Die Vorwürfe gegen René Benko wiegen schwer. Staatsanwaltschaften in mehreren Ländern ermitteln. (Archivbild)
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Es ist einer der spektakulärsten Pleitefälle Europas. Dem österreichischen Ex-Investor René Benko werden gleich in mehreren Ländern Betrug und Untreue in vielfacher Millionenhöhe vorgeworfen.
Der Gründer der Signa-Gruppe, der in Deutschland vor allem durch die Übernahme der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt wurde, sitzt in Untersuchungshaft.
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Untreue, Betrug und ein unbezahltes Catering
Der erste kreist um Untreue in dreistelliger Millionenhöhe, die zulasten eines süddeutschen Bauunternehmers gegangen sein soll. Zudem untersucht die Staatsanwaltschaft demnach Betrugsvorwürfe gegen Benko im Zusammenhang mit mehreren Immobilienprojekten in der Münchner Innenstadt, in die ein saudi-arabischer Staatsfonds investiert hatte. Auch hier geht es um eine dreistellige Millionensumme. Hinzu kommen offenbar noch kleinere Vorwürfe wie ein angeblich nicht bezahltes Catering in der „Alten Akademie“ in München für über 100 Personen. Auf Nachfragen von ZDF frontal zu den Vorwürfen antwortete Benkos Anwalt nicht.
Bislang haben Ermittler unter anderem in München und Berlin mehrere Signa-Büros durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Die Staatsanwaltschaften München und Berlin haben außerdem Ende 2024 mit der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption in Wien (WKStA) eine gemeinsame Ermittlungsgruppe gegründet.
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Schwerer Verdacht: Benko soll „Geldkarussell“ betrieben haben
Die Vorwürfe, die gegen ihn in Österreich erhoben werden, wiegen schwer, wie aus der 38-seitigen Anordnung der Festnahme hervorgeht, die ZDF frontal und dem Standard vorliegt. Noch kurz vor der Pleite – als seine Unternehmensgruppe sich also bereits längst in finanzieller Schieflage befand – sollen Investoren durch Betrug zu weiteren Kapitalerhöhungen bewegt worden sein. Die Ermittler sprechen von einem „Geldkarussell“, bei dem von Benko und anderen Beschuldigten Gelder verschoben worden seien, um private finanzielle Mittel Benkos vorzutäuschen. Diese habe es nie gegeben. Zudem habe die Signa Holding Immobilien zu billig verkauft, um die Insolvenzmasse künstlich klein zu halten. Auch zu diesen Vorwürfen schweigt Benkos Anwalt.
Politik und Investoren ließen sich blenden
Der Niedergang von Signa hat auch Auswirkungen auf die Kaufhauskette Galeria. Das Unternehmen hat heute erneut Insolvenzantrag gestellt. 09.01.2024 | 1:50 min
Kaufhäuser-Pleiten und Wolkenkratzer-Ruinen
Benko hatte in den Jahren ab 2014 die mit Karstadt fusionierte Kaufhauskette Galeria Kaufhof übernommen und deren Rettung versprochen. Doch Galeria Kaufhof schlitterte, genauso wie das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin, in die Insolvenz. In der Münchner Innenstadt gehören Signa mehrere Immobilien – was mit ihnen nun geschieht, ist unklar.
Wie es mit René Benko, dem „Wunderwuzzi“, weitergeht, werden nun Gerichte klären. Heute überprüfte das Landgericht in Wien, ob Benko weiter in U-Haft bleiben muss. Er muss, voraussichtlich bis Ende Februar – wegen Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr.
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