Der US-Präsident feierte sich jüngst vor der UN-Vollversammlung für seine Leistungen im Fach Wirtschaft ab. Dabei läuft in den USA längst nicht alles.
Oracle, Nvidia, Broadcom, Alphabet – bei US-Aktien kommt man aus dem Staunen gar nicht raus. Die Technologietitel feiern einen Rekord nach dem anderen und auch der breite Nasdaq 100 zieht selbstverständlich mit. Was Donald Trump jedoch in seiner Bilanz weitgehend verschweigt, ist die kleine aber feine Tatsache, dass die Industrieunternehmen in den USA mehrheitlich im Russell 2000 zu finden sind und sich dazu auch einige im altehrwürdigen Dow Jones wiederfinden.
Dort wiederum ist die Bilanz verglichen zum sonst brillanten Börsenjahr 2025 dünn. Denn weltweit gesehen müsste vor der UN eigentlich der Präsident Südkoreas ein Feuerwerk zünden, wenn es um die Bilanz der Börsen geht. Der Kospi konnte seit Jahresbeginn sagenhafte 45 Prozent zulegen und lässt damit sogar die Spanier mit plus 30 Prozent weit hinter sich.
Am Ende der Tabelle großer Indizes wird es aber für Trump ehrlich. Denn die Franzosen werden für das politische Chaos abgestraft und bringen es 2025 gerade mal auf einen Kursgewinn von sechs Prozent im CAC40. Noch schlechter steht die Schweiz mit einem dürren Plus von vier Prozent da. Sie erlebt unterdessen die Kehrseite. „Ein US-Zollsatz von 39 Prozent trifft die Wirtschaft hart, der SMI bildet aktuell das Schlusslicht des Rankings“, so Franz-Georg Wenner vom Analysten IndexRadar.
Doch auch der Dow Jones reiht sich mit „nur“ acht Prozent unten ein. „Acht Prozent sind im langfristigen Vergleich fast genau der Mittelwert dessen, was Aktieninvestments jährlich an Rendite abwerfen“, so Lars Reichel von der Börse München. Bloß, 2025 ist spätestens seit April ein richtig gutes Jahr. Der Dax liefert mit 15 Prozent fast so gut ab wie der Nasdaq, hat seine Performance aber schon bis April erzielt. Seither kam nichts mehr groß hinzu.
Die Quartalszahlen von Broadcom und Oracle, gepaart mit den steigenden Investitionsplänen amerikanischer Tech-Giganten, beflügeln zuletzt die KI-Fantasie in den USA. Europa hingegen spielt oft nur am Rand mit – KI dominiert die Wall Street, nicht jedoch das Frankfurter Parkett. MDAX und SDAX hinken ebenso hinterher. Das Momentum liegt klar jenseits des Atlantiks bei den Wachstumswerten.
Doch Tech ist nicht alles: Italien liefert einen Hinweis, dass auch andere Wege möglich sind. Der FTSE MIB zeigte in diesem Jahr Stärke und stützt sich auf solide Banken- und Verteidigungssektoren, ergänzt durch Unternehmen mit geringen US-Umsätzen – ein Schutzschild gegen höhere Zölle.
Insgesamt präsentieren sich die weltweiten Aktienmärkte auch zum Start in den Oktober aber in guter Verfassung, insbesondere vor dem Hintergrund der traditionell eher schwachen Saisonalität im August und September. Letzteres zeigt sich dieses Jahr besonders bei den deutschen Werten, während die US-Börsen deutlich über dem Durchschnittsverlauf notieren. Der S&P 500 könnte sogar das seltene Kunststück vollbringen, seit Mai jeden Monat im Plus zu schließen. Die Erfolgsbilanz für den Oktober liegt bei rund 50 Prozent, für das vierte Quartal jedoch bei gut 80 Prozent.
