marktbericht
Mit dem heutigen Zinsentscheid schwelt der Konflikt zwischen der Fed und US-Präsident Trump weiter. Noch mehr beschäftigte die US-Börsen aber der Handelskonflikt mit China.
Die US-Notenbank Fed bleibt standhaft. Mit 12 zu 0 Stimmen beschlossen die Währungshüter, den Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent zu belassen. Damit widersetzten sie sich den wiederholten Forderungen von US-Präsident Donald Trump, der auf rasche Zinssenkungen dringt.
Das war an den Börsen weithin erwartet worden. Mit dem Entscheid ist aber auch die nächste Attacke Trumps nur eine Frage der Zeit. Vor zwei Wochen hatten die scharfen Angriffe des US-Präsidenten auf Fed-Chef Jerome Powell die Wall Street stark belastet.
In seiner Pressekonferenz wollte Powell die Aussagen Trumps nicht kommentieren. Er verwies aber unter Bezugnahme auf Trumps Zollpolitik auf die hohe wirtschaftliche Unsicherheit, ein höheres Inflationsrisiko und die Gefahr steigender Arbeitslosenzahlen. Damit trübten sich die Zinserwartungen der Marktteilnehmer weiter ein. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group rechnen aktuell nur noch 23,2 Prozent von ihnen mit einer Zinssenkung auf der Juni-Sitzung. Vor einem Monat waren es noch 61 Prozent gewesen.
Zollverhandlungen könnten das Bild aber grundsätzlich ändern, erklärte Powell.
Die US-Märkte beschäftigte jedoch noch ein anderes wichtiges Thema: Die Aussicht auf baldige Handelsgespräche zwischen den USA und China stützte zunächst die Notierungen. Dann belastete aber die Aussage Trumps, dass die hohen Zölle auf Importe aus China nicht vor den Gesprächen am Wochenende in Genf gesenkt werden.
Der Dow Jones fiel daraufhin deutlich zurück, nur um nach den Powell-Aussagen zu den Zollverhandlungen wieder zuzulegen. Der Leitindex beendete den Handel mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 41.113,97 Punkte.
Bei den Technologiewerten überwogen lange die Minuszeichen, aber auch sie drehten im späten Geschäft ins Plus. Der Nasdaq 100 schloss 0,39 Prozent höher bei 19.867,97 Punkten.
Am deutschen Markt zog die Aussicht auf die US-chinesischen Handelsgespräche nicht mehr. Am Nachmittag driftete der DAX deutlicher ins Minus und schloss 0,6 Prozent tiefer bei 23.115 Punkten. Das war der zweite Tag mit Verlusten nach einer neuntägigen Gewinnserie.
Die Gespräche am Wochenende in Genf könnten zwar durchaus Kurspotenzial entfalten, auch wenn ein Handelsabkommen noch nicht in Sicht ist. Für Unsicherheit sorgte aber der am Abend anstehende Zinsentscheid der Fed.
Neben den bekannten Themen hat sich in den vergangenen Tagen eine weitere Belastung in den Vordergrund geschoben. Pakistan und Indien haben sich in der Nacht die schwersten Kämpfe seit 20 Jahren geliefert. Das Eskalationspotenzial scheint verglichen mit früheren Zwischenfällen zwischen den beiden Staaten auf dem Subkontinent gefährlich hoch.
Nach dem historischen Fehlstart der schwarz-roten Koalition war der DAX gestern nur kurzzeitig aus dem Tritt geraten. Mittel- bis langfristig wahrt sich das deutsche Börsenbarometer bislang seine Chancen auf weitere Kursgewinne. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Der deutsche Leitindex notiert zudem komfortabel über seiner 50-Tage-Linie (aktuell bei 22.243 Punkten), die als wichtiger Indikator für den mittelfristigen Trend gilt.
Doch kurzfristig bestehen Risiken: „Der Index ist weiterhin stark überkauft und die aktuelle Euphorie im DAX kann gefährlich sein, wenn es plötzlich zu fallenden Kursen kommt“, warnte ING-Experte Christian Zoller. „Der DAX pendelt seit drei Tagen seitwärts und zahlreiche Indikatoren warnen vor einem Kursrutsch.“
Auch die Finanzaufsicht BaFin warnte ungewöhnlich deutlich vor weiteren Turbulenzen. „Es besteht ein erhebliches Potenzial für weitere Rückschläge an den Märkten. Für Rückschläge, die möglicherweise systemweite Auswirkungen haben könnten“, betonte heute BaFin-Präsident Mark Branson in Frankfurt. Die Unsicherheit bleibe „extrem hoch“.
