Das Quellwasser von Perrier soll verunreinigt gewesen und unerlaubt gefiltert worden sein. Verbraucherschützer fordern, dass es nicht mehr als Mineralwasser verkauft wird – und haben geklagt. Heute fällt das Urteil.
Der Champagner unter den Mineralwassern – dieses Image hat Perrier lange gepflegt. Die französische Kultmarke mit den bauchigen, kleinen, grünen Flaschen gehörte auf die Karte extravaganter Pariser Café-Terrassen und ist jahrelanger Werbepartner des Tennis-Turniers von Roland Garos.
Aber der Stern des edlen und teuren Mineralwassers aus Südfrankreich ist am Sinken. Perrier könnte in seiner bisherigen Form bald vor dem Aus stehen, denn es gibt größere Zweifel an seiner natürlichen Reinheit. Die französische Verbraucherschutzorganisation „UFC-Que Choisir“ hat den Perrier-Mutterkonzern Nestlé vor Gericht verklagt. Die Juristin der Verbraucherschützer, Gwenaëlle Le Jeune, sagte dem ARD-Studio Paris:
Ein natürliches Mineralwasser sollte eine stabile Zusammensetzung haben, eine natürliche Reinheit an der Quelle. Mikrofilter sind nur ganz am Rande erlaubt, aber sicher nicht, um ein Wasser zu desinfizieren, das nicht mehr sauber ist.
Vorwurf: Verunreinigung und unerlaubte Filter
Aber genau das soll Nestlé mit der Perrier-Quelle im südfranzösischen Vergèze gemacht haben. Die Verbraucherschützer werfen Nestlé vor, unerlaubterweise ein Filtersystem eingesetzt zu haben. Grund für die Manipulationen sind Verunreinigungen bei den Quellwassern, die neben Perrier zwischenzeitig auch die Nestlé-Marken Vittel und Contrex betrafen. Nachdem Nestlé deswegen schon mal in die Schlagzeilen gekommen war, machte der Konzern bei Perrier trotz gegenteiliger Bekundungen weiter mit der verbotenen Aufbereitung des Mineralwassers – bis Anfang vergangenen Jahres Recherchen von Radio France und der Zeitung Le Monde den Skandal aufdeckten.
Bis in den Elysée-Palast hinein sei die Nestlé-Praxis bei den Mineralwassern gedeckt worden, so die Recherche. Auch der französische Senat beschäftigte sich damit. Im Mai dieses Jahres warf eine Sonderkommission Nestlé in einem Untersuchungsbericht vor, die Verbraucher hinters Licht geführt zu haben. Der sozialistische Senator und Berichterstatter Alexandre Ouizille sagte:
Wenn das Wasser kein natürliches Mineralwasser ist, dann ist es ein Getränkewasser oder ein Tafelwasser. Das kann man auch verkaufen. Aber man darf die Verbraucher nicht für Idioten halten und ihnen Wasser verkaufen, das nicht der Abfüllung entspricht. Natürliches Mineralwasser wird schließlich zwischen 100- und 400-mal teurer verkauft als Leitungswasser.
Drei von fünf Perrier-Quellen stillgelegt
Die französischen Verbraucherschützer von „UFC-Que Choisir“ gehen aber noch weiter. Sie werfen die Frage auf, ob die aus den Perrier-Quellen gewonnenen Mineralwasser wegen schon früher bekannt gewordener Verunreinigungen überhaupt noch sicher sind. Auch im Senatsbericht ist von Vertuschungen der zuständigen Behörden die Rede.
Nachdem der Mineralwasser-Skandal rund um Perrier und andere Marken in Frankreich im vergangenen Jahr hochkam, hat Nestlé sein Filtersystem verändert und behauptet nun, alle Bestimmungen für den Vertrieb von natürlichem Mineralwasser einzuhalten.
Drei von früher fünf Perrier-Quellen hat Nestlé jedoch stillgelegt und die Abfüllung auf nur noch zwei Quellen konzentriert – jedoch bislang ohne die nötige Genehmigung der Behörden vor Ort. „UFC-Que Choisir“ hat deswegen ein Eilverfahren bei einem Gericht im Pariser Vorort Nanterre angestrengt, über das nun entschieden wird.
Kläger wollen, dass Perrier vom Markt genommen wird
„Wir erhoffen uns von dem Verfahren, dass im Rahmen vorläufiger Maßnahmen die Perrier-Flaschen vom Markt genommen und zurückgerufen werden“, sagte die Juristin der Organisation, Gwenaëlle Le Jeune. „Und auch, dass Perrier nicht weiter wie bisher vermarktet werden darf, weil es die Bedingungen für natürliches Mineralwasser nicht erfüllt.“
Unabhängig vom Ausgang der gerichtlichen Auseinandersetzung gibt es französische Medienberichte darüber, dass der Umsatz von Perrier fühlbar zurückgegangen sein soll. Nestlé widerspricht diesen Meldungen. Immerhin räumt der Konzern auf der Internetseite von Perrier in einem Hinweis ein, dass die behördliche Genehmigung zur Abfüllung des angeblich natürlichen Mineralwassers noch aussteht. In Deutschland wird Perrier schon länger nicht mehr verkauft.

