Die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Trump führt zu vielen Problemen für deutsche Unternehmen. Während es den USA wirtschaftlich noch gut gehe, sei die Lage hierzulande düster, sagen Volkswirte.
Es gibt keine Entwarnung: Die Schwierigkeiten der deutschen Wirtschaft mit der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik sind enorm. Führende Volkswirte zeichnen ein düsteres Bild der Lage – und blicken auch wenig optimistisch in die Zukunft.
Kleine und mittelgroße Industrieunternehmen hätten enorm zu kämpfen, sagt Volker Brühl, Chef des „Center for Financial Studies“ der Universität Frankfurt. Unternehmen mit hundert bis 250 Millionen Euro Umsatz seien zu klein, um in den USA Fabriken errichten zu können. Sie könnten nur aus Deutschland exportieren und seien amerikanischen Zöllen weitgehend hilflos ausgeliefert.
„Das macht die deutsche Wirtschaft sehr anfällig“, urteilt Brühl. Sie ist wesentlich durch kleine und mittlere Unternehmen in Familieneigentum geprägt, den sogenannten Mittelstand.
Höhere Energiekosten als Standortnachteil
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, beschreibt die US-amerikanische Politik als „Auflösung des Sponsors der Weltwirtschaftsordnung“. Das treffe Deutschland in einer Zeit, in der es ohnehin viele eigene Probleme habe. „Die Politik der USA macht es umso schwerer, die Struktur- und Standortprobleme zu bearbeiten“, bestätigt auch Michael Heise, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters HQ Trust.
Als Beispiele inländischer Probleme nennt Volkswirt Kater heruntergekommene Infrastruktur, alte Technik und eine alternde Bevölkerung: „Das Land wird alt.“ Heise nennt die Kosten für Energie: Sie seien in Europa viel höher als in China und den USA, was die Arbeit der Industrie erschwere. „Es ist ziemlich kritisch“, so Heise.
„Amerikaner brauchen keinen Mercedes“
Die USA seien nur sehr begrenzt auf Waren aus Europa angewiesen. „Ich muss keinen französischen Wein trinken. Ich kann auch kalifornischen trinken“, sagt der Chefvolkswirt der KfW- Bank, Dirk Schumacher. „Ich muss keinen Mercedes fahren, ich kann auch Cadillac fahren.“
Schumacher widerspricht damit einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das weitgehende Abhängigkeit Amerikas von europäischen Waren festgestellt hatte.
Europa ist schwach
Europa habe auch politisch keine gute Position gegenüber den USA. Entgegen allen Beteuerungen aus Brüssel und Berlin sei Europa kein starker Teilnehmer des Weltgeschehens, lautet das generelle Urteil der Volkswirte. Schumacher nennt etwa das Zollabkommen der EU mit den USA. Es sei nicht besser als das Abkommen zwischen dem kleinen Großbritannien und den USA.
Volkswirt Heise nennt den Euro als weiteres Symbol der Schwäche. Der Anteil der europäischen Währung an den weltweiten Vermögen bleibe stabil bei 16 Prozent und damit unter dem von Gold und weit unter dem des Dollar.
Amerika ist stark
Während Deutschland und Europa Probleme mit sich und dem amerikanischen Markt hat, geht es den USA nach Einschätzung der Frankfurter Top-Volkswirte weiterhin wirtschaftlich gut. „Trump hat es geschafft, den Dollar aus dem Stand um 15 Prozent abzuwerten“, bemerkt Ulrich Kater ironisch. Trotzdem seien die USA die dynamischste und stabilste Volkswirtschaft der Welt.
Das Investmentunternehmen Deka der deutschen Sparkassen investiere weiter in den USA, sagt Deka-Chefvolkswirt Kater. HQ Trust verwaltet große deutsche Vermögen, ihr Chefvolkswirt Heise bestätigt, es werde in Amerika investiert.
„Die USA haben einen Produktivitäts- und Wachstumsvorteil“, sagt Heise. „Ich sehe nicht, dass wir da aufholen würden.“ Aus Brüssel höre er nur, dass Staatsgeld ausgegeben werden müsse, bemerkt Kater: „Eine Ausrichtung auf das, was wir brauchen, nämlich Wachstum, haben wir noch nicht gesehen.“
Unsicherheit in den USA
Die unkonventionelle neue US-amerikanische Wirtschaftspolitik birgt nicht nur für das Ausland Risiken. Schumacher weist mehrfach auf die unsicheren amerikanischen Staatsfinanzen hin. „Die Fiskalpolitik ist außer Rand und Band“, so der Volkswirt. Die öffentliche Verschuldung steige enorm.
„So kann es nicht weitergehen“, urteilt Schumacher. Als weiteren Problempunkt nennt er den Kampf gegen Einwanderung aus Lateinamerika: „Das wird das Wachstum der USA stark schädigen.“ Es fehlten Arbeitskräfte.
Auch der Abbau des Rechtsstaats habe üble Folgen, die über Rechtsunsicherheit im Geschäftsleben hinausgehen. „Was damit einhergeht, ist Korruption auf allen Ebenen“, sagt Schumacher.

