marktbericht
Nach der deutlichen Erholung in der letzten Woche geht dem DAX die Luft aus. Geopolitische Spannungen und die Unsicherheit über eine mögliche Zinssenkung in den USA lassen Anleger auf die Bremse treten.
In Erwartung der weiteren Entwicklung im Ukraine-Krieg, im Zollkonflikt und bei der Zinspolitik haben sich Anleger heute mit Engagements am Aktienmarkt zurückgehalten. Der Leitindex gab das positive Vorzeichen auf, da Anleger vorsichtig wurden. Am Mittag steht der DAX 0,4 Prozent tiefer bei 24.088 Punkten.
Der deutsche Leitindex hatte die letzte Börsenwoche zwar mit leichten Verlusten beendet – der DAX ging am Freitag 0,1 Prozent tiefer bei 24.163 Punkten aus dem Handel. Auf die gesamte Woche gerechnet ergab sich aber ein deutliches Plus von rund 3,2 Prozent.
Ob auf dem zuletzt eingeschlagenen Aufwärtskurs in den kommenden Tagen weitere Gewinne möglich sind, dürfte von wichtigen Ereignissen abhängen. Im Fokus der Anleger stehen die morgen erwarteten US-Inflationsdaten, die die weitere Richtung für den Dollar und die Anleihemärkte vorgeben dürften. Analysten rechnen für Juli mit einer US-Inflationsrate von 2,8 Prozent. Die Inflationsdaten haben große Bedeutung mit Blick auf die Frage, ob die US-Notenbank Fed den Leitzins im September senken wird. An den Märkten wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September mit rund 90 Prozent eingepreist.
Doch selbst wenn die Zinsen sinken, spricht dies nicht automatisch für steigende Kurse am Aktienmarkt. „Wer jetzt allein auf baldige Zinssenkungen hofft, ignoriert die Risiken“, sagte Armin Micheli von Dr. Bauer & Co. Vermögensmanagement in München. Die Berichtssaison der Unternehmen verlaufe durchwachsen, geopolitisch bleibe die Lage angespannt, und saisonal sei der August traditionell ein schwacher Börsenmonat. „Kurzum: Die Luft nach oben ist dünn“, resümierte Micheli. Ein Rücksetzer sei wahrscheinlicher als ein Höchststand. Für steigende Kurse brauche es mehr als Hoffnung – es brauche harte Fakten, und die fehlten derzeit.
Darüber hinaus blicken die Investoren auf geopolitische Ereignisse wie eine morgen auslaufende US-Zollfrist für China. Ab morgen werden Zölle von jeweils mehr als 100 Prozent auf Waren des jeweils anderen fällig, falls bis dahin keine Einigung steht. „Der Markt rechnet aber fest damit, dass die Verhandlungsfrist verlängert wird“, sagte Chris Weston, Chef-Analyst des Brokerhauses Pepperstone.
Am Freitag steht ein Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an, um über eine mögliche Friedenslösung im seit fast dreieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verhandeln.
„Ein möglicher Frieden wäre in jedem Fall ein Katalysator für weiter steigende Kurse im DAX“, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Ohne eine Beteiligung der ukrainischen Regierung und der Europäischen Union (EU) seien die Chancen für eine nachhaltige Lösung des Konflikts allerdings gering. Daher müsse mit Ernüchterung an den Börsen und mit Kursverlusten gerechnet werden.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich am Freitag mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 44.176 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,8 Prozent auf 6.390 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 1,0 Prozent auf 21.450 Stellen an. Für die neue Börsenwoche deuten die Futures auf einen verhalten positiven Start hin.
Die Ölpreise haben ihren Abwärtstrend vorerst gestoppt. Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,24 Prozent auf 66,70 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI notierte kaum verändert bei 63,95 Dollar. In der vergangenen Woche hatten die Ölpreise mehr als vier Prozent verloren.
Spekulationen auf ein Ende der Kämpfe in der Ukraine dämpfen die Nachfrage nach Gold. Das Edelmetall verbilligt sich um mehr als zwei Prozent auf 3.419 Dollar je Feinunze.
Der Bitcoin nähert sich mit kräftigen Gewinnen dem Rekordhoch von Mitte Juli. Der Kurs stieg zuletzt aber nur noch um 2,7 Prozent auf 121.132 Dollar. Der Bitcoin hatte sein Rekordhoch Mitte Juli bei 123.236 Dollar erreicht. Der Anstieg geht nach Einschätzung von Rachael Lucas, Krypto-Analystin bei BTC Markets, auf ein hohes Interesse von institutionellen Investoren zurück. Der Anstieg von Bitcoin werde durch stetige Käufe von Konzernen für die Steuerung der Unternehmensfinanzierung (Treasury), Zuflüsse in börsengehandelte Fonds (ETFs) und eine Stimmungsänderung nach neuen US-Zöllen auf importierte Goldbarren unterstützt, sagte die BTC-Markets-Expertin der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Für Unsicherheit sorgen Medienberichte, denen zufolge die Tech-Konzerne Nvidia und AMD der US-Regierung 15 Prozent ihrer Einnahmen aus Chip-Verkäufen in China überlassen wollen, um im Gegenzug Exportlizenzen zu erhalten. Der Chef des Chipherstellers Nvidia, Jensen Huang, habe sich bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus auf die für den weltweiten Technologiehandel sehr ungewöhnliche Vereinbarung geeinigt, berichteten die Zeitungen Financial Times und New York Times gestern.
