marktbericht
Der DAX hat sich zum Handelsstart noch etwas weiter von seinem schwachen Wochenstart erholt und legt zu. Gut aufgenommene Quartalszahlen der US-Techkonzerne Microsoft und Meta stützen die Börsen.
Nach gut aufgenommenen Quartalszahlen der Tech-Riesen Meta und Microsoft knüpft der DAX zum Handelsbeginn an seine Vortagesgewinne an. Der deutsche Leitindex startet 0,3 Prozent höher bei 24.339 Punkten. Gestern hatte er mit einem Plus von knapp 0,2 Prozent geschlossen.
„Das Kaufinteresse der Anleger ist weg“, sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst CMC Markets. „Der von vielen als demütigend empfundene Zoll-Deal sorgt für eine Art Schockstarre auf dem Frankfurter Parkett.“
Insgesamt setzt sich die trendlose Schaukelbörse der letzten Wochen fort. Dank der Kursgewinne Anfang Juli steuert der DAX auf ein Monatsplus von rund zwei Prozent zu. Um sein Rekordhoch bei 24.639 Punkten zu erreichen, müsste er nun aber um weitere 1,6 Prozent zulegen. Ein Höhenflug könnte sich aber angesichts der getrübten Gewinnaussichten für deutsche Unternehmen nach dem Zoll-Deal mit den USA sowie einer eher ungünstigen Saisonalität als schwierig erweisen.
„Der DAX befindet sich weiterhin in der Schiebezone unterhalb des Allzeithochs und pendelt um die 21-Tage-Linie“, schreiben deshalb auch die Experten der Helaba. Im Tagesverlauf rücken die deutschen Inflationsdaten in den Fokus. Für Juli erwarten Experten einen Rückgang auf 1,9 von 2,0 Prozent im Vormonat. „Die zuletzt erneut schwächere Dynamik bei den Erzeugerpreisen deutet auf das Potenzial einer nachlassenden deutschen Inflationsrate hin, zumal es keinen Gegenwind vonseiten der Benzinpreise gegeben hat“, so die Helaba-Fachleute.
Am Abend nach dem US-Börsenschluss schauen die Anlegerinnen und Anleger dann auf die Geschäftszahlen von Apple und Amazon. Auch in Deutschlands geht die Berichtssaison nach den hierzulande eher durchwachsen ausgefallenen Geschäftsberichten am Vortag weiter – unter anderem mit Bilanzen aus dem DAX von Heidelberg Materials und BMW plus erneut zahlreichen Quartalszahlen aus MDAX und SDAX.
Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend den Leitzins wie erwartet unverändert gelassen. Die von Anlegerinnen und Anlegern erhoffte Zinssenkung im September gilt allerdings inzwischen als weniger wahrscheinlich.
Es seien keine raschen Zinssenkungen zu erwarten, schreibt etwa Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. „Bleiben die kommenden Arbeitsmarktberichte solide und kommen die Inflationsraten nicht zurück, wird es zu keiner Zinssenkung im September kommen.“ Darauf aber hatten einige Investoren gesetzt – nicht zuletzt, weil US-Präsident Trump auf eine deutliche Lockerung der Geldpolitik drängt.
Die womöglich schwindende Aussicht auf baldige Zinssenkungen in den USA ist den Investoren an der Wall Street etwas auf den Magen geschlagen. Allerdings hielten sich die Verluste am Ende in Grenzen. Der Leitindex Dow Jones verlor 0,4 Prozent und schloss mit 44.461 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 0,1 Prozent auf 6.363 Punkte nach. Der von Technologie-Schwergewichten dominierte Nasdaq 100 ging mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 23.345 Zähler aus dem Handel.
