marktbericht
Der DAX klettert am Vormittag über die Marke von 23.900 Punkten. Ob der Anstieg nachhaltig ist, bleibt abzuwarten, denn der Zollkonflikt schwelt weiter. Derzeit hoffen die Anleger auf eine Fristverlängerung.
Das Tempo der DAX-Erholung nimmt zu: Aktuell liegt das Plus bei 0,8 Prozent auf 23.943 Punkten. Am vergangenen Freitag hatte der DAX noch 0,6 Prozent auf 23.787 Zähler verloren. Auf Wochensicht lag das Minus bei rund einem Prozent.
„Aus charttechnischer Sicht war es wichtig, dass die Unterstützung bei 23.500 Punkten nicht nachhaltig unterschritten worden ist“, schreibt Dieter Langenbucher, Marktexperte bei der Fürst Fugger Privatbank. Die aktuelle Entwicklung könne als typische Konsolidierung im übergeordneten Aufwärtstrend gewertet werden.
„Die entscheidenden Marken sind auf der Unterseite der Bereich um 23.500 Punkte und auf der Oberseite 24.480 Punkte. Solange diese beiden charttechnischen Unterstützungen und Widerstände nicht nachhaltig unter- beziehungsweise überschritten werden liegt kein neuer mittelfristiger Trend vor“, so Langenbucher.
In welche Richtung sich der Markt bewegen wird, hängt von den Entwicklungen im Zollkonflikt ab. Kurz vor Fristende am kommenden Mittwoch informieren die USA eine Reihe von Ländern über neue Zölle oder mögliche Handelsabkommen. 12 bis 15 Länder sollen nach Worten des Präsidenten Donald Trump bis dahin entsprechende Briefe erhalten. Ob die EU dazugehört, ist unklar. Im Fall neuer Zölle sollen diese dann am 1. August in Kraft treten, ergänzte Handelsminister Howard Lutnick in einem gemeinsamen Statement.
„Die Zölle stehen wieder einmal im Zentrum des Börsengeschehens und werden dem DAX das Leben weiterhin schwer machen“, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Frankfurter Vermögensverwalter QC Partners.
Statt Klarheit bringe das Fristende eine neue Phase des Zögerns, heißt es von den Marktbeobachtern von Index Radar. „Der 1. August gilt nun als ‚echte‘ Deadline, erneut ohne offizielle Verbindlichkeit. „Doch solange kein Dekret unterzeichnet ist, bleibt die geopolitische Gemengelage geprägt von Drohkulissen und nebulösen Ankündigungen“, schreiben sie in ihrem Tageskommentar.
Etwas Aufwind bringen deutsche Konjunkturdaten: Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Mai dank kräftiger Zuwächse in der Auto- und Pharmaindustrie überraschend hochgefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,2 Prozent mehr her als im Vormonat.
„Der Anstieg im Mai könnte bedeuten, dass das produzierende Gewerbe sich tatsächlich auf einem Erholungspfad befindet“, kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der Hamburg Commercial Bank. „Man liegt zwar weiterhin noch tief unter dem Produktionsniveau, das man nach der ersten Post-Covid-19-Erholungsphase gesehen hat, aber seit einigen Monaten ist ein Aufwärtsmomentum zu beobachten.“
Bislang sieht es nicht danach aus, als dürfte der DAX auf US-Unterstützung hoffen. Die US-Futures deuten zu diesem frühen Zeitpunkt auf einen Rückschlag an der Wall Street hin. Am vergangenen Freitag war in den USA wegen des Unabhängigkeitstages nicht gehandelt worden. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich deshalb Donnerstag vergangener Woche mit einem Plus von 0,8 Prozent bei 44.828 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der S&P 500 hatte 0,8 Prozent gewonnen, der technologielastige Nasdaq war um 1,0 Prozent angezogen.
Die Ölpreise geben heute nach, nachdem die OPEC+ mit einer unerwartet starken Erhöhung der Fördermenge im August überrascht hatte. Dies schürte die Sorge vor einem Überangebot. Die Organisation der erdölexportierenden Länder und ihre Verbündeten, eine Gruppe, die als OPEC+ bekannt ist, einigten sich am Samstag darauf, die Produktion im August um 548.000 Barrel pro Tag zu erhöhen.
Der Euro hat nach seiner jüngsten Stabilisierung heute ebenfalls verloren. Der Kurs der Gemeinschaftswährung lag am Montagvormittag bei 1,1738 US-Dollar und damit etwas unter dem Stand vom Freitagabend. Zu Wochenbeginn legte der Dollar gegenüber vielen anderen wichtigen Währungen zu. Im Fokus steht auch am Devisenmarkt der Handelskonflikt zwischen den USA und zahlreichen anderen Ländern.
Die von Elon Musk angekündigte Gründung einer neuen Partei setzt Tesla zu. Die Aktien des Elektroautobauers rutschen ab. „Tesla braucht Musk als CEO und größten Aktivposten“, teilten die Analysten von Wedbush mit. Musk dürfe nicht wieder den politischen Weg einschlagen und sich gleichzeitig mit Trump anlegen. Der Tech-Milliardär und Tesla-Chef hatte am Wochenende auf seiner Plattform X erklärt, er werde die „Amerika-Partei“ gründen. US-Präsident Donald Trump nannte den Plan von Musk „lächerlich“.
Daimler Truck hat auf seinem wichtigsten Markt Nordamerika infolge der Unsicherheit um die US-Zollpolitik einen Absatzeinbruch erlitten. Im zweiten Quartal verkaufte der Lkw-Hersteller mit knapp 38.600 Fahrzeugen in der Region 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Trucks Asia konnte hingegen die Verkäufe um 13 Prozent steigern. Das Europa-Geschäft mit der Marke Mercedes-Benz Trucks blieb stabil mit einem Absatz knapp unter Vorjahr von 38.300 Einheiten. Insgesamt belief sich das Absatzminus von April bis Juni daher auf fünf Prozent bei 106.715 Auslieferungen.
Die von China beschlossene Beschränkung der Einfuhr von Medizintechnik aus der Europäischen Union dürfte Unternehmen aus der Branche zusetzen, darunter Siemens Healthineers, Carl Zeiss Meditec und Drägerwerk.
Die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen für einen ähnlichen Schritt der EU im Juni sollten alle börsennotierten deutschen Medizintechnikunternehmen betreffen, sagte ein Händler. Wie das Finanzministerium in Peking am Sonntag mitteilte, sind Einfuhren von Medizintechnik aus der EU betroffen, deren Wert 45 Millionen Yuan (5,3 Millionen Euro) übersteigt.
Der iPhone-Hersteller Apple hat vor dem EU-Gericht in Luxemburg nach eigenen Angaben Beschwerde gegen eine Millionenstrafe der EU-Kommission eingereicht. Das im April verhängte Bußgeld in Höhe von 500 Millionen Euro gehe nach Ansicht des US-Konzerns „weit über das hinaus, was das Gesetz vorschreibt“, teilte Apple mit. Nach Einschätzung aus Brüssel verstößt der iPhone-Hersteller gegen die Wettbewerbsregeln der EU.