Bei der Lufthansa droht ein umfassender Streik der Piloten. Bei einer Urabstimmung votierte eine sehr deutliche Mehrheit für einen Arbeitskampf. Das Unternehmen erklärte sich gesprächsbereit. Allerdings gebe es kaum finanziellen Spielraum.
Erstmals seit drei Jahren könnte es bei der Lufthansa wieder Streiks der Piloten geben. Bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat eine deutliche Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt, wie eine VC-Sprecherin mitteilte. Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden.
Reisende müssen sich auf massive Einschränkungen einstellen, wenn tatsächlich gestreikt wird. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu alle Flüge im betroffenen Zeitraum abgesagt.
Lufthansa sieht keine finanziellen Spielräume
Das Unternehmen hofft, das noch abwenden zu können, und erklärte sich nach der Veröffentlichung des Abstimmungsergebnisses zu weitere Verhandlungen bereit. Auch die Gewerkschaft wolle die Gespräche wieder aufnehmen, erklärte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann. „Das begrüßen wir, denn tragfähige Lösungen können nur am Verhandlungstisch gefunden werden.“
Das Votum für den möglichen Arbeitskampf habe die Gestaltungsspielräume aber nicht vergrößert. Niggemann mahnte eine Lösung an, die mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kernmarke vereinbar wäre. Diese macht dem Unternehmen zufolge aber schon länger keinen Gewinn.
Hohe Unterstützung für Streik
Laut VC haben sich an der Abstimmung 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten beteiligt. Sie unterstützten zu 88 Prozent beziehungsweise zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Die Urabstimmung sei damit angenommen.
Notwendig waren bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung wurden als Nein-Stimmen gewertet. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt.
Hauptstreitpunkt sind Betriebsrenten
In dem Tarifkonflikt geht es um die Betriebsrenten der rund 4.800 Pilotinnen und Piloten. Die VC fordert höhere Arbeitgeberbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge. Denn seit das System 2017 umgestellt wurde, habe sich das Versorgungsniveau wegen geringer Verzinsung verschlechtert. Die Lufthansa lehnte die Forderungen als unbezahlbar ab. Nach sieben Verhandlungsrunden hatte die Gewerkschaft die Gespräche für gescheitert erklärt.
„Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten – mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“, erklärte der Sprecher der Tarifkommission, Arne Karstens. „Wir erwarten nun, dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt.“
Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die betriebliche Altersvorsorge aufzustocken.
Erst gestern hatte die Lufthansa angekündigt, bis 2030 etwa 4.000 Stellen in der Verwaltung abbauen zu wollen. Hintergrund sind bislang verfehlte Ziele bei der Rendite.
