Wegen unerwarteter Kosten aus einem Steuerstreit hat Netflix mit seinem Gewinn die Erwartungen verfehlt. Die Erlöse stiegen dagegen weiter rasant. Die Zahl der Zuschauer soll bald bei einer Milliarde liegen.
Das Geschäft des Videostreaming-Marktführers Netflix wächst weiterhin schnell – ein Steuerstreit in Brasilien hat aber die Gewinnentwicklung gebremst. Der Umsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 11,51 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Netflix nennt inzwischen keine Abonnenten-Zahlen mehr, deswegen ist das der zentrale Indikator für das Geschäftswachstum.
Beim Gewinn verfehlte Netflix allerdings die Analysten-Erwartungen. Das Ergebnis pro Aktie lag bei 5,87 Dollar, während an der Börse im Schnitt gut ein Dollar mehr erwartet worden war. Die Aktie fiel daher im nachbörslichen Handel um fünf Prozent.
„Stranger Things“ und Live-Übertragungen heben Ausblick
Netflix verwies zur Begründung des enttäuschenden Gewinns auf eine noch andauernde Auseinandersetzung mit den Steuerbehörden in Brasilien. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass diese Angelegenheit wesentliche Auswirkungen auf zukünftige Ergebnisse haben wird“, betonte der Streaming-Anbieter in einem Brief an seine Aktionäre.
Unter dem Strich stieg der Gewinn im Jahresvergleich um knapp acht Prozent auf 2,55 Milliarden Dollar. Darin enthalten sei eine Zahlung von 619 Millionen Dollar an die brasilianischen Behörden. Analysten hatten auf einen Überschuss von etwa drei Milliarden Dollar gehofft. Mit dem Ausblick übertraf Netflix die Prognosen dagegen teilweise. Für das laufende Quartal peilt der US-Konzern einen Umsatz von 11,96 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 5,45 Dollar je Aktie an.
Als Gründe nannte das Unternehmen den Start der finalen Staffel der Serie „Stranger Things“ und die Live-Übertragung zweier Weihnachtsspiele der US-Footballliga NFL. Im Gesamtjahr 2025 würden die Erlöse voraussichtlich währungsbereinigt um 17 Prozent auf 45,1 Milliarden Dollar zulegen. Die operative Gewinnmarge werde jedoch wegen der Brasilien-Zahlung bei 29 Prozent statt der bisher angepeilten 30 Prozent liegen.
Animationsfilm „KPop Demon Hunters“ bringt Zuschauer
Bei den Zuschauerzahlen nähert sich Netflix nach eigenen Angaben der Marke von einer Milliarde. Der Marktführer geht bei seiner Schätzung davon aus, dass in Kundenhaushalten im Schnitt mehr als eine Person auf den Dienst zugreift. Netflix gilt als die klare Nummer eins im Videostreaming, macht seit diesem Jahr aber keine regelmäßigen Angaben zu Kundenzahlen. Das vergangene Jahr war mit 301,6 Millionen Kundenhaushalten abgeschlossen worden.
Der Konzern punktete bei den Zuschauern im vergangenen Quartal unter anderem mit dem Animationsfilm „KPop Demon Hunters“. Die Geschichte, in der eine Girlband mit ihrer Musik die Welt vor Dämonen beschützt, wurde zum meistgesehenen Film bei Netflix. Zusätzlich brachte der Dienst zeitweise auch eine Version zum Mitsingen ins Kino.
Der Kinoerfolg ändere nichts an der Strategie, Filme vorrangig auf der eigenen Plattform und nicht auf der großen Leinwand herauszubringen, betonte Co-Chef Ted Sarandos. Er argumentierte, „KPop Demon Hunters“ sei gerade deshalb im Kino erfolgreich gewesen, weil der Film zuvor eine Fangemeinde im Streaming aufbauen konnte.
Könnte Netflix Warner Bros. kaufen?
Nur wenige Stunden vor den Quartalszahlen hatte indes der Medienkonzern Warner Bros. Discovery bekanntgegeben, dass es mehrere Interessenten für eine Übernahme gibt. In Medienberichten wird Netflix als einer davon gehandelt. Zum Konzern gehören das Hollywood-Urgestein Warner Bros. und eine Reihe von TV-Sendern wie unter anderem auch CNN. Neben der Film- und TV-Produktion könnte für Netflix – und Konkurrenten – der Bezahlsender HBO mit seinem riesigen Serien-Katalog attraktiv sein.
In einer Videokonferenz gaben Sarandos und der zweite Co-Chef Greg Peters nur wenige Hinweise darauf, ob Netflix im Rennen sein könnte. Sarandos sagte zwar, Netflix habe schon früher klargemacht, dass es kein Interesse am Kauf klassischer TV-Sender habe. Zugleich betonte er aber, dass der Dienst Zukäufe nicht grundsätzlich ausschließe – auch wenn man selbst alles Nötige habe, um erfolgreich zu sein.
Peters spielte zugleich generell die Bedeutung großer Zukäufe herunter. Um nachhaltig erfolgreich zu sein, müssten Unternehmen ihre Fähigkeiten selbst Tag für Tag verbessern. „Man erreicht das nicht, indem man einfach ein anderes Unternehmen kauft.“
