Ein VC will die Tech-Elite kultivieren – mit Stilberatung, Champagner und Gesprächstraining. Silicon Valley wird plötzlich charmant.
Das Image der Tech-Gründer aus dem Silicon Valley verändert sich. Das sagt Sam Lessin, Gründer von Slow Ventures, einem Venture-Capital-Unternehmen, der eine „Etikette- und Benimmschule“ für junge Gründer von Y Combinator und Tech-Unternehmer veranstaltete – mit Lektionen über Stil, Smalltalk und der Überwindung der Angst vor Kaviar.
„Das Bild des Silicon Valley wandelt sich – weg von dem, das ‚The Social Network‘ zeigte“, sagte Lessin in seiner Eröffnungsrede am Mittwoch und bezog sich auf den Film über Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der darin als unbeholfener Student im grauen Hoodie erscheint.
Das Event fand in einem privaten Raum eines Restaurants im Four Seasons Hotel San Francisco statt, nur wenige Straßen von vielen neuen KI-Startups entfernt. Lessin erklärte, Technologie setze sich nicht von selbst durch – man müsse sie „in die Welt hinausschieben“. Und wenn man ein neues, disruptives Produkt habe, das nicht jeder begrüße, sei Charisma die geheime Zutat, die Türen öffne.
An vier runden Tischen mit Rote-Bete-Törtchen, Wassermelonen-Poke und Trüffelkäsebällchen erhielten rund drei Dutzend Teilnehmer eine Goodie-Bag mit Mundwasser, Bürste, Fusselroller und einer 100-Dollar-Geschenkkarte für Wilkes Bashford, eine Luxus-Boutique in San Francisco.
Stil-Tipps für Gründer
Der Workshop begann mit einer Modenschau. Chris Deehan, Stilberater beim Fashion-Unternehmen Wilkes Bashford, trug Grün von Kopf bis Fuß und erklärte: In lockeren Settings wie dem Büro oder beim Brunch könne man sich vieles erlauben – außer knalligen Farben und aufdringlichen Logos.
Bei formellen Anlässen – etwa einer Präsentation vor Investoren – empfahl er Kaschmiranzüge, im Winter auch Rollkragenpullover statt Hemd, aber nur zwischen November und Februar. Wichtig: Krawatte oder Einstecktuch seien laut ihm Pflicht.
„Jeder Anzug hat seine eigenen Knopfregeln“, sagte Deehan zu einigen verwirrten Gesichtern. „Wenn ihr unsicher seid, schickt mir ein Foto.“
Wie man gute Gespräche führt
Sunil Rajaraman, Gründer des KI-Unternehmens Hamlet, erinnerte die jungen Gründer daran, dass sie „nicht überall beliebt“ seien – das Silicon Valley sei „nicht das Zentrum des Universums“.
„Ihr müsst euch auch außerhalb von Arbeit, Tech und KI engagieren“, sagte Rajaraman. „Lest mehr Belletristik – das erweitert eure Vorstellungskraft und macht euch zu spannenderen Gesprächspartnern. Viele von euch entwickeln Technologien, die andere Menschen ersetzen.“
Lessin ergänzte: Etikette bedeute, zu wissen, wie man sich in verschiedenen Räumen bewegt – ohne überall im Mittelpunkt stehen zu wollen. „Seid interessant – nicht nur durch euer Unternehmen“, sagte er. „Kommt mit einem niedrigen Puls in Gespräche und überlegt, was ihr geben könnt statt zu nehmen. Aufrichtiges Auftreten öffnet mehr Türen als Arroganz.“
Das Kaviar-Tasting
Als der letzte Gang serviert wurde, bekamen die Teilnehmer kleine Dosen Kaviar auf silbernen Platten mit Perlmuttlöffeln. „Wie viel soll man davon eigentlich kauen?“ fragte jemand.
Geoffrey Chen von der Caviar House & Prunier Group erklärte, Kaviar sei „fast so teuer wie Kokain“ – und eher Symbol als Genussmittel. „Kaviar ist ein Essen für festliche Anlässe“, sagte Chen. „Am besten kombiniert man ihn mit Champagner; zu Austern passen Sake oder Chardonnay.“ Sein letzter Tipp: Wenn du die Weinkarte nicht verstehst – bestell alles, nur keinen Rosé.
Zum Abschluss erhielten die Teilnehmenden Zertifikate. Ein Designer am Tisch sagte beim Hinausgehen lachend: „Das war lustig – aber wer ein richtig laufendes Startup hat, hat keine Zeit für Etikettekurse an einem Mittwoch im Four Seasons.“
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