#Interview
Das ConTech koppla sammelte zuletzt 6 Millionen ein – trotz eines schweren Schicksalsschlages. „Im Endspurt“ der Investmentrunde starb ein Gründer. „Wir mussten uns dann darauf fokussieren, das Unternehmen zusammenzuhalten“, erzählt Mitstreiter Marco Trippler.

koppla aus Potsdam, 2020 von Jérôme Lange, Marco Trippler und Lasse Steffen gegründet, entwickelt eine “intuitive, kollaborative Terminplan-Software für die Bauindustrie”. Über 100 Unternehmen setzen bereits auf koppla – darunter Implenia, Max Bögl und Leonhard Weiss. Der niederländische B2B-Investor Newion, Brandenburg Kapital, mehrere Business Angels sowie Altinvestoren wie Earlybird, Coparion und HPI Ventures investierten zuletzt 6 Millionen Euro in das ConTech. Insgesamt flossen nun bereits rund 10 Millionen in das Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Trippler einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei koppla.
Wie würdest Du Deiner Großmutter koppla erklären?
Auf einem Bauprojekt arbeiten viele unterschiedliche Unternehmen zusammen. Alle müssen genau wissen, wer wann was macht, damit alles reibungslos läuft. Bisher wird das mit Zetteln oder komplizierten Programmen geplant, die keiner versteht, und wodurch Missverständnisse und teure Verzögerungen entstehen. Jetzt gibt es koppla. Das ist eine Software, die wie ein großer, gemeinsamer Terminplan für die ganze Baustelle funktioniert. Alle können in Echtzeit sehen, was geplant ist, was schon fertig ist und was als Nächstes ansteht. Es ist einfach zu bedienen und alle können darin zusammen arbeiten, wodurch es weniger Fehler gibt und Bauprojekte einfacher und schneller abgeschlossen werden.
War dies von Anfang an Euer Konzept?
koppla hieß anfangs noch craftdrive und war als Software für kleine Handwerksbetriebe gedacht. 2020 haben wir unseren ersten Branchenpartner MBN kennengelernt und dadurch tiefe Einblicke in die realen Herausforderungen der Branche erhalten. Der Bedarf nach einer einfachen Softwarelösung für große Bauunternehmen war riesig und so haben wir 2020 mit koppla das “Lean-Betriebssystem für Großbaustellen” entwickelt. 2023 haben wir unser Produkt dann erneut weiterentwickelt und als “ganzheitlichen Terminplan für alle Phasen von Bauprojekten” für noch mehr Unternehmen zugänglich gemacht.
KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Intern nutzen wir KI in allen Teams sehr aktiv, um produktiver und schneller zu arbeiten, insbesondere bei repetitiven Aufgaben. Im Produkt evaluieren wir gerade die Möglichkeiten, die KI mit sich bringt. Wir sehen viele potentielle Anwendungsfälle, möchten KI aber nicht einfach aus einem Trend heraus einsetzten. Bei koppla entwickeln wir immer vom Problem ausgehend, und wenn wir ein Problem identifizieren, bei dem KI einen Mehrwert liefern kann, werden wir sie auch als Lösung einsetzen. Konkret versuchen wir gerade mithilfe von KI bestehende Terminpläne anpassen und transformieren zu lassen, um Projekte noch schneller in koppla aufzusetzen.
Wie hat sich Dein Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung ist koppla auf 21 Mitarbeiter angewachsen, wobei uns ein nachhaltiges Wachstum sehr wichtig ist. Mittlerweile haben wir einen Jahresumsatz von ca. 1,8 Millionen Euro, über 100 Kunden und mehr als 600 aktive Bauprojekte mit einem gemanagten Bauvolumen von mehr als 15 Milliarden Euro. 2023 haben wir die Software ausgeweitet und koppla für noch mehr Unternehmen der Baubranche zugänglich gemacht: Aus der Lean-Software für Generalunternehmen wurde ein ganzheitlicher Terminplan für alle Phasen von Bauprojekten, den auch Projektentwickler, Architekturbüros uvm. nutzen können.
Zuletzt konntet Ihr weitere Millionen einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Ganz klassisch über unsere Bestandsinvestoren und unser breites Netzwerk, die uns Intros zu vielen größeren Investoren gegeben haben. Diese Investoren haben wir dann für unsere Ziele priorisiert und sind anschließend mit unserem Pitchdeck auf sie zugegangen.
Was war ansonsten zuletzt das Highlight bei Euch?
Ein ganz frisches Highlight ist unser Community Event, das wir vor Kurzem organisiert haben. Mit dem Event haben wir 10 ausgewählte Bestandskunden miteinander vernetzt, um sich über Best Practices und Learnings in ihrer täglichen Projektsteuerung auszutauschen. Die Rückmeldung unserer Kunden hat uns total überwältigt – alle haben sich riesig über die Einladung gefreut, sofort zugesagt und hatten richtig Lust auf den Austausch mit uns und anderen Nutzern. Generell ist der alltägliche Austausch mit unseren Kunden jedes Mal ein echtes Highlight, weil wir dabei so viel Neues über die Branche lernen. Und die Finanzierungsrunde war natürlich ein großes Highlight.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Letztes Jahr ist unser Mitgründer Jérôme Lange unerwartet verstorben, genau im Endspurt unserer Finanzierungsrunde. Das hat uns extrem erschüttert. Jérôme war alleine für den Austausch mit den Investoren verantwortlich, wir mussten die Finanzierungsrunde pausieren und uns darauf fokussieren, das Unternehmen zusammenzuhalten. Das war ein ziemlicher Kraftakt, hat uns als Team aber auch stärker zusammengeschweißt. Umso bedeutender ist die abgeschlossene Finanzierungsrunde jetzt für uns – sie ist auch für Jérôme!
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
So nah an unseren Kunden und der Branche dran zu sein. Das hilft uns sehr, die Branche zu verstehen und ein Produkt zu entwickeln, das den Unternehmen wirklich hilft und echte Probleme löst.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Mach etwas, das dir wirklich Spaß macht und wofür du jeden Morgen aufstehen willst. Wenn du nur des Geldes oder des Gründen wegen ein Startup gründest, wird es nichts. Suche dir einen Mitgründer, mit dem du dir vorstellen kannst, jeden Tag zusammenzuarbeiten, mit dem Arbeiten einfach Spaß macht und dem du vertraust. Gründen ist eine Achterbahnfahrt und jemanden an deiner Seite zu haben, hilft sehr!
Wo steht koppla in einem Jahr?
Wir konnten noch viel mehr Bauunternehmen davon überzeugen, dass Terminplanung einfach sein und Spaß machen kann – und haben dadurch die Baubranche bei der Digitalisierung einen Schritt weiter gebracht.