marktbericht
Von der Unsicherheit über den Bestand der Waffenruhe im Nahen Osten lassen sich die Investoren nicht vom Aktienkauf abhalten. Der DAX überspringt zeitweise die Marke von 23.800 Punkten. Wird die Euphorie von Dauer sein?
Der DAX liegt gegen Mittag um rund zwei Prozent im Plus bei 23.740 Punkten. Den höchsten Stand des Tages markierte er bei 23.812 Zählern. Der deutsche Leitindex konnte das Niveau nicht verteidigen, ein Grund dafür dürften auch die Medienberichte über einen Bruch der Waffenruhe durch den Iran gewesen sein. Gestern hatte der DAX noch 0,3 Prozent auf 23.269 Punkte eingebüßt. Nach den US-Luftangriffen auf iranische Atomanlagen waren die europäischen Börsen insgesamt zurückgefallen.
Die Ankündigung einer Waffenruhe zwischen dem Iran und Israel durch US-Präsident Donald Trump hatte am Aktienmarkt für Erleichterung gesorgt. Allerdings wurde die Vereinbarung Medienberichten zufolge nicht eingehalten. Israel wirft dem Iran vor, erneut angegriffen zu haben und will reagieren.
Trotzdem zeigen die Anleger auf die eventuell veränderte Lage bislang kaum Reaktion. Zuvor hatte es geheißen, dass sich bei den Investoren die Hoffnung auf eine Deeskalation breit mache und die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation gesunken sei. Offenbar halten die Akteure den möglichen Bruch der Waffenruhe noch nicht für eine bedeutsame neue Situation, die eine neue Einschätzung erfordert – insbesondere da nicht klar ist, wie die Ereignisse zu bewerten sind und was geschehen ist.
Sollte sich herausstellen, dass die Waffenruhe dauerhaft verletzt und der Krieg intensiv fortgesetzt wird, wäre eine negative Reaktion am Aktienmarkt nicht ausgeschlossen.
Rückenwind erhält der DAX heute vom aktuellen ifo-Geschäftsklima. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer stieg den sechsten Monat in Folge und erreichte den höchsten Wert seit Mai 2024. „Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.
Der Anstieg sei ein klares Signal, dass das Konjunktur-Tief hinter uns liege, kommentiert Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. „Von nun an dürfte sich die deutsche Wirtschaft erholen, nicht wegen besserer Rahmenbedingungen für die Unternehmen, sondern vor allem wegen des riesigen Finanzpakets der Regierung und der Zinssenkungen der EZB. Für 2026 erwarten wir ein Wachstum von 1,4 Prozent.“
Trotz der derzeit unklaren Lage im Nahen Osten deuten die US-Futures auf eine starke Eröffnung an der Wall Street hin. Alle wichtigen US-Indizes liegen deutlich im Plus. „In den vergangenen zwei Monaten konnten US-Aktien deutlich aufholen: Der S&P 500 legte um zwölf Prozent zu, der STOXX 600 lediglich um knapp sechs Prozent“, schreibt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
Bemerkenswert sei, dass die Outperformance der US-Börsen anhalte, obwohl Konjunkturdaten zuletzt vielfach schwächer ausfielen als prognostiziert, betont der Ökonom.
Die Ölpreise setzen die Talfahrt vom Vortag fort. Die Hoffnung auf eine Entspannung der Lage im Nahen Osten lässt auch die Notierungen am Ölmarkt sinken. Ein Barrel (159 Liter) Brent-Öl aus der Nordsee mit Lieferung im August kostete am Morgen 68,79 Dollar und damit 2,69 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 2,84 Dollar auf 65,67 Dollar.
Bereits gestern waren die Ölpreise um neun Prozent gefallen, nachdem ein iranischer Vergeltungsschlag auf einen US-Stützpunkt ohne Folgen geblieben war. Der symbolische Angriff wurde als Signal gewertet, dass der Iran vorerst auf weitere Aktionen verzichtet. Nach Einschätzung des Analysten Chris Weston vom australischen Handelshaus Pepperstone sind Anleger mittlerweile der Überzeugung, dass das Risiko eines Angebotsschocks am Ölmarkt endgültig gebannt sei.
Bei den zuletzt von den Kriegs- und Ölpreissorgen gebeutelten Aktien aus dem Reisesektor zeichnet sich eine Erholung ab. Die Aktien des Reisekonzerns TUI, der Lufthansa und des Flughafenbetreibers Fraport legen deshalb zu.
Sind Nivea-Produkte in der Schweiz teils so teuer, weil der Hersteller Beiersdorf seine Marktmacht wettbewerbswidrig ausnutzt? Dies ist der Kern einer Untersuchung, die die Schweizer Wettbewerbskommission (Weko) angekündigt hat. Sie prüfe, ob Beiersdorf von der Schweizer Supermarktkette Migros für Nivea-Produkte höhere Preise verlangt als von vergleichbaren Ketten im Ausland. „Für Beiersdorf gilt die Unschuldsvermutung“, betonte sie.
Gutes Wetter in der Gartensaison hat mehr Kunden in die Baumärkte von Hornbach gelockt. So verbuchte die Gruppe im ersten Quartal ein Umsatzplus von 5,7 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. In der Baumarkt-Sparte zogen die Erlöse um 5,8 Prozent auf 1,8 Milliarden an, wie Hornbach mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) legte um 10,4 Prozent auf 161,7 Millionen Euro zu.
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA verlangt von Tesla Auskunft über dessen neuen Robotaxi-Dienst. Anlass sind Online-Videos, die zeigen sollen, wie eines der fahrerlosen Fahrzeuge die falsche Spur benutzt und ein anderes zu schnell fährt. Tesla erklärte der NHTSA daraufhin, seine Antworten auf Fragen zur Sicherheit des Robotaxi-Einsatzes in Texas seien vertrauliche Geschäftsinformationen und sollten nicht veröffentlicht werden.
Der Münchner Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab geht an die Börse. Das Unternehmen wird dabei mit bis zu 2,1 Milliarden Euro bewertet. Brainlab will innerhalb einer Woche bis zu 5,2 Millionen Aktien in einer Preisspanne von 80 bis 100 Euro verkaufen, wie die vor der Umwandlung in eine Europa-SG (SE) stehende Firma mitteilte. Das Emissionsvolumen läge damit bei bis zu 520 Millionen Euro.
160 bis 200 Millionen davon gehen an das Unternehmen selbst, der Rest an Firmengründer Stefan Vilsmeier, seine Verwandten und den Münchner Finanzinvestor EMH Partners. Die Aktien können von heute an bis zum 1. Juli gezeichnet werden. Das Debüt von Brainlab an der Frankfurter Börse ist für den 3. Juli geplant.