marktbericht
Die Furcht vor überzogenen Bewertungen hat an den Börsen eine Verkaufswelle ausgelöst. Nach deutlichen Verlusten an der Wall Street und Kursstürzen in Asien dürfte auch der DAX weiter an Boden verlieren.
Der Ausverkauf an den Börsen geht weiter. Der DAX dürfte zur Wochenmitte erneut unter Druck geraten und den Überseebörsen ins Minus folgen, darauf deuten vorbörslichen Indikationen hin. Der Broker IG taxiert den DAX zur Stunde 0,5 Prozent tiefer bei 23.823 Punkten.
Tags zuvor war der deutsche Leitindex im frühen Handel bis auf 23.674 Zähler eingebrochen, konnte sein Minus dann aber eindampfen. Zum Handelsschluss standen noch Verluste von 0,8 Prozent auf 23.949 Punkte. Mit dem nun vollzogenen Rutsch unter die 50-Tage-Linie haben sich auch die mittelfristigen Perspektiven für den DAX schlagartig eingetrübt.
Hintergrund der aktuellen Kursverluste an den globalen Börsen ist die Furcht vieler Anleger, dass der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) vielleicht doch etwas übertrieben war, die hohen Börsenbewertungen vieler Techkonzerne demzufolge nicht mehr gerechtfertigt sind.
Händler verweisen auf Warnungen der Chefs von US-Branchengrößen wie Morgan Stanley und Goldman Sachs, die die Nachhaltigkeit der jüngsten Rekordjagd in Frage gestellt hatten. „Irgendwann müssen Gewinne mitgenommen werden“, sagte Matt Simpson, Marktanalyst bei StoneX. „Diejenigen, die Geld im Spiel haben, suchen jetzt wahrscheinlich keine Antworten – sie kopieren sich nur gegenseitig wie Kinder bei einer Klassenarbeit. Und die Antwort lautet: weglaufen.“
Ein Argument liefern dabei auch die gesunkenen Zinssenkungserwartungen: Fed-Chef Jerome Powell hatte in der vergangenen Woche klargestellt, dass im Dezember nicht unbedingt mit einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank mehr zu rechnen ist. Genau darauf hatten die Anleger aber gesetzt und bei Aktien kräftig zugelangt – sinkende Zinsen machen Aktien-Investments attraktiver.
Negative Vorgaben für den DAX kommen dabei zur Wochenmitte von den Überseebörsen. An der Wall Street hatte der Dow-Jones-Index gestern mit einem Minus von 0,5 Prozent bei 47.085 Punkten geschlossen.
Der breit gefasste S&P 500 verlor 1,2 Prozent auf 6.771 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 2,0 Prozent auf 23.348 Stellen nach. Die US-Futures deuteten auch für heute auf eine erneut schwächere Eröffnung hin.
Besonders heftig traf es am Morgen aber die Aktienmärkte in Japan und Südkorea, die erst am Vortag Rekordhochs erreicht hatten. Der japanische Nikkei-Index schloss 3,1 Prozent schwächer bei 49.900 Punkten, nachdem er zur Mittagspause noch fast fünf Prozent im Minus gelegen hatte. Die Börse in Südkorea brach zeitweise um bis zu 6,2 Prozent ein.
Die chinesischen Märkte zeigten sich hingegen stabil: Die Börse in Shanghai sowie der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stagnierten.
Im asiatischen Devisenhandel tendiert der Dollar zu wichtigen Währungen etwas schwächer. Im Gegenzug zieht der Euro 0,1 Prozent auf 1,1494 Dollar an.
Nach drei Verlusttagen in Folge ist der sichere Hafen Gold zur Wochenmitte wieder gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet am Morgen 3.964 Dollar und damit 0,8 Prozent mehr als am Vorabend.
Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise leicht an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verteuert sich um 0,2 Prozent auf 64,55 Dollar.
Am Morgen haben bereits einige DAX-Konzerne ihre Bücher geöffnet, darunter Vonovia. Der Wohnkonzern verbucht nach dem Ende der Immobilienkrise steigende Gewinne. Der bereinigte Gewinn vor Steuern (Ebit) kletterte um 6,8 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich wies Vonovia einen Gewinn von 3,4 Milliarden Euro aus, vor Jahresfrist hatten die Bochumer noch einen Verlust von knapp 600 Millionen Euro verzeichnet.
Beim Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers dürften im laufenden Jahr Handelszölle und negative Währungseffekte das Ergebnis belasten. So erwartet das Management um Konzernchef Bernd Montag für das neue Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende September) ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von 2,20 bis 2,40 Euro. Allein die Zölle dürften das Ergebnis mit 400 Millionen Euro belasten und damit doppelt so stark wie im Vorjahr.
Der Krankenhausbetreiber und Arzneimittelkonzern Fresenius hat dank einer guten Entwicklung bei seiner Arzneimittel- und Medizintechniktochter Kabi im dritten Quartal überraschend viel verdient und peilt nun für das Jahr ein noch höheres operatives Ergebnis an. Demnach soll konzernweit das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu konstanten Wechselkursen um vier bis acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.
