Wegen der EU-Importvorgaben hatte Katar zuletzt gedroht, LNG-Exporte einzufrieren. In Doha verhandelt Ministerin Reiche nun über verlässliche Gaslieferungen – dazu, was besprochen wurde, sagt sie jedoch nichts.
Es ist ein freundlicher Empfang. Entschieden läuft der Energieminister Katars auf Katherina Reiche zu und streckt ihr die Hand entgegen. Die deutsche Wirtschaftsministerin und ihr Gastgeber tauschen ein paar nette Worte aus, bevor es ans Eingemachte geht. Die große Frage im Raum: Liefert Katar tatsächlich bald enorme Mengen Flüssiggas nach Deutschland?
Immerhin waren zwei Millionen Tonnen pro Jahr ab 2026 vereinbart. Doch dann drohte Katar vor einigen Wochen offen mit einem Lieferstopp, sollte die EU ihre Importvorgaben zur Nachhaltigkeit nicht lockern.
Gut eine halbe Stunde dauert Reiches Gespräch hinter verschlossenen Türen. Doch das Ergebnis der Verhandlungen bleibt vorerst offen. Ein angekündigtes Pressestatement der Ministerin wird kurzfristig wieder abgesagt. Nachfragen der Journalisten, was denn überhaupt besprochen wurde, beantwortet das Ministerium nicht.
Versorgungsengpässe befürchtet
Dabei ist die Gasversorgung gerade alles andere als normal. Die Füllstände der deutschen Speicher sind zu Beginn der Heizsaison vergleichsweise niedrig. Deutschland starte „mit einem unerwartet niedrigen Speicherfüllstand von nur 75 Prozent in die Heizperiode“, erklärte die Initiative Energien Speichern (INES) bereits am Dienstag. Im Falle eines sehr kalten Winters könnte es demnach bereits im Januar zu Versorgungsengpässen kommen.
Zumindest in diesem Punkt äußert sich Reiche gegenüber den Journalisten. „Ich kann die Warnung nicht nachvollziehen“, sagt sie. Insgesamt seien die Füllstände beruhigend, aber sie werde das weiter beobachten. Auch die Bundesnetzagentur teilt mit, sie sehe keinen Grund zur Sorge.
Reise mit 20-köpfiger Wirtschaftsdelegation
Deutlich offener zeigt sich Reiche am Golf bei einem anderen Thema: der deutschen Wirtschaft. Immer wieder betont die Ministerin während ihrer viertägigen Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar die Stärke der heimischen Unternehmen. Um denen die Geschäfte zu erleichtern, reist Reiche mit einer 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation. „We are open for business“, sagt sie auf einer Wirtschaftskonferenz in Abu Dhabi. Doch gleichzeitig ist hier vielen klar, dass das keine leichte Aufgabe wird.
Denn während die Wirtschaft in den Emiraten weiter boomt – Experten rechnen für 2025 mit einem Wachstum von fast fünf Prozent – kommt Deutschland nicht voran. Die „German Problems“ haben sich inzwischen auch am Golf herumgesprochen. Es gebe viele Probleme in Deutschland, sagt ein Geschäftsmann aus Katar. Deutschland habe zwar tolle Marken, Mercedes, BMW. Aber leider gebe es in Europa kaum noch Dynamik für gute Geschäfte.
Erfolgsmeldungen verkündet
Um solche Vorbehalte zu überwinden, hat Reiche nicht nur Unternehmensvertreter mitgebracht, sondern auch Martin Blessing: Ex-Chef der Commerzbank und seit einigen Wochen „persönlicher Investitionsbeauftragter“ des Bundeskanzlers. Was genau Blessing während der Reise aber macht, wen er trifft und wie er potentielle Investoren von Deutschland überzeugen möchte, bleibt offen. Medienanfragen lehnt der Investitionsbeauftragte konsequent ab.
Trotzdem kann die Wirtschaftsministerin am Golf einige Erfolgsmeldungen verkünden. So will die Fluglinie FlyDubai 150 neue Flugzeuge vom Typ A321neo bestellen, die in Hamburg gefertigt werden. Auch der Milliardendeal zur Übernahme des deutschen Unternehmens Covestro durch ein Staatsunternehmen aus Abu Dhabi sei kurz vor der Einigung und würde viele Arbeitsplätze sichern, verkündet Reiche optimistisch.
Und ja, natürlich habe sie in den Emiraten auch über Menschenrechte gesprochen. Doch ähnlich wie beim Gas verrät die Ministerin hier keine Details. So ein Thema bespreche man „unter vier Augen“ und nicht auf offener Bühne.

