marktbericht
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt hoffen in der neuen Woche auf eine Fortsetzung des jüngsten Aufwärtstrends. Analysten zufolge ist die Ausgangslage für eine Jahresendrally gegeben.
Die neue Börsenwoche dürfte zeigen, ob die Gewinne der vergangenen Tage als Vorboten einer Jahresendrally angesehen werden können. In der vergangenen Woche hievten Spekulationen auf eine Zinssenkung in den USA und die Hoffnung auf ein Friedensabkommen für die Ukraine den deutschen Leitindex um gut drei Prozent über das Vorwochenniveau, die Novemberbilanz fällt mit einem Abschlag von einem halben Prozent dagegen leicht negativ aus – obwohl der November traditionell als starker Börsenmonat gilt.
Mit einem Mini-Plus auf 23.836 Punkten nahm der DAX am Freitag erneut die psychologisch wichtige 24.000-Punkte-Marke ins Visier. Ob er diese heute aber überspringen kann, ist fraglich: Vor Börsenstart taxiert der Broker IG den DAX leicht im Minus.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets gab zu bedenken: „Noch steht die jüngste Erholungsbewegung auf wackeligen Beinen.“ Auch die Experten der LBBW zeigen sich vorsichtig: „Ob auf die zwar freundliche, aber umsatzarme Handelswoche eine Jahresendrally folgt, ist fraglich.“ Aus Sicht von Marktbeobachter Andreas Lipkow deuten einige Indikatoren auf eine Jahresendrally hin.
Der Rückenwind dürfte jedoch wieder abflauen, sobald eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed bei ihrer Entscheidung am 10. Dezember in den Aktienpreisen enthalten ist. Gemessen an Terminkursen sei die Wahrscheinlichkeit auf eine Zinssenkung wieder auf über 85 Prozent gestiegen, nachdem sie vor Kurzem noch bei 50 Prozent gelegen habe, kommentierte Analyst Frank Klumpp von der LBBW.
In dieser Woche stehen nur wenige Konjunkturdaten auf der Agenda. Neben wichtigen Frühindikatoren aus den USA, etwa dem Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie im November, blicken die Anleger auf die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone, die am Montag und Mittwoch veröffentlicht werden. „Das europäische Highlight wird aus Makro-Perspektive jedoch die Bekanntgabe der vorläufigen Inflationszahlen in der Eurozone für November am Dienstag sein“, schrieb Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck.
In den Fokus rückt zudem die Handelspolitik: Die Europäische Union will in der neuen Woche härter gegenüber China auftreten. Angetrieben wird die Entwicklung von einem Umdenken in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, die lange als Bremser härterer Maßnahmen galt – schließlich hat die deutsche Industrie über viele Jahre prächtig in China verdient.
In einer neuen „Doktrin zur wirtschaftlichen Sicherheit“, die am Mittwoch vorgestellt werden soll, will die EU-Kommission ihre Möglichkeiten überprüfen. Sie will entscheiden, ob weitere Schritte nötig sind, um auf geopolitische Herausforderungen zu reagieren.
Unternehmensseitig dürften heute die Deutsche Telekom und die Schwarz-Gruppe in den Fokus geraten. Die beiden Unternehmen wollen laut einem Handelsblatt-Bericht gemeinsam ein Großrechenzentrum bauen. Sie führten derzeit intensive Gespräche, um sich für die von der Europäischen Union geförderten Großrechenzentren zu bewerben, berichtete das Handelsblatt gestern unter Berufung auf sechs mit dem Vorgang vertraute Personen. Der kanadische Finanzinvestor Brookfield könnte demnach das Projekt als Geldgeber unterstützen. Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten, eine formelle Einigung stehe aber noch aus, hieß es von drei der Personen.
Die Schwarz-Gruppe und Brookfield lehnten auf Anfrage eine Stellungnahme ab, auch die Telekom wollte sich zu einem gemeinsamen Projekt nicht äußern. Die Schwarz-Gruppe, zu deren Marken der Lebensmitteldiscounter Lidl gehört, hat bereits den Bau eines Großrechenzentrums in Lübbenau im Spreewald für elf Milliarden Euro angekündigt.
