Das Wiener FinTech fiskaly, 2019 von Johannes Ferner, Simon Tragatschnig und Patrick Gaubatz gegründet, positioniert sich als cloud-basierter Fiskalisierungsanbieter. “Wir haben 2019 als kleines Team in Wien gestartet – damals waren wir nur drei Leute mit einer großen Idee. Heute sind wir über 90 Mitarbeitende und haben Standorte in mehreren Ländern. Unsere Lösungen sind in Deutschland, Österreich, Spanien und Italien im Einsatz und wir wachsen kontinuierlich weiter”, blickt Gründer Ferner zurück.
Nach eigenen Angaben verfügt fiskaly derzeit über rund 800 Kundinnen und Kunden. Zuletzt investierte der bekannte Growth-Investor Verdane eine ungenannte Summe in fiskaly. Der Geldgeber investiert in der Regel zwischen 20 und 250 Millionen Euro in aufstrebende Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht fiskaly-Gründer Ferner einmal ausführlich über den Stand der Dinge in seinem Unternehmen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter fiskaly erklären?
Wenn Du das nächste Mal etwas bspw. im Supermarkt einkaufst, schau Dir den Kassenzettel mal genauer an – besonders den unteren Teil mit einem QR-Code und einer Nummer über ein technisches Sicherheitssystem. Der QR-Code und die Nummern sind Teil einer riesigen technischen Verordnung der Regierung, um Steuerbetrug zu verhindern – KassenSichV. Allein in Deutschland schätzt der Bundesrechnungshof, dass durch eine unzureichende Kassenführung jährlich bis zu 70 Milliarden Euro an Verlusten durch nicht eingezogene Steuern und Abgaben entstehen können. Um solche Verluste zu vermeiden, wurden in vielen europäischen Ländern Fiskalisierungsgesetze eingeführt. Sie verpflichten die Unternehmen, alle Transaktionen elektronisch aufzuzeichnen und zu archivieren – ein Mandat, das von Land zu Land unterschiedlich und komplex sein kann. Die Notwendigkeit, Transaktionen gründlich und in Übereinstimmung mit den Steuervorschriften zu dokumentieren, stellt eine erhebliche Belastung dar, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Hier setzt fiskaly an und bietet eine innovative, digitale, cloudbasierte Fiskalisierungslösung für alle Aspekte von Belegen und Transaktionen, ohne dass zusätzliche Hardware benötigt wird. Einzelhändler und Kassenanbieter können das datensichere System SIGN nahtlos in bestehende Kassensysteme integrieren. Das spart Unternehmen Zeit und Geld und stellt sicher, dass alle steuerlichen Vorschriften automatisch eingehalten werden. Im Jahr 2022 wurde darüber hinaus ein neues Geschäftsfeld für digitale Belege eröffnet. Alle Lösungen sind cloudbasiert mit API-First-Ansatz und erfüllen rechtskonform die länderspezifischen Anforderungen. Unsere Vision ist es, fiskaly zum führenden Anbieter von Fiskalisierungsinfrastruktur in Europa zu machen. Dafür treiben wir die Expansion in neue Märkte weiter voran. Wir revolutionieren Fiskalisierung mit nutzerfreundlichen, skalierbaren und zuverlässigen cloudbasierten Lösungen.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
Unsere Grundidee war von Anfang an klar: Wir wollten eine digitale, cloudbasierte Fiskalisierungslösung schaffen, die einfach zu integrieren und zu nutzen ist. Während andere auf Hardware setzten, haben wir die Zukunft in der Cloud gesehen. Das hat sich als richtige Entscheidung erwiesen. In den letzten Jahren haben wir unser Angebot stetig weiterentwickelt – heute bieten wir nicht nur digitale Signaturen für Transaktionen, sondern auch digitale Belege, eine Archivierungslösung, eine automatisierte Lösung für die 2025 neu eingeführten Gesetze zur Kassenmeldepflicht oder unsere Fiskalcheck-App und wir expandieren in immer mehr europäische Länder. Wir bedienen dabei zwei Hauptzielgruppen: Erstens: POS-Anbieter. Diese integrieren unser fiskaly SIGN-System in ihre Kassensysteme, wodurch ihre Kunden – Händler und Gastronomen – automatisch gesetzeskonforme Transaktionen abwickeln können. Zweitens: Große Filialisten und Marktketten. Diese Unternehmen betreiben eigene Kassensysteme und benötigen eine rechtskonforme Umsetzung der lokalen Fiskalisierungsvorschriften wie etwa die KassenSichV in Deutschland. Hier arbeiten wir mit namhaften Handelsketten zusammen.
Wie hat sich fiskaly seit der Gründung entwickelt?
Wir haben 2019 als kleines Team in Wien gestartet – damals waren wir nur drei Leute mit einer großen Idee. Heute sind wir über 90 Mitarbeitende und haben Standorte in mehreren Ländern. Unsere Lösungen sind in Deutschland, Österreich, Spanien und Italien im Einsatz und wir wachsen kontinuierlich weiter. Unsere Technologie ist bereits in über 600.000 POS im Einsatz, also bspw. Registrierkassen, und hat bereits mehr als 6 Milliarden Transaktionen verarbeitet. Das zeigt, wie hoch die Nachfrage nach modernen Fiskalisierungslösungen ist. Wir arbeiten mit über 1.000 B2B-Kunden zusammen, darunter große Einzelhandelsketten und führende Kassensystemanbieter wie orderbird, Lightspeed, SumUp und ready2order.
Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Ein großes Highlight war unser erfolgreicher Markteintritt in Spanien und Italien. Jedes Land hat eigene, komplexe Vorschriften zur Fiskalisierung, und es ist eine Herausforderung, eine Lösung zu entwickeln, die diesen Anforderungen gerecht wird. Dass wir es geschafft haben, unsere Technologie für beide Märkte zu adaptieren und dort große Kunden zu gewinnen, zeigt, dass unser Modell skalierbar ist. Ein weiterer bedeutender Meilenstein war die Akquisition der Deutschen Fiskal Ende März 2025. Die Deutsche Fiskal ist ein etablierter Anbieter mit tiefem Marktverständnis, insbesondere im filialisierten Handel, und bringt wertvolle Expertise sowie bewährte Lösungen für den deutschen Markt mit.
Was bedeutet das konkret?
fiskaly bringt seine führende Technologie und internationale Erfahrung ein, während die Deutsche Fiskal über ein starkes Netzwerk und tiefgehendes Know-how im deutschen Fiskalisierungsmarkt verfügt. Gemeinsam bieten wir eine noch leistungsfähigere, zukunftssichere Lösung – mit maximaler Compliance, Flexibilität und Skalierbarkeit. Diese Akquisition ist ein strategisch wichtiger Schritt, um den Markt langfristig zu stärken und Unternehmen jeder Größe die bestmögliche Lösung für ihre Fiskalisierungsanforderungen zu bieten.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ein Learning war, dass regulatorische Prozesse oft länger dauern als erwartet. Gerade wenn es um gesetzliche Zertifizierungen geht, kann es passieren, dass Fristen verschoben oder Anforderungen geändert werden. Unsere größte Herausforderung ist die Skalierung in einem stark regulierten Umfeld. Jeder Markt hat eigene Anforderungen an die Fiskalisierung, was die Expansion komplex macht. Mit Verdane als starkem Investor haben wir jedoch einen erfahrenen Partner an unserer Seite, der uns bei diesem Wachstum unterstützt. Unser Ziel ist es, mit unserer Unified API eine europaweite Fiskalisierungsplattform zu etablieren, die eine noch einfachere Expansion in neue Märkte ermöglicht.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Eine unserer besten Entscheidungen war es, von Anfang an auf eine cloudbasierte Lösung zu setzen. Während alle anderen Unternehmen weiterhin nur an Hardware-basierte Systeme dachten und eine digitale Lösung unmöglich schien, haben wir eine Technologie entwickelt, die flexibler, skalierbarer und kostengünstiger ist. Heute zeigt sich, dass dieser Ansatz die Zukunft ist. Wir haben früh erkannt, dass die Einfachheit der Integration ein entscheidender Faktor ist. Unsere Lösungen sind so konzipiert, dass sie mit minimalem Aufwand in bestehende Kassensysteme eingebunden werden können. Das hat uns einen Wettbewerbsvorteil verschafft, weil unsere Kunden keine komplizierten Umstellungen vornehmen müssen, keine Hardware benötigen, Updates ganz automatisch digital abgebildet werden und unsere Zertifizierung einfach erneuert wird – man muss das System nie tauschen. Mit fiskaly können Händler sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während die komplexen Anforderungen der Fiskalisierung im Hintergrund abgesichert sind. fiskaly ist heute als führender Innovator im Bereich der Fiskalisierung anerkannt. Unser Engagement für Transparenz, insbesondere in der Entwickler-Community, hat uns große Anerkennung für die Qualität unseres API-first-Ansatzes und die klare, gründliche Dokumentation eingebracht.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Erstens: Fokus auf den Kunden. Die besten Ideen entstehen nicht im Labor, sondern im direkten Austausch mit den Menschen, die das Produkt nutzen werden. Wer sein Startup aufbaut, sollte so früh wie möglich Feedback von potenziellen Kunden einholen. Zweitens: Skalierbarkeit von Anfang an mitdenken: Viele Unternehmen starten mit einer Lösung, die für den lokalen Markt gut funktioniert, aber schwer international skalierbar ist. Wir haben gelernt, dass es sich lohnt, von Anfang an eine Architektur zu bauen, die flexibel genug für mehrere Märkte ist. Drittens: Hartnäckigkeit ist entscheidend. Es wird immer Rückschläge geben, sei es durch unerwartete Herausforderungen, regulatorische Hürden oder technische Probleme. Entscheidend ist, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern aus Fehlern zu lernen und weiterzumachen. Stichwort: Resilienz und schnelle, fundierte Entscheidungen. Die Tech-Branche ist dynamisch, also sind schnelle und datengestützte Entscheidungen gefragt. Resilienz wird sich dabei langfristig auszahlen – Herausforderungen sind unvermeidlich, aber mit der richtigen Haltung lassen sie sich überwinden. Viertens: Denke radikal anders. Disruptive Innovation entsteht, wenn man bestehende Modelle hinterfragt und mutige neue Wege geht.
Wo steht fiskaly in einem Jahr?
Unser Ziel ist es, unsere Position als führender Anbieter für cloudbasierte Fiskalisierung in Europa weiter auszubauen. In einem Jahr werden wir in mindestens einem weiteren europäischen Land aktiv sein. Wir arbeiten zudem daran, unsere Unified API weiterzuentwickeln und zum Standard für internationale Unternehmen zu machen. Unser Ziel ist es, dass Unternehmen ihre Fiskalisierung in allen Ländern mit nur einer einzigen Lösung verwalten können – ohne zusätzlichen Aufwand oder komplexe Integrationen. In Bezug auf Zukunftspläne sprechen wir einmal von drei Jahren: 2027 werden wir unseren Umsatz verdoppelt bis verdreifacht haben, indem wir weiter als Unternehmen wachsen und unsere europäische Expansion fokussiert vorantreiben.
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