Auf die Frage, wann das Berliner Fintech Scalable Capital an die Börse gehen will, wich Gründer Erik Podzuweit bislang immer aus. Ein IPO schließe man nicht grundsätzlich aus, hieß es dann. Nun wird er konkreter: Im Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“ erklärt Podzuweit erstmals die Pläne des Neobrokers. „Wir können uns diesen Schritt in den nächsten vier bis fünf Jahren vorstellen“, sagt der Scalable-Chef.
Schon im kommenden Jahr soll die gesamte Unternehmensgruppe profitabel sein, bislang gilt das nur für das Deutschlandgeschäft. Podzuweit selbst will auch nach einem möglichen Gang aufs Parkett weiter bei Scalable investiert bleiben und ”noch Jahrzehnte” im Unternehmen arbeiten.
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Ein möglicher Grund für die Konkretisierung der IPO-Pläne: Investoren wie die Beteiligungsgesellschaft HV Capital könnten mit dem Gedanken spielen, ihre Anteile zu veräußern.
Doch um fit für den Börsengang zu werden, muss der Neobroker noch deutlich wachsen. Branchenkenner schätzen, dass ein Jahresüberschuss von mindestens 50, besser 100 Millionen Euro nötig wäre, um die aktuelle Bewertung von rund 1,5 Milliarden Euro zu halten. 2023 schrieb Scalable noch einen Verlust von 26,7 Millionen Euro – immer ein Fortschritt gegenüber 2022, als das Minus noch bei 58,4 Millionen Euro lag.
Schärfster Konkurrent: Trade Republic
Scalable betreut derzeit über eine Million Kund:innen und verwaltet ein Vermögen von 30 Milliarden Euro. Damit bleibt der Neobroker aber weit hinter seinem größten Konkurrenten Trade Republic zurück, der bereits rund 8 Millionen Kund:innen zählt.
Auch die Strategien der beiden Fintechs unterscheiden sich stark: Während Trade Republic sich immer stärker zur Neobank wandelt, setzt Scalable auf den Ausbau seiner Brokerage-Dienste. Der Neobroker hat etwa kürzlich eine eigene Börse gegründet und einen eigenen ETF aufgelegt.
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Gestartet als Robo-Advisor
Zwar hat auch Scalable im vergangenen Jahr eine Banklizenz beantragt, plant damit aber vor allem, künftig Wertpapierkredite anzubieten. Ein Ausbau zur Neobank wie bei Trade Republic steht nicht auf der Agenda. „Bevor wir ein Girokonto anbieten, fallen mir 50 Dinge ein, die ich vorher anpacken würde“, sagt Podzuweit.
Vor zehn Jahren startete Scalable als reiner Robo-Advisor. Erst 2020 stieg das Unternehmen dann ins Brokerage ein – mit einer „Zero-Broker-Strategie“, die Wertpapierhandel für 99 Cent pro Order ermöglicht. Wie Trade Republic zielt Scalable damit vor allem auf junge Menschen, die erstmals an der Börse investieren.