#Interview
Das junge Unternehmen Podero setzt auf eine Software, um den Stromverbrauch zu optimieren. Planet A, Systemiq Capital und Pale Blue Dot investierten zuletzt 5,5 Millionen Euro in das Unternehmen aus Wien, das derzeit 16 Mitarbeitende beschäftigt.

Das Wiener Startup Podero, 2022 von Chris Bernkopf und Moritz Schrader gegründet, möchte Energieversorgern helfen, die “Energiekosten für flexible Geräte wie EVs, Wärmepumpen und Batterien zu senken. “Die Plattform steuert diese Geräte nicht nur hinsichtlich ihrer maximalen Effizienz, sondern ermöglicht es den Versorgern auch, ihre gebündelte Leistung auf den Energiemärkten zu handeln”, heißt es zum Konzept. Planet A, Systemiq Capital und Pale Blue Dot investierten zuletzt 5,5 Millionen Euro in das Unternehmen.
Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Bernkopf einmal ausführlich über den Stand der Dinge bei Podero.
Wie würdest Du Deiner Großmutter Podero erklären?
Unsere Autos, Heizungen und Klimaanlagen nutzen oft CO2-intensive Energiequellen wie Gas, Öl oder Strom aus Kohle. Aber, wir werden besser! Wir nutzen immer mehr Wind- und Solarstrom ersetzen fossile Energien, während Elektroautos und Wärmepumpen Strom statt Benzin oder Gas nutzen. Das Problem: Sonne und Wind liefern nicht immer dann Strom, wenn er gebraucht wird. Autos stehen nachts zu Hause, Heizungen laufen im Winter – oft fehlt dann Grünstrom, und es bleibt nur Strom aus Gas und Kohle. Podero löst dieses Problem mit einer Software, die Heizungen und E-Autos dann aktiviert, wenn besonders viel Grünstrom verfügbar ist. Sie prognostiziert den optimalen Zeitpunkt und steuert Geräte automatisch. Energieversorger profitieren davon, denn sie müssen große Mengen Strom einkaufen, dessen Preis stark schwankt. Wenn Geräte bei hoher Grünstromverfügbarkeit laufen, sinken ihre Einkaufskosten – diese Einsparungen geben sie an Kunden weiter, um die Nutzung der Software attraktiver zu machen.
War dies von Anfang an euer Konzept?
Als ich mein letztes Unternehmen aufgebaut habe, hatte ich das Gefühl, irgendwie Teil von etwas Großem zu werden – fast wie ein modernes Manhattan-Projekt. Mir wurde klar, dass das Klima genau das richtige Thema wäre, weil es für mich die größte Herausforderung unserer Generation ist. Am Anfang haben Moritz und ich angefangen, Wärmepumpen in größeren Mehrfamilienhäusern – so 5 bis 40 Einheiten – zu installieren. Dabei haben wir echt viel über Energie, Gebäude und die ganzen Herausforderungen im Bereich Klimatechnologie gelernt. Aber wir waren nicht so happy mit der ganzen operativen Intensität eines Installationsgeschäfts. Dann kam E.ON Schweden auf uns zu und fragte, ob wir nicht statt nur zu installieren auch die Steuerung der Geräte übernehmen könnten. Und so haben wir uns weiterentwickelt: Anstatt nur Wärmepumpen zu installieren, haben wir angefangen, Energieversorgern zu helfen, den Energieverbrauch zu optimieren und die Stromkosten zu senken. Wir haben schnell gemerkt, dass Versorger die Skalierung, Ressourcen und auch die regulatorische Macht haben, um die Energiewende wirklich voranzutreiben – und deshalb haben wir uns entschieden, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
KI ist derzeit das Thema schlechthin in der Startup-Szene. Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz bei Euch?
Unsere Software nutzt KI für Prognosen – wie PV, Geräteparameter, Nutzerverhalten – sowie für Steuerungs- und Handelsalgorithmen. Aber wir setzen KI auch im Alltag ein. Zum Beispiel wird dieser Satz durch die Diktierfunktion von Mac geschrieben, von ChatGPT verbessert und von Grammarly korrigiert. Wir nutzen KI für Recherche, zum Schreiben von Texten, als Sparring-Partner bei Ideen und auch, um die interne Kommunikation zu verbessern – indem wir sie vor dem Absenden einmal durch die KI laufen lassen. Auf der technischen Seite verwenden wir KI für Recherche, besseren Autocomplete, Prompt-to-Code und auch für Refactoring und Verbesserungsvorschläge.
Wie hat sich Podero seit der Gründung entwickelt?
Wir sind 16 Mitarbeiter, arbeiten mit rund einem Dutzend Energieversorgern und haben tausende Endkunden-Geräte im Einsatz. Und: Wir haben gerade 5,5 Millionen eingesammelt, um unser Team auszubauen. Wir suchen ständig nach Talenten, die die Optimierung des Energiemarktes in Europa vorantreiben wollen!
Zuletzt konntet ihr Millionen einsammeln. Wie seid ihr mit euren Investor:innen in Kontakt gekommen?
Wir sind mit unseren neuen Investoren – Planet A, Systemiq Capital – über unsere bestehenden Investoren – Pale Blue Dot, Push Ventures – bei einer Konferenz in Schweden – The Drop – in Kontakt gekommen.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wie bei allen Startups gab es auch bei uns ein paar Stolpersteine. Zum Beispiel haben wir am Anfang versucht, Endkunden direkt über Online-Marketing zu gewinnen – das war leider ein Schuss in den Ofen. Dann gab es noch die ersten 80 Cold Calls mit Energieversorgern, die auch nicht wirklich erfolgreich waren, weil wir einfach nicht genug über den Strommarkt und die Bedürfnisse der Versorger wussten.
Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben immer versucht, die „fundamental truths“ in unserem Markt zu verstehen: Was brauchen Energieversorger und Endkunden, wie verdient man im Strommarkt, welche Regulierungen kommen, und was können wir als Startup realistisch umsetzen? Unser Fokus liegt darauf, eng mit unseren Kunden zusammenzuarbeiten und Softwarelösungen zu entwickeln, die für alle passen, nicht nur für einen Einzelnen. Als Startup mit begrenzten Ressourcen haben wir gut abgeschätzt, welche Softwarekomponenten zuerst gebraucht werden und welche später. So konnten wir frühzeitig den größtmöglichen Nutzen bieten und haben große Kunden wie E.ON für uns gewonnen.
Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Dieser Pocket Guide Of Essentials von Y Combinator hängt sechsmal an verschiedenen Stellen in unserem Office.
Wo steht Podero in einem Jahr?
In einem Jahr ist Poderos Software europaweit bei Energieversorgern verfügbar, deckt fast alle relevanten Hersteller ab und ist das profitabelste Angebot im B2B/KMU-Bereich. Endkunden können ihre Geräte spielerisch einfach verbinden, alle wichtigen Daten einsehen und jedes Jahr hunderte Euro bei den Stromkosten sparen.
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