KfW-Chef Stefan Wintels registriert wachsendes Interesse globaler Investoren an Deutschland. Gerade jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um Kapital aus dem Ausland zu gewinnen – etwa für Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz.
Das Interesse internationaler Investoren an Deutschland nimmt nach Einschätzung von KfW-Chef Stefan Wintels deutlich zu. Der jetzige Zeitpunkt sei daher besonders günstig, um mit solchen Großinvestoren ins Gespräch zu kommen, sagte der Chef der staatlichen Förderbank dem „Handelsblatt“. „Viele institutionelle Investoren sind in den USA überinvestiert und würden gern stärker in Europa und innerhalb Europas, insbesondere in Deutschland, investieren.“ Er beobachte auf Roadshows in New York, London und Zürich, dass das Interesse internationaler Investoren am Standort Deutschland wachse.
„In meinen mehr als 30 Berufsjahren habe ich noch nie einen so rasanten Stimmungswechsel miterlebt“, sagte Wintels. „Wir sollten alles dafür tun, dieses positive Momentum für Deutschland und Europa zu nutzen.“
Der Koalitionsvertrag enthalte dazu zahlreiche Anknüpfungspunkte wie die Modernisierung der Infrastruktur, Bürokratieabbau, Digitalisierung, ein klares Bekenntnis zu einer qualifizierten Fachkräfteeinwanderung und auch das Festhalten an den Klimazielen für das Jahr 2045. Für Investoren seien Verlässlichkeit und Stabilität sehr wichtig. Das Handeln der US-Regierung habe die Märkte verunsichert. „Die politische Stabilität, die wir in Deutschland haben, ist dagegen ein echter Wert, den wir pflegen sollten.“
Wintels zufolge wird aktuell Kapital aus Asien, dem Nahen Osten, Großbritannien, den USA und Kanada benötigt. „Anders ließen sich die enormen Summen nicht aufbringen, die in den nächsten Jahren nötig werden.“ Eine größere Finanzmarktsouveränität in Deutschland und Europa bleibe aber wichtig. „Diese können wir aus eigener Kraft erreichen.“ Die notwendigen Mittel seien vorhanden. „Wir reden über neun Billionen Euro privates Finanzvermögen in Deutschland und 30 Billionen Euro in Europa“, so Stefan Wintels weiter.
Die Finanzbranche in Europa ist aus Sicht des Förderbank-Chefs aber so stark reguliert, dass sich Geldhäuser und Versicherer aus Finanzierungen, die ähnliche Eigenschaften wie Eigenkapital aufweisen, faktisch verabschiedet hätten. Seine Forderung: „Wir sollten prüfen, wo wir Vorschriften anpassen können, ohne gleich die Stabilität des Finanzsystems zu gefährden.“
Reuters/ceb