Auch das im Silicon Valley ansässige Chip-Unternehmen AMD werde 15 Prozent seines Umsatzes aus dem Verkauf seiner MI308-Chips nach China an die USA zahlen – deren Export war zuvor verboten. Laut der „New York Times“ könnte die Vereinbarung der US-Regierung mehr als zwei Milliarden US-Dollar einbringen.
Intel-Chef Lip-Bu Tan wird einem Medienbericht zufolge nach der Rücktrittsforderung von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus erwartet. Der Besuch sei heute geplant, berichtete das Wall Street Journal gestern unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Trump hatte am Donnerstag die sofortige Ablösung von Tan gefordert. Der Manager sei „hochgradig konfliktbehaftet“, hatte Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social geschrieben. Die Intel-Aktie hatte daraufhin drei Prozent nachgegeben. Tan steht wegen Verbindungen zu chinesischen Firmen und wegen eines Strafverfahrens gegen seinen früheren Arbeitgeber Cadence Design in der Kritik.
Der US-Videodienst Rumble prüft ein Übernahmeangebot für die deutsche KI-Cloud-Firma Northern Data, das das Unternehmen mit knapp 1,17 Milliarden Euro bewerten würde. Wie beide Konzerne heute mitteilten, erwägt Rumble, 2,319 eigene Aktien für jeden Anteilsschein von Northern Data zu bieten. Mit dem Zukauf will sich Rumble die Kontrolle über das Cloud-Geschäft von Northern Data namens Taiga und dessen Rechenzentrumssparte Ardent sichern. Northern Data verfügt über einen bedeutenden Bestand an NVIDIA-Chips, darunter rund 20.480 des Typs H100 und über 2.000 H200-Chips. Eine mögliche Offerte setzt voraus, dass die Krypto-Mining-Sparte von Northern Data vor Abschluss der Transaktion veräußert wird.
Der japanische Technologiekonzern SoftBank bereitet Insidern zufolge einen Börsengang seiner Bezahl-App PayPay in den USA vor. Mit der Organisation seien die Investmentbanken Goldman Sachs, JPMorgan, Mizuho und Morgan Stanley beauftragt worden, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen Reuters. Der Börsengang könnte mehr als zwei Milliarden Dollar einbringen und bereits im letzten Quartal dieses Jahres stattfinden. SoftBank und die genannten Banken lehnten eine Stellungnahme ab.
Vor dem Hintergrund der anstehenden Ukraine-Gespräche zwischen den USA und Russland haben Anleger bei den Aktien von Rüstungsunternehmen weiter Kasse gemacht. Die Kursverluste verringerten sich im Handelsverlauf aber teilweise deutlich. Die Aktie von Rheinmetall büßten gut vier Prozent auf 1.552 Euro ein. Die Aktien des Rüstungselektronikspezialisten Hensoldt und des Panzergetriebebauers Renk gerieten ebenfalls unter Druck, berappelten sich bis zum Mittag aber ein gutes Stück weit.
Für Symrise setzt sich nach einer Kaufempfehlung, die die Baader Bank infolge des jüngsten Kursrutsches aussprach, der Bodenbildungsversuch des Herstellers von Aromen und Duftstoffen fort. Trotz bestehender Unsicherheiten im aktuellen Geschäftsumfeld erscheine das Chancen-Risiko-Profil der Papiere gut, so der Experte.
Der Edelstein-Produzent Gemfields verkauft den für seine prunkvollen Eier bekannten Juwelier Fabergé. Das Unternehmen werde für 50 Millionen Dollar an SMG Capital veräußert, teilte Gemfields heute mit. Mit dem Schritt will der Konzern sein Geschäft straffen. Der Erlös aus dem Verkauf soll in die Minen in Mosambik und Sambia fließen. Fabergé wurde 1842 von Gustav Fabergé gegründet. Das Unternehmen ist vor allem für die 50 juwelenbesetzten Eier bekannt, die von der russischen Zarenfamilie zwischen 1885 und 1916 in Auftrag gegeben wurden.
Ermutigende Testergebnisse eines Medikaments gegen das Sjögren-Syndrom geben Novartis Auftrieb. Die Aktien der Pharmafirma steigen in Zürich um 2,5 Prozent. Das Mittel zur Behandlung dieser Autoimmun-Krankheit hat den Angaben zufolge in den Phase-III-Tests das vorgegebene Ziel erreicht. Jedoch lasse sich die Effektivität erst nach Veröffentlichung der detaillierten Ergebnisse beurteilen, geben die Analysten der Investmentbank Jefferies zu bedenken.
Die Ankündigung einer Kapitalerhöhung hat Anleger von Orsted geschockt. Die Aktien des Windenergie-Unternehmens sackten um 28 Prozent ab. Orsted hatte im Zuge der Veröffentlichung von Quartalszahlen eine Kapitalerhöhung in Höhe von 60 Milliarden Kronen (rund acht Milliarden Euro) bekanntgegeben. Analysten sehen den Schritt als schmerzhaft, aber als „notwendigen Schritt“ für das angeschlagene Unternehmen an. Das frische Geld könnte den Dänen bei ihren Sanierungsbemühungen etwas Luft verschaffen.