Eine optimistische Prognose für das Cloud-Geschäft hat die Aktien von Oracle in die Höhe katapultiert – und damit auch das Vermögen von Gründer Larry Ellison. Dieser ist nun fast so reich wie Elon Musk.
Nach einem Kurssprung bei der Oracle-Aktie rückt Gründer Larry Ellison in der Liste der reichsten Menschen der Welt näher zu Elon Musk auf. Das Vermögen des 81-Jährigen wuchs nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg durch den Schub im nachbörslichen Handel um satte 70 Milliarden Dollar – zumindest auf dem Papier. Der langjährige Konzernchef und jetzige Technologievorstand hält Bloomberg-Daten zufolge knapp 1,16 Milliarden Anteile an dem Softwarehersteller.
Zuletzt galt Tesla und X-Chef Elon vor allem dank seiner Beteiligung am Elektroautohersteller als mit Abstand reichster Mensch der Welt. Diesen Titel könnte Ellison ihm bald streitig machen. Denn in der Bloomberg-Rangliste kommt dieser nun auf ein geschätztes Vermögen von 364 Milliarden Dollar, Musk auf 384 Milliarden Dollar.
Oracle-Aktien schnellen um 35 Prozent nach oben
Die Oracle-Aktie war gestern im nachbörslichen Handel um knapp 30 Prozent gestiegen, nachdem der Tech-Konzern die Anlegerinnen und Anleger mit der Prognose für die Entwicklung seines Cloud-Geschäfts begeistert hatte. „Wir erwarten, in den nächsten Monaten mehrere weitere milliardenschwere Kunden unter Vertrag zu nehmen“, sagte Firmenchefin Safra Catz.
Zum Auftakt des heutigen Börsenhandels gewann das Oracle-Papier sogar 35 Prozent auf einen neuen Rekordstand. Sollten sich die Gewinne halten, würde der Börsenwert um auf fast 900 Milliarden Dollar steigen. Das bisherige Hoch stammt von Ende Juli und lag bei knapp 261 Dollar. Seit Ende 2024 hat die Aktie bereits rund 45 Prozent zugelegt.
Oracle ist bislang zwar eher für seine Datenbanksoftware bekannt, hat aber inzwischen auch auf dem umkämpften Markt für Cloud-Computing Erfolg. Der Konzern hatte gestern Börsenschluss über einen Umsatzanstieg im ersten Quartal (per Ende August) von insgesamt 12 Prozent auf 14,9 Milliarden Dollar berichtet. Während das Softwaregeschäft leichte Einbußen verbuchte, verbesserte sich das Cloud-Geschäft um 28 Prozent.
Oracle wächst rasant im Cloud-Geschäft
Der Konzern wittert vor allem ein großes Geschäft bei Rechenzentren für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI). Der Umsatz im zum Zugpferd erkorenen Geschäft mit Infrastruktur für die Cloud (IaaS) schwoll um 55 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar an. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse in diesem Bereich um 77 Prozent auf 18 Milliarden Dollar klettern, kündigte Konzernchefin Catz an. Bislang hatte das Unternehmen „über“ 70 Prozent Wachstum in Aussicht gestellt.
„Wir haben im ersten Quartal vier Multimilliarden-Dollar-Verträge mit drei verschiedenen Kunden abgeschlossen“, sagte die Oracle-Lenkerin. Es sei ein erstaunliches Quartal gewesen, die Nachfrage nach Cloud-Infrastruktur steige weiter. Mittelfristig soll sich das Wachstum daher beschleunigen und die Erlöse innerhalb von fünf Jahren 144 Milliarden Dollar erreichen.
Zu Beginn des Sommers hatte der Konzern einen lukrativen Vertrag mit dem ChatGPT Betreiber OpenAI unterzeichnet, der Oracle für Rechenzentrumsdienste jährlich 30 Milliarden Dollar zahlen will. Zu den wichtigen Cloud-Kunden zählen auch Unternehmen wie der KI-Chip-Hersteller Nvidia oder die Social-Media-Plattform TikTok.
Auch andere Aktien der Branche legen zu
Solche Verträge trugen dazu bei, dass die verbleibenden Leistungsverpflichtungen (RPO) – ein Maß für die noch nicht erfüllten, aber vertraglich zugesicherten Lieferungen und Leistungen – zum Ende des Geschäftsquartals auf 455 Milliarden Dollar hochschnellten, mehr als das Viereinhalbfache des Vorjahreswertes. Durch die erwarteten weiteren Vertragsunterzeichungen soll der Wert laut Oracle bald die Marke von einer halben Billion Dollar knacken.
Der starke Anstieg der RPO-Kennziffer habe den übrigen Kennzahlen des Konzerns die Show gestohlen, konstatierte denn auch Jefferies-Analyst Brent Thill. Die Entwicklung stärke das Vertrauen in die Geschäftsdynamik, schrieb er. Auch Karl Keirstead von der Schweizer Bank UBS lobte den überraschend hohen Auftragsbestand. Er geht davon aus, dass die Prognosen der Analysten für 2028 und die Folgejahre nun deutlich steigen sollten.
Ein Börsianer sagte am Morgen, Oracle verblüffe die Investoren und sorge damit auch bei anderen Cloud-fokussierten Aktien wie etwa SAP für Fantasie. Hinzu komme die generelle Hoffnung, dass der Ausbau der globalen KI-Infrastruktur auch über die OpenAI-Lösung ChatGPT hinaus beschleunigt werde. Im Sog von Oracle legen auch die Papiere der Chip-Hersteller Nvidia und AMD zu.