Paypal hat speziell für den deutschen Markt einige Neuerungen angekündigt, die die Payment-Landschaft verändern könnten. So startet das Unternehmen, das in Deutschland nach eigenen Angaben auf immerhin 32 Millionen aktive Nutzer:innen kommt, eine eigene Wallet fürs Smartphone. Deutschland ist dabei der erste Markt weltweit, an dem Paypal mit der neuen Wallet an den Start geht.
Möglich wird so das Bezahlen an der Ladenkasse in physischen Geschäften. Paypal realisiert das über Tap-to-Pay-Zahlungen überall dort, wo kontaktlose Mastercard-Zahlungen akzeptiert werden. Damit schließt Paypal eine wichtige Lücke und erschließt einen Bereich, den man bislang vor allem den Kreditkartenunternehmen und anderen POS-Zahlungsdienstleistern überlassen hatte.
Allerdings arbeitet Paypal schon länger an Lösungen, um an der Ladenkasse Fuß zu fassen – angefangen bei Beacon-Lösungen über eine Lösung via Google Pay bis hin zu QR-Code-orientierten Lösungen, die dann an der Kasse gescannt werden. So wirklich erfolgreich war keine der Varianten, auch wenn Paypal im E-Commerce beliebteste und meistgenutzte Zahlungsvariante in Deutschland noch vor dem Rechnungskauf ist.
Praktischerweise lässt sich nun das Paypal-Konto mit der Wallet verknüpfen und die Bezahlung über eine Kontaktlos-Lösung durchführen. Kund:innen erhalten in der Paypal-App dann eine Gesamtübersicht ihrer Online- und Offline-Einkäufe.
BNPL-Funktionen und Datenerhebung inklusive
Kombinieren lässt sich das natürlich mit anderen Funktionen, mit denen Paypal sein Geld verdient, namentlich der Ratenzahlung to go. Bei dieser „Buy now, pay later“-Variante lassen sich die Käufe wahlweise in drei, sechs, zwölf oder 24 monatlichen Raten abstottern. Das lässt sich schnell und flexibel in der Paypal-App beantragen und dient natürlich auch dem Handel. Denn größere Einkäufe im Geschäft, die in Raten bezahlt werden können, sollen dafür sorgen, dass der Handel auch Umsätze verbuchen kann, obwohl Kund:innen aktuell nicht über das entsprechende Budget verfügen.
Interessant ist aber auch ein weiteres Feature: Denn wer im Laden kauft, bekommt bei Zahlung via Paypal an der Kasse den gleichen Käuferschutz wie für Onlinekäufe zugesichert. Auch wenn hier einige Herausforderungen im Gegensatz zum Onlinehandel nicht bestehen, kann das ein sinnvolles Element im Sinne des Kunden oder der Kundin sein.
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Verbunden sind solche Annehmlichkeiten natürlich auch mit dem Interesse des Unternehmens an der Gewinnung von Kund:innendaten. Denn die Kund:innen können bei bestimmten Partnerunternehmen Vergütungen einsammeln. So bekommen Verbraucher:innen Cashback bei zahlreichen Top-Marken in Deutschland, wenn sie kontaktlos mit der Paypal-App bezahlen.
Details dazu verrät das Unternehmen erst in den nächsten Wochen, zu erwarten ist aber eine Entwicklung in eine ähnliche Richtung, wie sie beispielsweise Mitbewerber Klarna in den letzten Jahren vollzogen hat. Es geht letztlich darum, als Zahlungsdienst ein möglichst umfassendes Bild der Kundenwünsche und der Customer Journey zu gewinnen und so den Unternehmen buchstäblich wertvolle Einblicke zu gewähren.
Deutschland als Pilotmarkt
Über die Gründe dafür, dass Paypal sich gerade Deutschland als Startmarkt ausgesucht hat, darf spekuliert werden. Einerseits ist Deutschland natürlich einer der größten europäischen Märkte und für Paypal über die Jahre nicht unwichtig gewesen. Noch dazu erschließt sich das Unternehmen im Hinblick auf die Regulatorik so gleich ein Stück weit den gesamten Euroraum, der rechtlich gesehen im Hinblick auf die Bankenaufsicht ähnlichen Gesetzen folgt. Andererseits ist der US-Markt, auch wenn er deutlich größer ist, aktuell schon stärker umkämpft und besetzt.
Hinzu kommt aber auch der Wandel vom Bargeld-affinen Markt Deutschland hin zu bargeldlosen Verfahren, die häufiger und intensiver genutzt werden. So erklärt Paypal-Deutschland-Chef Jörg Kablitz, dass man sehe, dass immer mehr Verbraucher:innen für Alternativen zum Bargeld bereit seien. Es sei die bislang größte Investition von Paypal in die Produktentwicklung für unsere Kund:innen in Deutschland.
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