Anleger mit Liebe zu deutschen Industriekonzernen werden seit Jahren enttäuscht. Dafür gibt es gute Gründe, und schuld ist nicht immer das Land per se.
Der Vorsitzende der Grünen, Felix Banaszak, gab jüngst im Interview mit der ARD zu, dass es mit seiner Vaterlandsliebe ähnlich bestellt sei wie mit jener Robert Habecks. Sprich – man liebt die Familie und das nähere Umfeld, aber das Land sei zu abstrakt. Die These mag streitbar sein – nachvollziehbar ist sie durchaus.
An der Börse nennt man zu große Vaterlandsliebe „Home Bias“. „Darunter versteht man, dass Anleger sich zu sehr im eigenen Land nach Aktien umsehen und zu wenig über den Tellerrand hinausblicken“, erläutert Stefan Riße von Acatis. In den vergangenen Jahren hat diese Liebe zu heimischen Aktien glücklicherweise bei vor allem jungen Anlegern deutlich abgenommen.
Die Hitparade der am meisten gehandelten Aktien bei Smartbroker und bei der Börse München haben wir uns über die vergangenen 24 Monate angesehen und ausgewertet. Ganz vorn liegen Titel aus den USA wie Nvidia, Meta, Apple oder auch mal Exoten wie Palantir. „Im Juli hat es mit Droneshield ein ganz spezieller Titel auf die Liste der meistgehandelten Aktien geschafft“, so Lars Reichel, Head of Sales bei Gettex.
Trotz alledem greifen deutsche Anleger noch immer gern zu vermeintlichen Qualitätstiteln aus Deutschland und Europa. Aber haben Sie in den vergangenen Jahren einmal die Marken Volkswagen, Porsche, BASF oder Lufthansa auf den Prüfstand gestellt? Der Vergleich zu Firmen, die Sie auf Ihrem Smartphone vermutlich sofort finden werden, nämlich Spotify, Meta, Amazon, Google oder booking.com, fällt desaströs aus. Im Falle von BASF und Lufthansa liegt dies nicht nur, aber durchaus auch an politischen Rahmenbedingungen. Lufthansa hat jedoch weiter mit Personalmängeln zu kämpfen und nicht jedes Flugzeug, vor allem auf der Langstrecke, hält in Sachen Qualität mit arabischen Airlines mit.
Zwar verdient die Lufthansa wieder richtig gutes Geld, doch hat der Markenwert unglaublich gelitten und wird die Marke mit ständigen Namenswechseln bei der Tochter Eurowings zu Discovery noch mehr ins billige Fahrwasser gezogen. Als Resultat bleibt für all jene Anleger, die dem ehemaligen Aushängeschild Lufthansa die Treue hielten, ein Aktienkurs, der von 11 Euro im Jahr 2023 auf nur noch 7,5 Euro im Sommer 2025 gefallen ist und somit vor allem angesichts von Aktienmärkten auf Rekordkurs desaströs ist. „Die Lufthansa-Aktie gibt allen recht, die das Börsenmotto ’never buy airlines‘ (Deutsch: Kaufen Sie niemals Fluggesellschaften‘) für Ihr Portfolio umsetzen“, so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.