Positive Nachrichten kamen am Morgen von der deutschen Konjunktur. Die deutschen Industriebetriebe haben einen überraschend deutlichen Anstieg beim Auftragseingang verzeichnet. Im März zogen die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe im Monatsvergleich um 3,6 Prozent an. „Dies könnte der Beginn eines (leichten) Aufwärtstrends sein, den die Frühindikatoren bereits signalisieren“, kommentierte Commerzbank-Volkswirt Marco Wagner.
Der Euro fiel angesichts der Zinsperspektiven in den USA im späten Geschäft zurück. Am späten Abend notiert Gemeinschaftswährung 0,24 Prozent tiefer bei 1,1312 Dollar.
Am Rohstoffmarkt musste Öl seine frühen Gewinne preisgeben. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich am späten Abend um 1,6 Prozent auf 61,03 Dollar pro Barrel (159 Liter). Wenig Einfluss hatten die aktuellen Lagerbestandsdaten aus den USA. Dort sanken die Ölreserven in der vergangenen Woche wie erwartet um 2,0 Millionen auf 438,4 Millionen Barrel.
Gold konnte seine jüngsten Kursgewinne nicht verteidigen. Die Feinunze notierte am späten Abend 0,8 Prozent tiefer bei 3.373 Dollar. Gestern hatte sich Gold seinem Rekordhoch bei 3.500 Dollar bis auf gut 60 Dollar wieder angenähert.
An der Wall Street war die Aktie von Walt Disney gefragt. Der US-Unterhaltungskonzern hat zum Jahresauftakt trotz der angespannten Wirtschaftslage von der Nachfrage seiner Themenpark-Besucher und von einem Zugewinn an Streaming-Kunden profitiert. Disney steigerte seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal um sieben Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie übertraf mit 1,45 Dollar die Analystenschätzungen von 1,20 Dollar. Für das Gesamtjahr prognostizierte der Vorstand einen Anstieg des bereinigten Gewinns je Aktie um 16 Prozent. „Wir bleiben optimistisch hinsichtlich der Entwicklung des Unternehmens“, erklärte Disney-Chef Bob Iger.
An der Nasdaq beschäftigte die Marktteilnehmer vor allem die Spekulation um wachsende KI-Konkurrenz für Google. Die Aktie von Alphabet brach nach Äußerungen eines Apple-Managers ein. Apple prüfe „aktiv“ die Umgestaltung des Safari-Webbrowsers auf seinen Geräten hin zu einer KI-gestützten Suchmaschine, erklärte Apple-Manager Eddy Cue bei seiner Zeugenaussage im Prozess des US-Justizministeriums gegen Alphabet. Im Mittelpunkt des Streits steht die Vereinbarung zwischen Apple und Google im Wert von schätzungsweise 20 Milliarden Dollar pro Jahr, die Google zum Standardangebot für Suchanfragen in Apples integriertem Browser macht. Die Frage, ob KI-Chatsysteme die Dominanz von Google bei der Web-Suche sprengen könnten, steht schon länger im Raum.
Der Abnehmspezialist Weight Watchers will in einem US-Insolvenzverfahren seine Schulden kappen. Die Firma hofft, das Verfahren nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts nach ungefähr 45 Tagen oder schneller verlassen zu können. WW International steht wegen der Konkurrenz durch Abnehmspritzen wie Ozempic oder Wegowy schon länger unter Druck. Die Aktie stürzte im US-Handel um fast 40 Prozent ab.
BMW ist mit einem Gewinneinbruch ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal verdiente der Münchner Konzern unter dem Strich 2,2 Milliarden Euro, das waren 26,4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dennoch hält der Autobauer an seiner Prognose fest.
Trotz eines unerwartet guten zweiten Quartals hat Siemens Healthineers seine Gewinnprognose gedrosselt. Der DAX-Konzern rechnet wegen des Zollstreits nun mit einer Bandbreite für den erwarteten Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 von 2,20 bis 2,50 Euro. Bisher lag die Untergrenze bei 2,35 Euro.
Der Krankenhaus- und Arzneimittelkonzern Fresenius ist zum Jahresstart weiter gewachsen und hat dabei überraschend viel verdient. Konzernweit stieg unter dem Strich das Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft – also ohne die Beteiligung Fresenius Medical Care – um zwölf Prozent auf 416 Millionen Euro.
