Verbraucher in der EU sollen künftig leichter verständliche Informationen für Geldanlage-Produkte bekommen. Das von Verbraucherschützern geforderte Provisionsverbot kommt allerdings nicht.
Wer sein Geld an den Kapitalmärkten anlegt, soll als Privatinvestor in der EU künftig besser geschützt sein. Unterhändler des Europäischen Parlaments und der EU-Mitgliedsstaaten haben sich darauf verständigt, dass Verbraucher Zugang zu leichter verständlichen Informationen für Geldanlage-Produkte bekommen sollen.
Die sogenannte Kleinanlegerstrategie der EU soll für mehr Schutz, Transparenz und Fairness sorgen. Das von Verbraucherschützern geforderte Provisionsverbot kommt dagegen nicht.
Verbraucherschützer warnen vor Fehlanreizen durch Provisionen
Bei Verkäufen auf Provisionsbasis erhalten etwa Versicherungsvertreter prozentual Geld von den Versicherungen und Banken für die Vermittlung von Finanzprodukten. Je teurer das Produkt, desto mehr Provision bekommt in der Regel der Vertreter. Verbraucherschützer sehen dadurch die Gefahr von Interessenkonflikten.
Provisionen verursachen demnach Fehlanreize – Verbraucherinnen und Verbraucher könnten so zu ungewollten Vertragsabschlüssen gedrängt werden, die sich nach an ihrem tatsächlichen Bedarf orientieren. Das kann laut Verbraucherschützern großen Schaden anrichten, etwa bei der Altersvorsorge.
Großer Widerstand aus der Finanzindustrie
Das von der EU-Kommission ursprünglich vorgeschlagene Provisionsverbot bei bestimmten Verkäufen ohne Beratung wurde jedoch sowohl im EU-Parlament als auch von den nationalen Regierungen im Rat abgelehnt. Zu groß war der Widerstand aus der Finanzindustrie.
Die Branche, der immer wieder vorgeworfen wird, von undurchsichtigen Klauseln zu profitieren, fürchtete mehr Bürokratie – und sieht auch die jetzt beschlossene abgemilderte Kleinanlegerstrategie kritisch.
Verbraucher sollen investieren – auch in Verteidigung
Dabei verfolgt die EU mit der Stärkung des Verbraucherschutzes bei der Geldanlage an den Finanzmärkten ein klares Ziel: Sie will bewirken, dass mehr Kleinanleger ihr Geld investieren – statt es auf dem Sparbuch zu horten.
Die Unternehmen in der EU sollen sich so auch leichter Geld an den Finanzmärkten beschaffen können. Geld, das dann auch in Verteidigungsausgaben, Infrastrukturprojekte, Digitalisierung und Umweltschutz fließen kann.
Nur wenige Kleinanleger in der EU investieren an Finanzmärkten
Hintergrund der EU-Kleinanlegerstrategie ist die geringe Beteiligung von Kleinanlegern an den EU-Kapitalmärkten im Vergleich zu anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Ein hoher Anteil des Finanzvermögens der privaten Haushalte in der EU wird in Form von Bankeinlagen gehalten, obwohl langfristige Investitionen an Aktienmärkten in der Vergangenheit zu erheblichen Gewinnen geführt haben.
So wurden laut dem EU-Rat 2021 nur rund 17 Prozent des Vermögens der privaten Haushalte in der EU in Form von Finanzpapieren gehalten – also börsennotierten Aktien, Anleihen, Investmentfonds und Finanzderivaten. In den USA waren es dagegen 43 Prozent.
Die neuen Regeln müssen vom EU-Parlament und den EU-Staaten noch jeweils formal angenommen werden, bevor sie in Kraft treten können.
