marktbericht
Die Anleger ziehen es vor dem langen Osterwochenende vor, die Risiken zu minimieren – der DAX fällt wieder zurück. Ob der EZB-Zinsentscheid die Stimmung noch mal drehen kann, ist unwahrscheinlich.
Gegen die Mittagszeit büßt der DAX 0,6 Prozent auf 21.177 Punkte ein. Der deutsche Leitindex hatte gestern dank eines Schussspurts bis auf über 21.300 Punkte das Hoch aus der Vorwoche hinter sich gelassen und ging 0,3 Prozent fester bei 21.311 Zählern aus dem Handel.
Damit scheint einzutreffen, was Experten vermutet hatten: Vor dem langen Osterwochenende sind Anleger geneigt, kurzfristig Gewinne abzusichern beziehungsweise zu realisieren, wie es etwa Charttechnik-Experte Martin Utschneider von Finanzethos formulierte.
„Die Marktteilnehmer bleiben weiterhin nervös, und auch wenn sich die Investoren an die Volatilität gewöhnt haben, bleiben weitere Unsicherheiten bestehen“, konstatierte Börsenfachman Andreas Lipkow.
Thema des Tages ist der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Die EZB wird in einem durch den Zollkonflikt geprägten Umfeld an diesem Donnerstag ihre Geldpolitik voraussichtlich erneut lockern. Fachleute erwarten eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Der Einlagensatz würde dann auf 2,25 Prozent fallen. Seit Juni 2024 wäre dies die siebte Senkung.
„Fraglich ist, ob die EZB heute in der Lage sein wird, für eine Stimmungsaufhellung beizutragen“, teilen die Experten der Helaba mit Blick auf die möglichen Marktreaktionen mit. „Eine Zinssenkung ist eingepreist und es wird auch mit weiteren Lockerungen im Jahresverlauf gerechnet.“
So sieht das auch Jürgen Molnar von RoboMarkets: Letztlich sei die Zinssenkung, wenn überhaupt, nur eine kleine Abfederung dessen, was in diesen Tagen aus Washington über den großen Teich in Sachen Handelspolitik zu uns herüberschwappe.
Zunächst sah es danach aus, als würden die US-Börsen mit soliden Aufschlägen in den Tag starten. Mittlerweile deuten die Indikationen auf den US-Leitindex Dow Jones jedoch Verluste an, während S&P 500 und die Technologiebörse Nasdaq vorerst noch im grünen Bereich notieren.
Dem DAX könnten starke US-Börsen dabei helfen, mit Gewinnen in das verlängerte Osterwochenende zu gehen. Während in den USA ab Montag wieder gehandelt wird, sind die hiesigen Aktienmärkte erst am kommenden Dienstag wieder geöffnet.
Während die EZB heute ihre Zinsentscheidung bekannt gibt, ist die US-Notenbank Federal Reserve erst im Mai wieder an der Reihe. Fed-Chef Jerome Powell sieht nach eigenen Angaben Anzeichen für eine Verlangsamung der amerikanischen Wirtschaft im ersten Quartal, jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf der US-Notenbank. Die Konjunktur sei trotz der erhöhten Unsicherheit weiter in einer „soliden Lage“, sagte Powell.
„Aus Sicht der Fed gibt es derzeit noch keinen triftigen Grund für eine Lockerung der Geldpolitik“, meint Matthias Busuttil, Senior Portfolio Manager bei Fisch Asset Management. „Die US-Wirtschaft zeigt bisher keine Schwäche, der Arbeitsmarkt bleibt angespannt und die Inflationserwartungen steigen. Eine Zinssenkung zum jetzigen Zeitpunkt wäre voreilig und würde auf Konjunktursorgen basieren, die nicht durch Daten untermauert sind“, so der Marktbeobachter.
Gewinnmitnahmen haben die Rekordjagd beim Goldpreis vorläufig gestoppt. Das Edelmetall verbilligt sich um bis zu 0,9 Prozent auf 3.312 Dollar je Feinunze. Am Morgen hatte das gern als sicherer Hafen angesteuerte Gold noch ein Allzeithoch von 3357,40 Dollar je Feinunze erzielt. Allein in dieser Woche hat der Goldpreis bislang rund 2,6 Prozent zugelegt.
„Die Märkte befinden sich nun in einer abwartenden Haltung, bis weitere Klarheit über die Zollpolitik und die Kommentare der Zentralbanken herrscht,“ erläutert Heraeus-Edelmetallhändler Alexander Zumpfe. Das veranlasse einige Anleger dazu, Kasse zu machen.
Die geplante deutliche Aufstockung der Rüstungsausgaben in Deutschland und der Europäischen Union könnte Rheinmetall einen beispiellosen Auftragsboom verschaffen. „Wir sehen bis 2030 ein Auftragspotenzial von bis zu 300 Milliarden Euro“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger dem Handelsblatt. Er rechne etwa bald mit ersten Aufträgen.
Steigende Rüstungsausgaben nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hatten Rheinmetall bereits Rekord-Wachstum beschert. Papperger hatte von einer „Epoche der Aufrüstung“ gesprochen.
Das Bundeskartellamt hat die Anteilserhöhung des deutsch-französischen „Leopard 2“-Herstellers KNDS am Panzergetriebe-Bauer Renk ohne Auflagen genehmigt. „KNDS und Renk sind auf unterschiedlichen Marktstufen tätig“, begründete Kartellamtschef Andreas Mundt die Entscheidung. KNDS erwerbe zudem nicht die Kontrolle über Renk – vielmehr stockt der Konzern seine Beteiligung auf 25,1 Prozent auf und wird damit größter Einzelaktionär.
Der französische Luxuskonzern Hermes hat im ersten Quartal weiter zugelegt. Allerdings blieb der Hersteller von Produkten wie Birkin- und Kelly-Bags hinter den Erwartungen zurück. Der Umsatz legte in den ersten drei Monaten des Jahres um 8,5 Prozent auf 4,13 Milliarden Euro zu. Bereinigt um Währungseffekte habe das Wachstum bei 7,2 Prozent gelegen. Vor allem in Asien und dem pazifischen Raum, dem wichtigsten Markt des Konzerns, verlief das Geschäft enttäuschend.
Die Nachfrage nach KI-Servern und Smartphones sowie Vorzieheffekte vor dem Inkrafttreten von US-Zöllen haben im ersten Quartal den Gewinn des taiwanesischen Chipherstellers TSMC anschwellen lassen. Der Überschuss stieg im Jahresvergleich um gut 60 Prozent auf 362 Milliarden Taiwan-Dollar (9,8 Mrd Euro). Den Umsatz steigerte TSMC – wie bereits bekannt – um knapp 42 Prozent auf 839 Milliarden Taiwan-Dollar.