
Russland hat seit der Invasion in die Ukraine im Jahr 2022 Vermögenswerte im Wert von 50 Milliarden US-Dollar beschlagnahmt, wie eine in Moskau ansässige Anwaltskanzlei berichtet.
Die Behörden nahmen 102 private Vermögenswerte ins Visier, darunter auch ausländische Unternehmen wie Carlsberg und Danone.
Russlands wirtschaftliche Widerstandskraft schwindet – es gibt Anzeichen für eine Rezession und ein verlangsamtes BIP-Wachstum.
Russland hat seit Beginn der großangelegten Invasion in die Ukraine im Jahr 2022 Vermögenswerte im Wert von fast 3,9 Billionen Rubel – etwa 43 Milliarden Euro – beschlagnahmt. Das geht aus einem Bericht der in Moskau ansässigen Anwaltskanzlei Nektorov, Saveliev und Partner hervor.
Die Analyse zeigt, dass russische Behörden in den vergangenen drei Jahren 102 private Vermögenswerte konfisziert haben. Diese stammten aus verschiedensten Branchen, einige wurden später – unter anderem an den Staat – weiterverkauft.
Zu den Zielobjekten gehörten sowohl ausländische als auch inländische Unternehmen, darunter der dänische Brauereikonzern Carlsberg und der französische Lebensmittelriese Danone. Der Kreml begründete die Enteignungen mit Vorwürfen wie Korruption oder Extremismus.
Im Jahr 2024 nahm Russlands Bundeshaushalt laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax 132 Milliarden Rubel (etwa 1,4 Milliarden Euro) durch den Verkauf von Vermögenswerten ein. Etwa ein Viertel dieser Summe stammt aus dem Verkauf von Rolf, dem größten Autohändler des Landes. Das Unternehmen gehörte zuvor der Familie eines inzwischen im Exil lebenden Kreml-Kritikers.
Finanzminister Anton Siluanow erklärte im März, die Regierung plane, in diesem Jahr mindestens 100 Milliarden Rubel (etwa 1,1 Milliarden Euro) durch den Verkauf beschlagnahmter Vermögenswerte zu erzielen.
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Sanktionen scheinen zu wirken
Die aggressive Beschlagnahmung von Eigentum erfolgt zu einer Zeit, in der sich erste Anzeichen zeigen, dass Russlands wirtschaftliche Widerstandskraft nach der Invasion ins Wanken gerät. Die umfassenden westlichen Sanktionen zeigen zunehmend Wirkung. Eine aktuelle Umfrage von S&P Global zeigte im Juni einen starken Einbruch der Industrieproduktion.
Erst vergangenen Monat warnte Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reshetnikov, das Land stehe „am Rande“ einer Rezession.
Laut Rosstat, dem offiziellen Statistikdienst Russlands, wuchs das BIP im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Wachstum von 4,5 Prozent im vierten Quartal des Vorjahres. Für das Gesamtjahr 2024 wird ein Wachstum von 4,3 Prozent angegeben.
Bereits im Januar hatte ein prominenter schwedischer Ökonom gewarnt, dass Russland möglicherweise schon im Herbst seine liquiden Reserven aufgebraucht haben könnte.