Vonovia-Chef Rolf Buch verlässt den von ihm geprägten Branchenprimus überraschend zum Jahresende. Nachfolger wird der ehemalige SAP-Manager und Vodafone-Finanzchef Luka Mucic. Unter dem Strich wies Vonovia Ende März einen Gewinn von 515 Millionen Euro aus nach knapp 336 Millionen Euro im Vorjahr.
Der Tesla-Herausforderer Rivian hat mit dem Erreichen eines Gewinnziels die Voraussetzung für eine Investition von Volkswagen in Höhe von einer Milliarde Dollar erfüllt. Die Geldspritze werde nun zum 30. Juni erwartet, teilte Rivian mit. Auslöser ist, dass der Elektroautobauer im zweiten Quartal in Folge einen Bruttogewinn schaffte.
Höhere Stahlpreise insbesondere in den USA stimmen den Stahlhändler Klöckner & Co zuversichtlich für das laufende zweite Quartal. Vorstandschef Guido Kerkhoff rechnet mit einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 60 bis 90 Millionen Euro. Das wäre eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vor- und dem Vorjahresquartal.
Die Aufrüstung in Europa hat Hensoldt einen weiteren Schub bei Aufträgen und Umsatz beschert. Im ersten Quartal sammelte der Radar-Spezialist Bestellungen über 701 Millionen Euro ein und damit gut fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der auf die Aktionäre entfallende Nettoverlust verdoppelte sich jedoch von 14 auf 30 Millionen Euro.
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat die Schwäche der Autoindustrie in den ersten drei Monaten zu spüren bekommen. Vor allem in Europa und China lief es schlechter. Der auf die Schaeffler-Aktionäre entfallende Konzerngewinn sackte im ersten Quartal vor allem wegen Sondereffekten um fast zwei Drittel auf 83 Millionen Euro ab.
Der Augenheilkunde-Spezialist Carl Zeiss Meditec tauscht nach knapp dreieinhalb Jahren seinen Vorstandschef aus. Amtsinhaber Markus Weber verlasse das Unternehmen aus Jena Ende des Monats „auf eigenen Wunsch“, teilte Carl Zeiss Meditec überraschend mit. „Nach über 22 Jahren bei Zeiss und im Alter von Anfang 50 ist jetzt ein geeigneter Zeitpunkt, nochmal eine ganz neue Herausforderung anzugehen“, erklärte Weber. Sein Nachfolger ist der bisherige China-Chef Maximilian Foerst. Dieser arbeitet seit 30 Jahren für den Zeiss-Konzern und ist seit 2009 für die Tochter in China verantwortlich, die allein für 26 Prozent des Umsatzes steht.
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat nach Rekordwerten beim Umsatz und Absatz zum Jahresauftakt sein Ergebnisziel für 2025 angehoben. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnet Auto1 nun mit 150 bis 180 Millionen Euro nach zuvor 135 bis 165 Millionen.
Gleich drei Unternehmen müssen den Kleinwerteindex SDAX zumindest vorübergehend verlassen, weil sie ihre geprüften Geschäftsberichte für das vergangene Jahr nicht rechtzeitig vorlegen konnten. Die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx schloss den Softwareentwickler Nagarro, den Labordienstleister Stratec und den Finanzinvestor Mutares mit Wirkung zum 9. Mai aus dem 70 Werte starken SDAX aus.
Die deutsche Digitalbank N26 startet ein eigenes vollständiges Mobilfunkangebot. Der britische Konkurrent Revolut hatte erst vor einer Woche angekündigt, später im Jahr ebenfalls einen eigenen Mobilfunkservice anzubieten. N26 kooperiert bei seinem Angebot mit Vodafone.
Wegen Ausspähattacken auf WhatsApp-Nutzer soll die israelische Firma NSO fast 168 Millionen Dollar an Meta zahlen. Geschworene in Kalifornien entschieden, dass dem Facebook-Konzern knapp 445.000 Dollar als Schadenersatz zustehen – plus eine Strafzahlung von 167,25 Millionen Dollar.
Die Aktie von Novo Nordisk konnte frühe Verluste im Verlauf ausbügeln. Der dänische Spezialist für Abnehmmittel schraubt wegen schwacher Verschreibungsdaten aus den USA seine Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr zurück. Die Nachfrage nach Mitteln gegen Fettleibigkeit und zur Diabeteskontrolle liege in den USA unter den Planungen.