marktbericht
Der DAX bleibt zwar in der Nähe seines Allzeithochs, aber es fehlt der Schwung für die letzten Meter. Die Krise der deutschen Industrie setzt sich fort, auch die Lage in Frankreich steht unter Beobachtung.
Der DAX ist heute 0,1 Prozent fester bei 24.403 Punkten gestartet. Gestern war der deutsche Leitindex stabil bei 24.378 Punkten aus dem Handel gegangen – trotz der krisenhaften Zuspitzung der Lage in Frankreich. Der französische Ministerpräsident Sebastien Lecornu war kaum 14 Stunden nach der Bekanntgabe seines Kabinetts zurückgetreten.
Der DAX notiert derzeit weiter unter der Marke von 24.500 Zählern. Bei einem Ausbruch nach oben winkt das bisherige Rekordhoch vom Juli bei 24.639 Punkten. Ein neues Rekordlevel würde für ein erneutes, strategisches Kaufsignal sorgen, entsprechend würde ein Anschlusspotenzial von 1.200 Punkten aktiviert, heißt es von den Charttechnikern von HSBC.
Der deutsche Aktienmarkt habe zwar einigermaßen gelassen auf die Staatskrise in Frankreich reagiert, auch der anhaltende Regierungsstillstand in den USA spiele keine große Rolle, dennoch halte sich bei Anlegern die Kauflaune in Grenzen, schreiben die Experten der Helaba in ihrem Tagesausblick.
Für die Gelassenheit der Anleger gibt es Argumente: Eine tiefe Euro-Krise wie in den Jahren 2010 bis 2012 zeichne sich nicht ab, urteilt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. „So schlimm steht es um die französischen Staatsfinanzen längst nicht. Bei massiven Turbulenzen würde zudem vermutlich die Europäische Zentralbank eingreifen. Weniger um Frankreich zu helfen, sondern vor allem um ein Überspringen einer Krise auf andere Länder wie Italien zu verhindern.“
Außerdem richtet sich die Aufmerksamkeit der Investoren wieder auf die Unternehmensbilanzen. „In der kommenden Woche beginnt die US-Berichtssaison für das dritte Quartal. Gegenüber dem zweiten Quartal dürften ein stabilerer US-Dollar und höhere Importzölle vielen Unternehmen die Ausweitung der Gewinnmargen erschwert haben“, kommentiert Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
„Die Analysten erwarten einen Rückgang des jährlichen Umsatz- und Gewinnwachstums der im S&P 500 gelisteten Unternehmen von sechs auf vier beziehungsweise von elf auf sechs Prozent“, so der Fachmann.
Von Konjunkturseite gibt es weitere negative Nachrichten, die Auftragsflaute der deutschen Industrie setzt sich fort. Die Neuaufträge fielen im August um 0,8 Prozent zum Vormonat und damit zum vierten Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet. Werden die oftmals stark schwankenden Großaufträge ausgeklammert, hätte es im August sogar ein Minus von 3,3 Prozent gegeben.
„Die deutsche Wirtschaft kommt in einem von Handelskonflikten geprägten Umfeld nicht auf die Beine. Das Wachstum wird im laufenden Jahr nur ein leichtes Plus ausweisen“, meint Thomas Gitzel, Chef-Ökonom bei der VP Bank. „Insbesondere die schwache Auslandsnachfrage ist eine Belastung. Im kommenden Jahr ruhen die Hoffnung auf einer binnenwirtschaftlichen Belebung aufgrund höherer Infrastruktur- und Rüstungsausgaben der öffentlichen Hand.“
Der milliardenschwere AMD-Deal in der Chip-Branche sorgte gestern für Optimismus an den US-Börsen. Aktien des US-Halbleiterherstellers legten um 23,7 Prozent zu.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich dagegen kaum verändert bei 46.694 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,4 Prozent auf 6.740 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 0,7 Prozent auf 22.941 Stellen an.
Der japanische Leitindex Nikkei 225 endete nach dem Kurssprung am Vortag kaum verändert und hielt sich damit auf Rekordniveau. „Der Markt hatte nicht den Schwung der vorangegangenen Sitzung“, sagte Yugo Tsuboi, Chefstratege bei Daiwa Securities. Es handle sich nicht um eine breit angelegte Rally, da die Hälfte der Aktienwerte nachgebe. Die Börsen in China und Hongkong sind wegen Feiertagen geschlossen.
Der Euro hat heute angesichts der anhaltenden politischen Krise in Frankreich noch etwas weiter nachgeben. Mit einem Rückgang um 0,2 Prozent auf 1,1686 Dollar hielt sich die Gemeinschaftswährung aber über ihrem Vortagestief. Auch die schwachen Auftragsdaten der deutschen Industrie belasteten den Euro.
Die Wetten auf eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank sowie die Nachfrage nach sicheren Anlagen treiben die Gold-Rally weiter an. Der Goldpreis steigt in der Spitze um 0,4 Prozent auf ein frisches Rekordhoch von 3.977,19 Dollar je Feinunze. Hintergrund ist der Haushaltsstreit in den USA, der zu einem teilweisen Stillstand der US-Verwaltung („Shutdown“) geführt hat und die Nachfrage nach sicheren Anlagen antreibt.
Zudem setzen Anleger auf weitere Zinssenkungen der Fed um jeweils 25 Basispunkte im Oktober und Dezember. Da Gold keine Zinsen abwirft, profitiert es von einem Niedrigzinsumfeld. Auch die wirtschaftliche Unsicherheit hat den Goldpreis in diesem Jahr bereits um mehr als 50 Prozent steigen lassen.
