Immer wenige Jugendliche suchen Gesundheitsinfos auf klassischen Nachrichtenseiten oder bei Behörden, wie eine Barmer-Studie zeigt. Die Ergebnisse der Befragung beunruhigen Experten. Zudem lasse sich ein zeitlicher Zusammenhang zum Ende der Coronazeit erkennen.
Wenn Teenager sich über die eigene Gesundheit informieren, machen sie es wie die meisten Erwachsenen: Sie werfen einen Blick ins Internet. Auf welche Websites und Plattformen Jugendliche bei ihrer Suche nach Gesundheitsinformationen steuern, hat nun eine Studie der Krankenkasse Barmer genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis beunruhigt Experten jedoch.
So steuert das Gros der Jugendlichen bei seiner Suche nach Gesundheitsinformationen soziale Plattformen an. Mehr als ein Viertel der Teenager nutzt dafür die Videoplattform YouTube, 26 Prozent das soziale Netzwerk TikTok und 25 Prozent die Online-Enzyklopädie Wikipedia.
Websites oder Apps von Nachrichtenmedien werden hingegen lediglich von 14 Prozent der Jugendlichen konsultiert. Auch Behörden-Websites steuern nur ganze 13 Prozent der Jugendlichen an. Für die repräsentative Sinus-Jugendstudie der Barmer wurden im Herbst 2024 rund 2000 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren befragt.
Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, sieht angesichts der Studienergebnisse Handlungsbedarf. „Junge Menschen nutzen für die Gesundheits-Recherche häufig digitale Quellen mit möglicherweise zweifelhaftem Inhalt. Um beurteilen zu können, welche Informationen auf wissenschaftlichen Fakten beruhen, ist eine Stärkung der digitalen Gesundheitskompetenz unerlässlich“, so Straub.
Die Barmer-Studie verdeutlicht auch, wie sich das Nutzungsverhalten der Jugendlichen bei der Suche nach Gesundheitsinformationen in den vergangenen Jahren verändert hat. Die Videoplattform YouTube etwa hat trotz ihres Spitzenplatzes als Recherchequelle bei Jugendlichen an Bedeutung eingebüßt. So haben im Jahr 2022 noch elf Prozent mehr Jugendliche bei YouTube nach Gesundheitsinformationen gesucht als im aktuellen Vergleichszeitraum.
Die Nutzung der Plattform TikTok wurde von der Barmer 2024 das erste Mal abgefragt und schloss sofort zu YouTube auf. Dabei zeigt sich, dass TikTok stärker von Mädchen (32 Prozent) als von Jungen (21 Prozent) zur Suche nach Gesundheitsthemen genutzt wird. Die Suche via Wikipedia zeigt sich mit 25 Prozent hingegen konstant zu den vorhergehenden abgefragten Zeiträumen (2022: 21 Prozent, 2021: 24 Prozent). Die Nutzung von KI-Chatbots für die Recherche von Gesundheitsinformationen wurde in der Studie nicht abgefragt.
Stark eingebrochen ist die Nutzung von Websites und Apps der klassischen Nachrichtenmedien. Diese werden nur noch von 14 Prozent der Jugendlichen bei der Suche nach Gesundheitsinformationen konsultiert. Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei 26 Prozent. Ähnlich stark eingebrochen ist auch die Nutzung von Behörden-Websites.
13 Prozent der Teenager recherchieren dort zu Gesundheitsfragen. 2022 waren es noch 20 Prozent. „Mit dem Ende der Corona-Pandemie sind bestimmte Kanäle für die Jugendlichen offenbar weniger relevant für Gesundheitsinformationen geworden“, kommentiert Barmer-Chef Straub die Ergebnisse.
Laut der Studie gibt es jedoch auch einen größeren Anteil an Jugendlichen, der das Internet überhaupt nicht als Quelle für Gesundheitsinformationen nutzt. So gaben 26 Prozent der Befragten an, sich im Netz überhaupt nicht zu Gesundheitsthemen zu informieren. Das ist eine Steigerung von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2022.
Andreas Macho ist WELT-Wirtschaftsreporter in Berlin mit den Schwerpunkten Gesundheit und Bauwirtschaft.