Kiel. Natürlich ist der Norden von bayerischen Verhältnissen noch immer weit entfernt. Doch das Windland Schleswig-Holstein legt beim Ausbau der Solarenergie ein beachtliches Tempo vor. Wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) am Mittwoch bekanntgab, wurden 2024 zwischen Nord- und Ostsee 40.725 neue PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 745 Megawatt (MW) installiert. Gemessen an der Zahl der Anlagen spielte sich der Zubau mit einem Anteil von 90 Prozent vor allem auf Dächern und Balkonen ab. Bezogen auf die Leistung ist die Verteilung etwa fifty-fifty.
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Ende 2024 waren landesweit 158.561 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 3,76 Gigawatt (GW) in Betrieb. Zum Vergleich: Windkraft an Land kommt aktuell auf eine installierte Leistung von 9,3 Gigawatt.
Boom bei Solarenergie: Schleswig-Holstein holt Rückstand auf
„Durch den guten Zubau 2024 haben wir uns einen Puffer erarbeitet, um die Zielmarken in den kommenden Jahren zu erreichen“, sagt LEE-Geschäftsführer Marcus Hrach. Doch wäre es ein Fehler, würde man sich jetzt auf diesem Erfolg ausruhen – zumal Schleswig-Holstein einen Rückstand aus dem letzten Jahrzehnt aufzuholen habe.
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Bundesweit gingen 2024 etwa 17 GW Solarleistung in Betrieb, von denen gut 4,1 GW auf Spitzenreiter Bayern entfallen. Schleswig-Holstein konnte zwar aufholen, landet aber weiterhin lediglich im Mittelfeld.
„Auch im traditionellen Windland Schleswig-Holstein profitieren wir von vielen Sonnenstunden und erzeugen große Mengen an Solarstrom“, sagt der LEE-Vorstandsvorsitzende Christian Andresen. Profitiert hat der PV-Ausbau nicht zuletzt von drastisch gesunkenen Preisen für Solarmodule und Stromspeicher, die beim Neubau von Freiflächen-PV-Parks inzwischen zum Standard werden.
Rendsburg-Eckernförde: Bundesweit auf Platz 3 beim PV-Ausbau
Die lebhafte Bautätigkeit gerade entlang der Hauptverkehrsachsen schlägt sich auch in der Statistik nieder: Bundesweit belegt der Kreis Rendsburg-Eckernförde beim Photovoltaik-Ausbau 2024 Rang drei unter den Landkreisen, so Hrach. Einer der Hauptgründe dürfte der Bau von Solarparks entlang von A7 und A210 sein. In einem Bereich von 200 Metern neben Autobahnen ist Photovoltaik privilegiert.
„Schleswig-Holstein ist auf einem guten Weg“, sagt auch Andresen. Nun gelte es, die nächsten wichtigen Schritte zu gehen, um den Solarstrom noch besser in das System zu integrieren. Nach wie vor ist das Netz ein Flaschenhals. Entspannung bringen soll die Möglichkeit, sogenannte Netzverknüpfungspunkte mit Wind- und Photovoltaikvorhaben zu überbauen. Konkret heißt das: Obwohl eine vorhandene Einspeiseverbindung zwischen Erzeugungsanlage und Stromnetz schon zu 100 Prozent mit Windkraft ausgelastet ist, kann ein PV-Park angeschlossen werden. Möglich ist das, weil Sonne und Wind meist nicht gleichzeitig große Mengen an Energie liefern.
Großspeicher bringen Solarenergie besser ins Netz
Doch auch ein verstärkter Einsatz von Speichern fördert das, was die Branche „Netz- und Systemdienlichkeit“ der Erneuerbaren nennt. Die neue Bundesregierung hat sich vorgenommen, den Bau von Freiflächenphotovoltaik in Verbindung mit Speichern zu fördern. Andresen: „Ein gezielter Zubau von Großspeichern würde Ländern wie Schleswig-Holstein mit einer hohen Grünstromerzeugung sehr zugutekommen.“ Auch Abnehmer würden profitieren, sagt der LEE-Vorstand: „Ob gewerblich oder privat: Durch Speicher können Verbraucher ihren Eigenverbrauch optimieren.“ Dazu sei aber auch ein möglichst flächendeckender Einbau intelligenter Stromzähler in Haushalten nötig.
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Wer mit einer PV-Anlage auf dem Dach liebäugelt, sollte nach Einschätzung des Verbandes nicht allzu lange warten, um sich zu informieren. Denn obwohl der Eigenverbrauch bei der Rentabilitätsbetrachtung inzwischen eine große Rolle spielt, bleibt die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz ein wichtiger Faktor. Ende 2026 soll das gute alte EEG durch eine europäische Lösung ersetzt werden. „Wie die aussieht“, sagt Marcus Hrach, „lässt sich bislang überhaupt nicht beurteilen.“
KN