Die wichtigsten Aktienmärkte Asiens haben sich heute uneinheitlich entwickelt und damit an die Entwicklung der Vortage angeknüpft. Japanische Aktien legten zu. Die Notenbank hatte wie erwartet den Leitzins unverändert gelassen. „Die heutige Erhöhung der Inflationsprognose lässt eine Zinsanhebung im Oktober aber weiterhin als realistisches Szenario erscheinen“, merkte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners an. Das beeindruckte die Börse, die sich in den vergangenen Tagen bereits auf die Notenbanksitzung mit einer Konsolidierung vorbereitet hatte, indes wenig. Stattdessen orientierte man sich an den starken Zahlen der US-Technologieschwergewichte. Der Leitindex Nikkei 225 zog um ein Prozent auf 41.070 Punkte an.
Die chinesischen Märkte litten dagegen unter enttäuschenden Konjunkturdaten. Die Stimmung in den Industriebetrieben hatte sich trotz der Hoffnung auf eine Einigung im Handelsstreit mit den USA zuletzt verschlechtert. Der entsprechende Index sank im Juli um 0,4 Punkte auf 49,3 Punkte. Der Wert rutschte damit noch weiter unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten, was auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten hindeutet. Der CSI-300-Index, der die wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandbörsen enthält, verlor zuletzt zwei Prozent auf 4.066 Punkte. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong sank um 1,7 Prozent auf 25.756 Zähler.
Der südkoreanische Markt reagierte kaum auf die Nachricht, dass die Regierungen der USA und Südkoreas ihren Handelskonflikt beigelegt und ein Zollabkommen geschlossen haben. Hatte US-Präsident Trump zuvor noch damit gedroht, ab dem 1. August Zölle in Höhe von 25 Prozent auf die Einfuhr von Produkten aus Südkorea zu erheben, so gab er nun eine Einigung auf 15 Prozent bekannt.
Die US-Zölle und schwierige Geschäfte in China haben BMW einen Gewinneinbruch beschert. Im zweiten Quartal ging der Nettogewinn um rund 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 1,84 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz sank um rund acht Prozent auf knapp 34 Milliarden Euro. In der Autosparte sackte die operative Gewinnmarge um 3 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent ab. Analysten hatten sich im Schnitt mit 5,5 Prozent etwas mehr ausgerechnet. BMW behält seine Jahresprognose aber trotz des Zollkompromisses der EU mit den USA bei.
Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials hat im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn gesteigert. „Neben Preisanpassungen hat vor allem unser striktes Kostenmanagement im zweiten Quartal Wirkung gezeigt“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dominik von Achten. Dabei profitierte das Unternehmen auch vom Wachstum im Geschäftsgebiet Afrika-Mittelmeerraum-Westasien, während es anderswo weniger rund lief. „Auch wenn die Nachfrage in einigen Regionen noch von Volatilität geprägt ist, setzt sich die Stabilisierung in unseren Kernmärkten fort“, erklärte von Achten. Die Ziele für das Gesamtjahr 2025 bestätigte das im DAX notierte Unternehmen.
Eine starke Ticketnachfrage und geringere Treibstoffkosten stimmen die Lufthansa trotz der turbulenten Weltwirtschaft optimistisch für das laufende Jahr. Der operative Gewinn vor Sonderposten (bereinigtes Ebit) soll den Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro wie geplant deutlich übertreffen, teilte der MDAX-Konzern mit. Daran ändert auch ein verstärkter Trend zu Kurzfrist-Buchungen nichts. Im zweiten Quartal lief es für die Lufthansa und ihre Töchter besser als gedacht. So stieg der bereinigte operative Gewinn um 27 Prozent auf 871 Millionen Euro, nachdem ein Jahr zuvor Streiks das Ergebnis belastet hatten.
Der Lkw- und Zugbremsenspezialist Knorr-Bremse hat seine Umsatzerwartung für das laufende Jahr gesenkt. Dabei belasteten die Folgen des starken Euro, teilte das im MDAX notierte Unternehmen am Donnerstag in München mit. Die Ergebnisprognose sowie die Aussichten für den freien Mittelzufluss bestätigte Knorr-Bremse. Im zweiten Quartal stagnierte der Umsatz bei rund zwei Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern verbesserte sich hingegen um vier Prozent auf 262 Millionen Euro. Der Auftragseingang war leicht rückläufig.
