Millionen User nutzen jeden Tag die Videospiel-Plattform Roblox. In den USA werden gerade Hunderte Klagen gegen die Betreiberfirma vorbereitet. Der Vorwurf: Roblox schütze Kinder nicht genug vor sexuellen Übergriffen.
Ein „Zufluchtsort, ein Spielplatz für Sexualstraftäter“ sei die Videospiel-Plattform Roblox – so sagt es Matt Dolman, ein Anwalt aus Chicago. Dolman vertritt eine Mutter, deren zehnjährige Tochter bei Roblox sexuell belästigt und erpresst worden sein soll.
Dolman erhebt schwere Vorwürfe gegen die Betreiber der Plattform. „Sie wissen seit Jahren von Tätern, die festgenommen wurden, weil sie sich mit Kindern getroffen haben, deren Vertrauen sie über die Roblox-Gaming-Plattform erschlichen haben“, sagt der Anwalt.
Allein die Kanzlei von Dolman prüfe 300 ähnliche Fälle. Es gehe vor allem um Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Das US-Magazin Wired berichtet von Hunderten Klagen, die in den kommenden Monaten gegen Roblox eingereicht werden könnten.
„Unternehmen wächst durch Ausbeutung von Kindern“
Lizz Murrill, die Generalstaatsanwältin von Louisiana, sagt: „Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie dieses Unternehmen durch die Ausbeutung von Kindern wächst und profitgetrieben sexuellen Kindesmissbrauch ermöglicht.“ Auch der US-Bundestaat verklagt Roblox. Die Plattform schütze Minderjährige nicht ausreichend. „Sie haben eine Online-Umgebung geschaffen, kuratiert und aufrechterhalten, in der sich Sexualstraftäter zusammenschließen, Kinder jagen und missbrauchen“, so Murrill.
Roblox gibt es seit 2006 – es ist eine große, bunte, digitale Welt. Jeden Tag sind nach Firmenangaben mehr als 100 Millionen Menschen auf der Plattform unterwegs, viele davon Kinder und Jugendliche. Sie können dort miteinander chatten, Spiele spielen, auch eigene Spiele bauen.
Ein Milliardengeschäft
Das Ganze ist ein großes Business: Mit der eigenen Währung „Robux“ können User digitale Gegenstände oder Klamotten für den eigenen Avatar kaufen. „Robux“ gibt es für echte Euro oder echte Dollar. Allein im vergangenen Quartal hatte die Plattform Roblox einen Umsatz von einer Milliarde Dollar.
In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt eine Roblox-Sprecherin: „Wir sind zutiefst beunruhigt über jeden Vorfall, der unsere Nutzer gefährdet, und Sicherheit hat für uns oberste Priorität.“
Die Kritik ist vielfältig. Die Plattform filtert kritische Inhalte mit menschlichen Content-Moderatoren und automatischen Computersystemen. Fachleute bezweifeln, dass das bei den vielen Nutzern zuverlässig gelingt.
In der Grundeinstellung können Nutzer auch mit allen anderen Kontakt aufnehmen – egal wie alt sie sind. Auch ein Problem: Täter bahnen Gespräche bei Roblox nur an und kommunizieren dann auf anderen Apps weiter.
Verifikation des Alters lässt sich umgehen
Die Plattform verteidigt sich. In dem Statement heißt es weiter: „Zwar ist kein System perfekt, doch Roblox hat strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen – darunter Beschränkungen für die Weitergabe persönlicher Daten und Links, den Austausch von Bildern zwischen Nutzern und das Verbot sexueller Gespräche.“
Außerdem hat Roblox kürzlich ein technisches System zur Verifikation des Alters eingeführt. Ob das etwas bringt, ist noch nicht klar. Auf anderen Plattformen haben Nutzer schnell rausgefunden, wie sich das umgehen lässt.
Zwei Väter haben einem Fernsehsender erzählt, wie sie ihre Kinder schützen. „Mein Sohn war bei Roblox, ich habe das gestoppt, nachdem ich mitbekommen habe, dass sich Erwachsene als Kinder ausgeben“, sagte der eine. Ein anderer Vater schlug als eigene Sicherheitsmaßnahme ein „Codewort“ vor, „das nur euer Kind und die Freunde kennen. Das können wir Eltern am Telefon ausmachen – sonst bekommt das niemand mit“.