

Die VW-Aktie steht im frühen Freitagshandel unter Druck: Konzern senkt Gewinn- und Umsatzziele (Foto: dpa).
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VW-Aktie aktuell im Minus: Konzern senkt Gewinn- und Umsatzziele
Die VW-Aktie steht im frühen Börsenhandel am Freitag unter Druck. Nachdem der Volkswagen-Konzern seine Erwartungen für das laufende Jahr deutlich zurückgeschraubt hat. Die VW-Aktie verlor im frühen Freitagshandel auf Tradegate rund zwei Prozent und notierte bei 93,48 Euro – das Minus unterhalb der für Investoren wichtigen Marke von 95 Euro ist kein gutes Zeichen. Im DAX gehörte die Aktie zeitweise mit einem Minus von fast drei Prozent bei 93,20 Euro zu den schwächsten Werten. Im Handelsverlauf konnten die Verluste etwas eingedämmt werden, nun tendiert die VW-Aktie aktuell (10:00 Uhr) annähernd 0,6 Prozent im Minus.
Grund für die reduzierten Erwartungen beim VW-Konzern sind die gestiegenen US-Zölle, enttäuschende Ergebnisse der Premium-Marken Porsche und Audi sowie die hohe Nachfrage nach margenschwachen Elektrofahrzeugen. Statt der ursprünglich angepeilten operativen Rendite von 5,5 bis 6,5 Prozent erwartet Volkswagen nun nur noch 4,0 bis 5,0 Prozent. Selbst diese Prognose steht unter Vorbehalt: Derzeit gelten in den USA Einfuhrzölle in Höhe von 27,5 Prozent, was laut VW bereits das untere Ende der neuen Spanne widerspiegelt. Sollte der Zollsatz wieder auf 10 Prozent gesenkt werden, wäre das obere Ende der Marge erreichbar.
Beim Umsatz erwartet VW keinen Anstieg mehr. Konzernchef Oliver Blume rechnet nur noch mit einem Erlös auf Vorjahresniveau – zuvor hatte man ein Wachstum von bis zu fünf Prozent prognostiziert.
Gewinneinbruch bei Audi und Porsche
Der zweite Quartalsbericht offenbart erhebliche Schwächen im Kerngeschäft. Der Nettogewinn sank im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 2,29 Milliarden Euro. Besonders betroffen waren die Nobelmarken Porsche und Audi: Während der operative Gewinn bei Audi auf 550 Millionen Euro einbrach – ein Rückgang um zwei Drittel –, stürzte das operative Ergebnis bei Porsche im Autogeschäft von 1,7 Milliarden Euro auf nur noch 154 Millionen Euro ab.
Die Gründe sind vielfältig: Neben den US-Zöllen machen hohe Umbaukosten den Konzernen zu schaffen. Audi plant, 7.500 Stellen zu streichen, Porsche will mindestens 1.900 Jobs abbauen. Neue Modellanläufe bei Audi sorgen zudem für temporäre Absatzprobleme. Die Entwicklung trifft vor allem den wichtigen chinesischen Markt, wo sowohl Porsche als auch Audi unterdurchschnittlich abschneiden.
VW-Kernmarke überrascht positiv
Ein Lichtblick ist die Kernmarke Volkswagen Pkw. Sie konnte ihren operativen Gewinn im zweiten Quartal deutlich steigern: 991 Millionen Euro bedeuten fast das Sechsfache gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit übertrifft die Kernmarke die Ergebnisse der Premium-Schwestern Audi und Porsche zusammen.
Dieser Erfolg ist unter anderem auf das große Sparprogramm zurückzuführen, das Ende letzten Jahres gestartet wurde. Bis 2030 sollen konzernweit über 35.000 Stellen abgebaut werden – das entspricht rund einem Viertel der Belegschaft. 4.000 Stellen wurden bereits gestrichen, 20.000 Mitarbeiter haben Altersteilzeitverträge akzeptiert.
Elektroautos boomen, belasten aber die Marge
Ein weiterer Grund für den Gewinneinbruch ist die starke Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Diese sind zwar wichtig für die Zukunftsstrategie des VW-Konzerns, bringen aber aktuell niedrigere Margen. In Europa konnte VW seinen Marktanteil bei E-Autos auf 28 Prozent ausbauen. Vorstandschef Blume betonte: „Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt.“ Dennoch belasten die margenschwachen Modelle laut Finanzvorstand Arno Antlitz das Ergebnis spürbar.
Die operative Marge sank konzernweit auf 4,7 Prozent. Das operative Ergebnis lag bei 3,83 Milliarden Euro – ein Rückgang um mehr als 29 Prozent. Trotz leicht gestiegener Auslieferungszahlen sank der Umsatz um drei Prozent auf 80,6 Milliarden Euro. Der VW-Aktienkurs reagierte entsprechend negativ.
Belastungsfaktor USA – Zölle drücken auf Absatz
Die Einführung erhöhter US-Zölle im April auf nunmehr 27,5 Prozent wirkt sich massiv auf das Geschäft des VW-Konzerns aus. Allein 1,2 Milliarden Euro Verlust führt der Konzern auf diese Maßnahme zurück. Der Absatz auf dem US-Markt ging um 16 Prozent zurück. VW spricht von einem „deutlich spürbaren Rückgang“ der Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten.
Nicht nur der Absatz leidet: Auch die Unsicherheit in der Logistikbranche führt zu Zurückhaltung bei Neuanschaffungen von Lkw – mit Konsequenzen für die VW-Nutzfahrzeugtochter Traton.
Traton senkt Prognose – Aktie fällt
Auch die Traton Group meldete eine Korrektur ihrer Jahresprognose. Der MDAX-Konzern erwartet nun nur noch eine bereinigte operative Marge von 6,0 bis 7,0 Prozent – zuvor lag die Zielspanne bei 7,5 bis 8,5 Prozent. Beim Umsatz und Absatz rechnet Traton mit einem Rückgang von bis zu zehn Prozent. Die Traton-Aktie verlor auf Tradegate zwischenzeitlich bis zu zehn Prozent im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs.
Als Hauptgründe nannte das Unternehmen neben der US-Zollpolitik auch die schwache Wirtschaftslage in Europa und neue Herausforderungen in Brasilien. Diese Faktoren führten laut Traton zu „einer stärker als erwarteten Kaufzurückhaltung der Kunden“.
VW-Aktie im Fokus der Anleger
Die VW-Aktie bleibt damit weiter unter Druck. Analysten sehen in der Aktie von BMW derzeit den Favoriten unter den deutschen Autoherstellern. Dennoch trauen einige Experten der Porsche-Aktie kurzfristig das größte Comeback-Potenzial zu.
Für den VW-Konzern bleibt die Lage angespannt. Der eingeschlagene Sparkurs und die strategische Fokussierung auf Elektromobilität zeigen erste operative Effekte, doch geopolitische Risiken und margenschwache Produkte belasten das Gesamtergebnis weiterhin spürbar. Die Entwicklung des VW-Aktienkurses bleibt daher auch in den kommenden Monaten eng mit politischen Entscheidungen und den Erfolgen im Premiumsegment verknüpft.