Genau 25 Jahre ist es her, da ging die Deutsche Post AG an die Börse. Die „Aktie Gelb“ war eine der sogenannten Volksaktien. Was ist geblieben?
An der Frankfurter Börse knallt es postgelb von der Fassade am 20. November 2000. Vor genau 25 Jahren ist die Deutsche Post AG an die Börse gegangen – mit der sogenannten „Aktie Gelb“. Damals hieß es: „Der Eröffnungskurs der Aktie Gelb mit einem Umsatz von 5,4 Millionen ist 21,40 Euro.“
Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz erinnert sich: „Das war eine ganz verrückte Zeit. Wir hatten die Börsengänge der deutschen Telekom erlebt ab 1996, und dann hatten wir zur Jahrtausendwende den Neuen Markt, wo ja ein Run auf alle möglichen Neuemissionen stattfand“
„Eher etwas langweilig“
Vor allem Unternehmen, die etwas mit dem – damals noch „neuen“ – Internet zu tun hatten, waren gefragt. Und dann kam die Deutsche Post an die Börse. „Eher ein etwas langweiliges Unternehmen, das eigentlich nicht so richtig jeder haben wollte, das war nicht so sexy, aber im Nachhinein ist gerade diese Aktie sehr erfolgreich gewesen“, ordnet Börsenexperte Robert Halver von der Baader Bank ein. Auch wenn viele Aktionäre erst skeptisch waren: Die Post sei in dieser Zeit ein vertrautes Unternehmen gewesen.
Staatsunternehmen wie die Post waren bekannt, gewissermaßen ein Markenprodukt: „Da hat man seine Briefmarken gekauft, das konnte man verstehen“, so Halver. „Ich sage immer: Eine Aktie muss auch etwas zum Anfassen sein.“ Viele hätten einfach dabei sein wollen: „Das war so etwas wie eine Volksaktie.“
Volksaktien locken Kleinanleger
Volksaktien, das waren zum Beispiel Deutsche Telekom, die Post, Volkswagen – ein historischer Begriff aus der Zeit in Deutschland, als man einst staatseigene Unternehmen aufgelöst und an die Börse gebracht hatte. „Es war die Zeit, wo man damit auch Geld machen konnte“, erinnert sich Experte Halver.
Durch sogenannte Volksaktien haben sich auch immer mehr Kleinanleger für den Aktienmarkt interessiert – auch weil die Konditionen günstigen waren. Anlegerschützer Nieding aber betont: „Der Staat ist natürlich nicht altruistisch unterwegs gewesen, sondern er hat sein Tafelsilber ‚verramscht‘, unter die Leute gebracht.“
Der Fokus hat sich verschoben
Börsen-Crashs folgten, Krisen, Kriege. Die Zeiten der Volksaktien sind lange vorbei. Heute treiben andere Themen die Kurse an – Künstliche Intelligenz und Tech. Nichts, das man „anfassen“ kann. Aber auch die Aktienkultur selbst in Deutschland schleppt sich laut Nieding dahin. „Das liegt natürlich auch daran, dass der Staat sich mit Blick auf die Altersvorsorge mit Aktien sehr sehr schwer tut“, sagt er.
Skandinavien und die USA seien da ganz anders aufgestellt. „Wenn wir hier eine echte aktienbasierte Altersvorsorge treffen würden, wäre die Aktienkultur in Deutschland ganz anders“, so Nieding. Und doch verändert sich Aktienkultur immer weiter – denn vor allem die junge Generation interessiert sich immer mehr für Börse, die eigenen Finanzen und auch die Absicherung fürs Alter.

