck durch infizierte Wildvögel und deren Ausscheidungen sehr hoch“, sagte Instituts-Präsidentin Christa Kühn. „Wir sehen nach wie vor ein sehr dynamisches Geschehen.“
Vor etwa einem Jahr hatte ein Vogelgrippe-Ausbruch auch die USA getroffen. Im darauffolgenden Frühjahr waren die Eierpreise stark angestiegen. Zeitweise standen viele Verbraucher auch vor leeren Regalen. Nach Angaben der Washington Post wurden allein im Herbst und Winter 2024 50 Millionen Hennen getötet.
