Booking.com hat Hotels jahrelang untersagt, Zimmer auf der eigenen Webseite günstiger anzubieten als über die Plattform. Diese „Bestpreisklausel“ hat das niederländische Unternehmen 2024 wieder abgeschafft – allerdings nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Druck des Digital Markets Act der EU. Bereits 2021 urteilte der Bundesgerichtshof in Deutschland, das eine spezielle Form der Bestpreisklausel gegen Kartellrecht verstößt.
Nun beteiligen sich mehr als 10.000 Hotels an einer Sammelklage gegen das Reiseportal, um Schadenersatz für die jahrelang erzwungenen Preisbindungen zu fordern. Sollte man als Nutzer:in solche Plattformen tunlichst boykottieren – oder sind die Hotels selbst schuld, dass diese Buchungsportale so dominant werden konnten? Gregor Honsel, Redakteur der MIT Technology Review, will auf Booking.com nicht verzichten. t3n-Redakteurin Stella-Sophie Wojtczak schon.
Pro: Buchungswebseiten der Hotels sind oft ein Graus
Mit Booking.com ist es wie mit Amazon: Beides sind Plattformen, die ihre Marktmacht gegenüber Händlern beziehungsweise Hotels gnadenlos ausnutzen. Und beide verdanken diese Marktmacht der Tatsache, dass sie für Nutzer:innen sehr bequem und zuverlässig funktionieren.
Ich selbst nutze solche Plattformen gerne und häufig. Aber ich schaue auch regelmäßig auf den Webseiten der Hotels nach, ob sich Zimmer direkt buchen lassen – nicht nur, um eventuell selbst ein paar Euro zu sparen, sondern auch, um den Hoteliers die Plattformgebühren zu ersparen. Aber was ich auf den Hotelwebseiten zu Gesicht bekomme, ist oft ein solcher Graus, dass ich schnell wieder zu den großen Buchungsplattformen flüchte. Der Klassiker ist ein Mail-Formular, bei dem ich meine komplette Postadresse einschließlich Telefonnummer angeben muss. Geht’s noch? Schon mal was von sparsamer Datenhaltung gehört? Ich will doch nur erfahren, ob ein Zimmer frei ist. Warum wollt ihr dafür wissen, wo ich wohne? Außerdem will ich nicht ein halbes Dutzend Formulare ausfüllen müssen, um verschiedene Unterkünfte und Optionen vergleichen zu können.

Gregor Honsel, TR-Redakteur, ist auf Reisen oft froh, schnell und unkompliziert ein Hotel zu finden.
Liebe Hotels: Ich bin gerne bereit, direkt bei euch zu buchen. Aber dann baut euch bitte ein Buchungssystem, das wenigstens annähernd so geschmeidig funktioniert wie das der großen Plattformen. Ist euch das zu aufwendig? Okay, dann spart euch das Geld und nehmt stattdessen die Dienstleistungen der Plattformen in Anspruch. Aber dann jammert nicht über deren Gebühren.
Contra: Kund:innen und Hotels haben Nachteile durch Booking.com
Kund:innen haben mehrere Nachteile, wenn sie Booking.com nutzen. Zum Beispiel sehen sie nicht alle verfügbaren Hotels. Luxushäuser und starke Marken gibt es nur eingeschränkt bis gar nicht. Sind Hotels gelistet, fehlen mitunter Zimmertypen. Zudem unterscheiden sich die Angaben teils von jenen auf der Hotelwebsite. Für Kund:innen ist die Übersicht demzufolge wenig praktisch, da sie keine vollständigen Informationen bekommen. Auf der Plattform stören viele unnötige Rubriken, die mit vielen Klicks ausgewählt werden müssen. Dazu kommt: Individuelle Arrangements fehlen in der Regel. Diese Extraleistungen gibt es nur bei direkten Anbieterbuchungen.

Stella-Sophie Wojtczak ist verantwortliche Redakteurin für Podcasts und Bewegtbild und regelmäßig auf Events unterwegs. (Foto: privat)
Ist das Zimmer endlich gefunden, ist es in der Regel mittlerweile teurer als bei Direktbuchungen. Insgesamt zahle ich für eine schlechtere Leistung mehr, Profiteur ist nur Booking.com durch seine Gebühren. So leiden Verbraucher:innen noch heute unter der Preis-Gestaltung mit illegaler Bestpreis-Klausel, die Booking.com erfolgreich gemacht hat.
Der Verzicht auf das Portal ist problemlos möglich: Sogar die Hotel-Suche via Google Maps hat sich für mich als angenehmer herausgestellt. Ideen für Unterkünfte lassen sich zudem leicht via Instagram und Tiktok finden. Manch eine Hotel-Website mag dabei nicht das modernste Design haben – kein Wunder, gerade kleinere Betriebe haben möglicherweise weder Kapital noch Kapazitäten dafür. Als Kund:in kann ich das im Gegenzug für besseren Service, besseren Preis und besseres Gewissen verschmerzen. Generell werden die erfolgreichen Jahre für die Plattform hoffentlich vorüber sein. Durch das Erstarken von KI-Chatbots und dem Kommen von KI-Agenten könnten solche Vergleichsplattformen zeitnah der Vergangenheit angehören.