
Deutschland schneidet im internationalen Vergleich beim Thema Regulierung schlecht ab – nur Spanien, die Slowakei, Polen und Tschechien stehen laut dem aktuellen Länderindex der Stiftung Familienunternehmen noch schlechter da. Im Vergleich zu 2022 ist Deutschland sogar um zwei Plätze zurückgefallen. Der hohe Regulierungsdruck stellt Unternehmen vor große Herausforderungen, bietet aber auch Raum für technologische Innovation.
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Regtechs, also Startups im Bereich Regulatory Technology, setzen genau hier an: Sie entwickeln Lösungen, die Unternehmen – insbesondere in der Finanzbranche – dabei unterstützen, regulatorische Anforderungen effizient zu erfüllen. Trotzdem sind Regtechs im Fintech-Markt bislang unterrepräsentiert, meint Taxdoo-Gründer und Regtech-Investor Roger Gothmann. Im Gespräch mit Gründerszene verrät er, warum der Regtech-Markt interessant ist, welche Trends er aktuell verfolgt und welche vier europäischen Regtechs er auf dem Radar hat.
Warum ist der Regtech-Markt so interessant?
Trotz vieler globaler Unsicherheiten gibt es eine Entwicklung, die eindeutig ist: Regulierung nimmt stetig zu. Gleichzeitig fehlen vielen Unternehmen die personellen Ressourcen, um mit steigenden Anforderungen umzugehen, meint Gothmann. „Mithilfe von Technologien, vor allem mit generativer KI, können wir die menschlichen Regulierungs-Ressourcen, die aktuell aufgrund demografischer Effekte eher schrumpfen, wirklich hebeln“, erklärt er. Die steigende Nachfrage mache den Regtech-Markt so interessant.
Außerdem haben Regtech-Startups laut Gothmann einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Tech-Startups: ihre Produkte sind schwer nachzuahmen, sobald sie auf dem Markt sind. Denn sie basieren auf umfassenden Fachwissen, wie zum Beispiel dem gesamten EU-Umsatzsteuerrecht, das die Basis für alle Entscheidungswege in einer Steuer-App bildet. Ein halbfertiges Produkt reicht hier nicht aus. Regtechs müssen von Anfang an vollständig funktionieren. „In der Steuer-Software-Welt gibt es entweder nur richtig oder falsch. Es gibt keine 80/20-Lösung, die funktioniert“, sagt Gothmann.
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