marktbericht
Am deutschen Aktienmarkt zeichnet sich ein schwungloser Start in den neuen Börsenmonat ab. Das Hin und Her der US-Zollpolitik hält die DAX-Anleger weiter in Atem.
Der DAX dürfte eher zögerlich in den neuen Börsenmonat starten. Der Broker IG taxiert die deutschen Standardwerte zur Stunde 0,1 Prozent tiefer bei 23.970 Punkten. Der Abstand zum Rekordhoch aus der Vorwoche bei 24.326 Punkten dürfte sich damit zunächst wieder etwas vergrößern.
Doch die übergeordneten Perspektiven für den DAX sehen weiterhin gut aus, das Tor Richtung Norden steht weit offen. Charttechnisch argumentierende Experten halten einen Anstieg des DAX bis über 26.000 Punkte für möglich. Solange sich das deutsche Börsenbarometer weiterhin über seiner alten Ausbruchsmarke bei 23.476 Punkten halten kann, wahrt es sich seine Chancen auf der Oberseite.
Sowohl der DAX als auch der MDAX haben seit Jahresbeginn bereits um gut ein Fünftel zugelegt. Der deutsche Mittelstand gilt als Profiteur der Milliardeninvestitionen in Deutschland der neuen Regierung, weshalb der MDAX jüngst zum DAX aufholen und den höchsten Stand seit gut drei Jahren erreichen konnte.
Derweil dürfte das Zoll-Wirrwarr unter Donald Trump die Anleger auch im neuen Börsenmonat in Atem halten. Am Samstag hatte der US-Präsident eine Zollerhöhung für die Einfuhr von Stahl in die Vereinigten Staaten von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent des Warenwerts angekündigt. Die EU übte scharfe Kritik und drohte mit einer Reaktion noch vor dem Sommer.
Zur Vorsicht mahnen aber auch die geopolitischen Risiken: Unmittelbar vor neuen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine haben Militärs und Geheimdienste beider Kriegsparteien teils spektakuläre Angriffe gestartet. Während die Diplomaten noch Unterlagen und Akten vorbereiteten, setzten die Militärs Kampfdrohnen und Bomben ein.
Negative Impulse für den DAX kommen aus Japan: Der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei liegt im späten Tokioter Handel 1,4 Prozent im Minus. „Der Optimismus hinsichtlich der Zollpolitik, der den Nikkei letzte Woche über die psychologisch wichtige Marke von 38.000 Punkten getrieben hatte, ist verflogen“, sagte Shoichi Arisawa, General Manager für Investment Research bei IwaiCosmo Securities. Die Börsen in China bleiben heute wegen eines Feiertags geschlossen.
Die US-Futures liegen am Morgen im Minus. Der Future auf den US-Standardwerteindex Dow Jones büßt zur Stunde 0,4 Prozent, während der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 um 0,7 Prozent nachgibt.
Der Dow Jones hatte sich am Freitag kaum verändert bei 42.270 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 notierte ebenfalls kaum verändert bei 5.911 Zählern, und der Nasdaq gab 0,3 Prozent auf 19.113 Stellen nach.
Die Ölpreise sind mit Gewinnen in den Tag gestartet, ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verteuert sich aktuell um 2,4 Prozent auf 64,26 Dollar. Dabei hatte die OPEC+ am Samstag beschlossen, die Produktion im Juli um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen.
Der jüngste Schritt war von den Märkten bereits erwartet worden und dürfte sich daher nicht stark auf die Ölpreise auswirken, hatten Analysten der Commerzbank bereits vor der Entscheidung prognostiziert.
Im asiatischen Devisenhandel verliert der Euro 0,1 Prozent auf 1,1366 Dollar. Derweil kann Gold die 3.300-Dollar-Marke wieder zurückerobern. Am Morgen kostet eine Feinunze des gelben Edelmetalls 3.316 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr.
Am deutschen Aktienmarkt könnten heute Stahl-Aktien wie Thyssenkrupp und Salzgitter unter Druck geraten. „Die von Präsident Trump angekündigte Verdopplung der US-Zölle auf Stahlimporte markiert eine neue Eskalationsstufe im transatlantischen Handelskonflikt“, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel. Eine 50-Prozent-Abgabe auf Stahlexporte sei eine massive Belastung für die Branche.
Der Chemiekonzern Lanxess verzichtet in den nächsten Jahren auf gezielte Übernahmen. „Unser Portfolio steht jetzt erst einmal, und nun wollen wir das Maximale für unsere Geschäfte herausholen“, sagte Firmenchef Matthias Zachert der „Rheinischen Post“. „Wir planen in den nächsten zwei bis drei Jahren keine Zukäufe. Das heißt: Wir suchen nicht aktiv, würden Opportunitäten aber prüfen.“
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.