Keine Krise bei Energiekonzern:Uniper will Milliarden an Bund zurückzahlen
von Peter Böhmer, Ralph Goldmann und Thadeus Parade
Krise? Welche Krise? In seiner Bilanz stellt der Düsseldorfer Gas- und Stromkonzern Uniper solide Zahlen vor und kündigt an, mehrere Milliarden an den Bund zurückzuzahlen.
2022 musste der Staat Uniper unter die Arme greifen, jetzt zahlt der Energiekonzern einen Teil des Geldes zurück.
Quelle: dpa
Die Folge: Auf dem Höhepunkt der Krise machte das Unternehmen täglich 200 Millionen Euro Verlust. Am Ende stand für das Jahr 2022 ein Verlust in Höhe von mehr als 19 Milliarden Euro. Uniper drohte die Insolvenz – ohne das Unternehmen wäre es in Deutschland sprichwörtlich dunkler und kälter geworden: Denn Uniper ist global tätig und beliefert allein hierzulande mehr als 1.000 Stadtwerke mit Strom und Gas.
Zwei Jahre in Folge ging das Wirtschaftswachstum zurück. Dazu steigt die Arbeitslosenzahl wieder an. Jetzt hoffen viele, dass die neue Regierung möglichst schnell den Kurswechsel bringt.24.02.2025 | 1:53 min
Bund steckte Milliarden in Uniper-Rettung
Nun kündigte Uniper auf der Bilanz-Pressekonferenz an, bis Ende März weitere 2,6 Milliarden Euro der erhaltenen Beihilfen zurückzuzahlen. Zusammen mit bereits gezahlten 530 Millionen gehen damit 3,1 Milliarden Euro an den Steuerzahler zurück. Bleiben noch rund zehn Milliarden – und wie die getilgt werden, ist noch unklar.
Uniper hat 2023 Rekordgewinne eingefahren. Doch wegen des Gas-Lieferstopps ging der größte deutsche Energieversorger gegen Gazprom vor – das russische Unternehmen wehrte sich im Mai vergangenen Jahres.15.05.2024 | 1:26 min
Börsengang oder Verkauf?
Auf Basis eingehender Analysen kommen wir zu dem Schluss, dass eine Veräußerung über den Kapitalmarkt die zentrale Handlungsoption des Bundes zur Reprivatisierung von Uniper ist.
Bundesfinanzministerium
Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen über den Exit.
Jutta Dönges, Finanzchefin Uniper
Gasspeicher und Gasverbrauch
:Wie es um unsere Gasversorgung steht
Wie viel Gas verbrauchen Haushalte und Industrie? Wie voll sind die Gasspeicher? Wie viel Gas bekommt Deutschland? Grafiken zur Gasversorgung in Deutschland.
von H. Koberstein, R. Meyer, N. Niedermeier, M. Zajonz
Grafiken
Energieexperte ist optimistisch
Uniper gab allerdings nun einen geringeren Gewinn bekannt als im Vorjahr. Damals hatte man von gefallenen Gaspreisen profitiert bei gleichzeitig laufenden langfristigen Lieferverträgen, die zu höheren Preisen abgeschlossen worden waren. Für einen potenziellen Investor sind die Rahmenbedingungen derzeit ohnehin nicht die besten angesichts der Wirtschaftslage. Allerdings: Der Bund hat Zeit bis 2028, kann also noch abwarten. Wie zuversichtlich kann der Steuerzahler also sein, dass das gesamte Geld zurückgezahlt wird? Der Energieexperte Sven Otto von der Bochumer Ruhr-Uni sieht das Ganze gelassen:
Aus meiner Sicht besteht eine gute Aussicht, dass der Steuerzahler einen erheblichen Teil dieser 13 Milliarden wiederkriegt.
Sven Otto, Ruhr-Universität Bochum
Und wenn nicht, wäre das auch in Ordnung, so der Experte: „Die Alternative wäre damals gewesen, als man die Verstaatlichung vorgenommen hat, dass man Uniper kaputtgehen lässt, und anschließend 100 Stadtwerke, sag ich jetzt mal, auch in die Insolvenz gegangen wären. Dann wäre natürlich der Schaden in der Summe deutlich über 13 Milliarden gewesen, das hat man mal auf jeden Fall verhindert.“ Und die Endkunden hätte man am Ende mit steigenden Gaspreisen im Regen stehen gelassen, was nochmal wesentlich teurer geworden wäre.
Peter Böhmer, Ralph Goldmann und Thadeus Parade arbeiten im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.