Die Aufrüstung Europas in Reaktion auf den Ukraine-Krieg lässt das Auftragsbuch des Radar-Spezialisten Hensoldt immer weiter anschwellen. Mit einem Wachstum der Bestellungen um gut drei Prozent auf 1,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr wuchs der Orderbestand auf einen Rekord von mittlerweile 7,07 Milliarden Euro. Damit schnitt der MDAX-Konzern beim Auftragseingang besser ab als von Analysten erwartet, ebenso beim Gewinn im Tagesgeschäft, während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weniger zulegte als gedacht. Die Ziele für 2025 wurden bestätigt.
Der britische Ölkonzern Shell hat im zweiten Quartal aufgrund niedrigerer Preise für Öl und Gas deutlich weniger verdient. Der bereinigte Gewinn ging im Jahresvergleich um fast ein Drittel auf knapp 4,3 Milliarden Dollar zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Analysten hatten aber mit einem deutlich geringeren Überschuss gerechnet. Seine Aktienrückkäufe setzt Shell dennoch fort. Der Konzern kündigte an, im laufenden dritten Quartal weitere Aktien für 3,5 Milliarden Dollar zurückkaufen zu wollen.
Der Softwarekonzern Microsoft hat das Wachstum im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres dank der hohen Nachfrage nach Produkten rund um die Künstliche Intelligenz (KI) und Cloud-Dienste noch einmal beschleunigt. In den drei Monaten bis Ende Juni sei der Umsatz um 18 Prozent auf etwas mehr als 76 Milliarden Dollar gestiegen, teilte das Unternehmen nach Börsenschluss in Redmond mit. Der Gewinn sprang um fast ein Viertel auf 27 Milliarden Dollar nach oben.
Das Geschäft des Facebook-Konzerns Meta läuft auf Hochtouren. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 47,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang um 36 Prozent auf rund 18,34 Milliarden Dollar hoch, wie das Unternehmen nach US-Börsenschluss mitteilte. Mit dem Rückenwind des boomenden Werbegeschäfts geht Meta davon aus, in diesem Jahr mindestens 66 Milliarden Dollar vor allem für KI-Rechenzentren auszugeben. Die Obergrenze bleibt unverändert bei 72 Milliarden Dollar.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus sieht sich trotz knapper Triebwerke und stockender Auslieferungen auf Kurs zu seinen Zielen für das laufende Jahr. Obwohl in den ersten sechs Monaten nur 306 Passagierjets den Weg zu den Kunden fanden, sollen es im Gesamtjahr wie geplant etwa 820 Stück werden, wie Airbus-Chef Guillaume Faury bei der Vorlage der Zwischenbilanz in Toulouse bekräftigte. Auch der Gewinn soll wie geplant steigen. Dazu trägt auch die Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA bei.
Die Importzölle von Donald Trump treffen den US-Autoriesen Ford noch härter als bisher erwartet. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern nun mit einer Belastung von zwei Milliarden Dollar vor Zinsen und Steuern. Noch vor drei Monaten war Ford auf dieser Basis von einem negativen Effekt von 1,5 Milliarden Dollar ausgegangen. Allein im vergangenen Quartal kosteten die Zölle Ford rund 800 Millionen Dollar. Der US-Präsident hatte für eingeführte Autos und Bauteile Zölle von bis zu 25 Prozent verhängt.
Die Elektronik-Handelsketten MediaMarkt und Saturn sollen einen chinesischen Eigentümer bekommen. Der Tech-Gigant JD.com will die Muttergesellschaft der Ketten, die Düsseldorfer Holding Ceconomy, übernehmen, wie Ceconomy und der Bieter mitteilten. Die im Online-Handel groß gewordene JD.com biete den Ceconomy-Aktionären um die Gründerfamilie Kellerhals und die Duisburger Familienholding Haniel im Rahmen eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots je 4,60 Euro in bar für jede Stammaktie, hieß es weiter. Insgesamt wird Ceconomy damit mit gut 2,2 Milliarden Euro bewertet.