marktbericht
Nach einer Woche der Rekorde dürfte der DAX mit Abschlägen in den letzten Handelstag starten. Wie ein Damoklesschwert hängen heute neue Zolldrohungen von US-Präsident Trump über den Märkten.
Der DAX dürfte heute etwas mehr Abstand zu seinem jüngsten Rekordhoch nehmen. Der Broker IG taxierte den deutschen Leitindex vor Auftakt des Xetra-Handels rund 0,3 Prozent tiefer auf 24.394 Punkte.
Gestern hatte der deutsche Leitindex in den ersten Handelsminuten bei 24.639 Punkten einen weiteren Höchststand erreicht. Nach einem Kursgewinn von rund 24 Prozent im laufenden Jahr fehlten dann jedoch Anschlusskäufe und der Tag endete leicht im Minus. Auf Wochensicht blieb der DAX damit allerdings bislang noch mit 2,8 Prozent im Plus.
Da keine wichtigen Konjunkturdaten oder Firmenbilanzen auf dem Terminplan stehen, richten Börsianer heute ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die US-Handelspolitik. Die Androhung neuer US-Strafzölle durch US-Präsident Donald Trump hat am Morgen bereits die ersten Anleger in Japan verschreckt.
So drohen der Europäischen Union neue pauschale Strafzölle der USA. Trump kündigte gestern an, Abgaben von 15 oder 20 Prozent auf die meisten Handelspartner zu erheben. Die EU und Kanada könnten bereits heute entsprechende Schreiben erhalten, sagte Trump dem Sender NBC News. Für Kanada solle ab dem ersten August sogar ein Zollsatz von 35 Prozent auf alle Einfuhren gelten.
„Die potenzielle Eskalation zwischen der EU und den USA ist eine große Sache für die Finanzmärkte“, sagte Joseph Capurso, Leiter der internationalen Wirtschaftsabteilung bei der Commonwealth Bank of Australia.
An den asiatischen Börsen war die Stimmung uneinheitlich. Die japanische Börse hat schwächer tendiert. In Tokio gab der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,1 Prozent auf 39.593 Punkte nach und der breiter gefasste Topix notierte 0,7 Prozent höher bei 2.833 Zählern.
Die Börse Shanghai gewann 0,9 Prozent auf 3.542 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 1,0 Prozent auf 4.051 Punkte.
An den US-Börsen hatten die neuen Zolldrohungen gestern noch keine Auswirkungen, stattdessen richteten Anleger den Blick auf neue Zahlen vom Arbeitsmarkt, deren Beurteilung auf den zweiten Blick positiv ausfiel. In Folge zogen die großen Aktienindizes an. Dabei genügten aufgrund des hohen Niveaus schon moderate Gewinne, um für die Statistik an der Nasdaq und beim S&P 500 knapp neue Rekordstände zu erreichen.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, blieb zwar unter seiner historischen Bestmarke, schnitt aber mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 44.650 Punkte am besten ab. Der S&P 500 erreichte bei 6.290 Zählern im Verlauf einen neuen Höchststand und schloss am Ende bei 6.280 Zählern um 0,27 Prozent höher. Der Nasdaq Composite-Index erreichte in der Spitze sein neues Rekordhoch bei 20.655 Zählern, der Schlussstand lag bei 20.630 Punkten, ein Tagesplus von 0,1 Prozent.
Der Bitcoin hat auf seiner Rekordjagd den nächsten Höchstwert von 117.098 Dollar markiert. Erst wenige Stunden zuvor war die älteste und bekannteste Digitalwährung erstmals über die Marke von 113.000 Dollar geklettert. Die Hoffnung auf weitere Entspannungssignale im schwelenden Handelsstreit, die Zuflüsse in börsengehandelte Bitcoin-ETFs und ein kryptofreundliches regulatorisches Umfeld in den USA sorgten für eine Goldgräberstimmung am Markt, schrieb Marktexperte Timo Emden von Emden Research.
Die EU-Kommission will Insidern zufolge noch in dieser Woche eine flexible Preisobergrenze für russisches Öl als Teil eines neuen Sanktionspakets vorschlagen. Damit solle der Widerstand einiger Mitgliedstaaten gegen eine Verschärfung der Maßnahmen überwunden werden, sagten vier EU-Diplomaten der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach wird an einem Mechanismus gearbeitet, der die Obergrenze für russisches Rohöl an die Entwicklung des weltweiten Preises anpasst. Der Ausgangspunkt für den Preisdeckel werde bei etwas mehr als 45 Dollar pro Barrel liegen, sagte einer der Diplomaten.
Aktuell liegt der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee mit einem Plus von 0,4 Prozent bei 68,94 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI notierte 0,6 Prozent fester bei 66,93 Dollar.
Ein weiterer Rohstoffmarkt dürfte heute einen Blick wert sein: der Kaffeemarkt. In keinem Land wird so viel Kaffee getrunken wie in den USA. Etwa ein Drittel des so beliebten Getränks kommt aus Brasilien in die USA. Nun drohen den US-Verbrauchern drastische Preissteigerungen bei Kaffee, Rindfleisch und Orangensaft, wenn Präsident Trump wie angedroht Importe aus Brasilien mit Zöllen in Höhe von 50 Prozent belegt.
Die ab 1. August geplante Einfuhrabgabe würde die Lieferung von brasilianischem Kaffee in die USA zum Erliegen bringen, warnten Experten und Händler. Weder US-Röster noch brasilianische Exporteure könnten die durch den Zoll entstehende Preisdifferenz überbrücken. Schon ohne die Abgabe seien die Verhandlungen für Lieferungen in diesem Jahr aufgrund des 70-prozentigen Kaffeepreisanstiegs im vergangenen Jahr schwierig.
Tech-Milliardär Elon Musk will seinen KI-Chatbot Grok in Tesla-Autos bringen. „Sehr bald. Spätestens nächste Woche“, schrieb Musk zum Zeitplan auf seiner Online-Plattform X. Ob Grok nur in den USA, oder auch in anderen Ländern in Fahrzeuge des Elektroauto-Herstellers integriert werden soll, blieb zunächst unklar, ebenso wie die Frage, welche Aufgaben genau der KI-Chatbot im Auto übernehmen soll.