marktbericht
Der DAX startet mit starken Kursgewinnen in den Mai. Der deutsche Leitindex notiert nun nicht nur höher als vor Ankündigung der Trump’schen Zölle – ihn trennen auch weniger als drei Prozent von seinem Rekordhoch.
Peking signalisiert im festgefahrenen Handelsstreit mit den USA Gesprächsbereitschaft – diese Meldung genügt, um den DAX zu einem beeindruckenden Handelsauftakt zu verhelfen. Der deutsche Leitindex startet mit einem Plus von 1,4 Prozent auf 22.818 Punkte in den letzten Handelstag der Woche. In den ersten Handelsminuten geht es bis auf 22.827 Zähler aufwärts.
Der DAX schließt damit seine Abwärtskurslücke von Ende März bei 22.740/22.826 Punkten. Nun ist das Februarhoch bei 22.935 Punkten das nächste Anlaufziel für den deutschen Leitindex.
Darüber lockt bereits das Allzeithoch von Mitte März bei 23.476 Punkten. Im Hoch trennen den DAX heute früh nur noch 2,8 Prozent von seiner Bestmarke.
Der Börsenmonat Mai, dem eigentlich ein besonders schlechter Ruf vorauseilt, lässt sich damit bestens an. Der DAX knüpft nach der kurzen Feiertagspause zum 1. Mai nahtlos an seine jüngsten Kursgewinne an, die dem April mit seinen historischen Börsenturbulenzen zu einem versöhnlichen Abschluss verholfen hatten.
„Der DAX hat die wichtige Marke von 22.200 Punkten zum Monatsende erfolgreich verteidigt und damit seinen intakten Aufwärtstrend bestätigt“, betont Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Stimmung für deutsche Aktien habe sich zuletzt deutlich aufgehellt, vor allem internationale Investoren zeigten verstärkt Interesse an deutschen Firmen.
Der DAX konnte binnen weniger Wochen über 4.000 Punkte, ausgehend von seinem Tief am „Panic Monday“ Anfang April, zulegen und notiert nun sogar höher als vor Ankündigung der „reziproken“ Zölle durch US-Präsident Trump.
„Der inzwischen aufgekommene Optimismus und die Hoffnung auf ein Ende des Zollwahnsinns könnten verfrüht sein“, warnt derweil Stratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Doch solche mahnenden Stimmen werden am deutschen Aktienmarkt derzeit nicht gehört.
Gute Vorgaben für den DAX-Handel kommen von den asiatischen Märkten. Nachlassende Handelsspannungen zwischen den USA und China lassen die Anleger aufatmen. Das chinesische Handelsministerium erklärte am Morgen, die USA hätten wiederholt ihre Bereitschaft zu Verhandlungen über Zölle bekundet und in Peking stehe die Tür für Gespräche offen. China signalisierte damit zum ersten Mal eine mögliche Deeskalation im Handelsstreit.
Der Nikkei-Index gewann 1,0 Prozent auf 36.830 Zähler, der breiter gefasste Topix rückte um 0,3 Prozent vor. Die chinesischen Festlandsbörsen blieben heute geschlossen.
Die Wall Street hatte am 1. Mai zugelegt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 40.752 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,6 Prozent auf 5.604 Zähler. Der technologielastige Nasdaq zeigte mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 17.710 Stellen relative Stärke.
Die Hoffnung auf Gespräche zwischen den USA und China lässt zum Wochenschluss auch die Ölpreise steigen, würde eine Deeskalation im erbitterten Handelsstreit doch die Nachfrageperspektiven für Rohöl deutlich aufhellen. Am Rohstoffmarkt verteuert sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee am Morgen um 0,6 Prozent auf 62,48 Dollar je Barrel (159 Liter).
Der Euro notiert im frühen Devisenhandel 0,2 Prozent höher bei 1,1323 Dollar. Die Aufmerksamkeit der Anleger richtet sich zum Wochenschluss auf eine Reihe von Konjunkturnachrichten, so stehen unter anderem die Schnellschätzung der Verbraucherpreise für den Euroraum und der Auftragseingang Industrie und langlebige Güter in den USA auf der Agenda.
Highlight des Tages ist aber der am Nachmittag anstehende Arbeitsmarktbericht in den USA. Dieser kann die Zinserwartungen und das Marktgeschehen beeinflussen, da die US-Notenbank neben dem Ziel der Preisniveaustabilität auch eine maximale Beschäftigung anstrebt.
Nach den jüngsten Verlusten ist Gold zum Wochenschluss wieder etwas gefragt. Der Preis für die Feinunze Gold steigt um 0,4 Prozent auf 3.251 Dollar. Damit notiert das gelbe Edelmetall allerdings rund 250 Dollar unter seinem Rekordhoch, das es noch in der Vorwoche bei 3.500 Dollar aufgestellt hatte.
Im DAX macht am Morgen BASF auf sich aufmerksam. Der weltgrößte Chemiekonzern verbuchte im ersten Quartal einen Gewinn von 808 Millionen Euro – nach knapp 1,4 Milliarden ein Jahr zuvor. Die Ziele für 2025 bestätigte BASF zwar. Aufgrund der Volatilität durch die Zollankündigungen der USA bestehe aber hohe Unsicherheit.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus ist dagegen trotz weniger Jet-Auslieferungen überraschend gut ins Jahr gestartet. Der Überschuss sprang im ersten Jahresviertel um ein Drittel auf 793 Millionen Euro nach oben. Doch der von den USA angezettelte Handelskrieg droht, die schon bestehenden Engpässe bei wichtigen Bauteilen zu verschärfen.
Der Autobauer Mercedes-Benz will angesichts der US-Importzölle ein weiteres Modell in seinem US-Werk bauen. Ab 2027 solle in Tuscaloosa (Alabama) ein neues auf US-Kunden angepasstes Fahrzeug des Mittelklasse-Segments „Core“ produziert werden, teilte Mercedes gestern mit. Die Stuttgarter wollen damit nach eigenem Bekunden auch ihr Bekenntnis zum US-Markt unterstreichen.
Das Wachstum der wichtigen Cloud-Sparte von Amazon ist zum Jahresauftakt erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Erlöse der Cloud-Tochter Amazon Web Services (AWS) stiegen um 17 Prozent auf 29,27 Milliarden Dollar. Das war das geringste Plus seit fünf Quartalen. Die entsprechenden Sparten der Rivalen Microsoft und Google konnten im selben Zeitraum jeweils knapp doppelt so stark zulegen.
Apple rechnet allein für das laufende Quartal mit zusätzlichen Kosten von 900 Millionen Dollar wegen der Importzölle von US-Präsident Donald Trump. Für die Zeit danach wagte Konzernchef Tim Cook keine Prognose – „weil ich nicht sicher bin, was mit den Zöllen passiert“. Apple ist Medienberichten zufolge dabei, die Produktion in Indien stark auszubauen.
Der britische Ölkonzern Shell hat im ersten Quartal mehr verdient als erwartet. Der bereinigte Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorquartal um gut die Hälfte auf knapp 5,6 Milliarden Dollar. Seine Aktienrückkäufe setzt Shell unterdessen trotz des jüngsten Ölpreisrutsches fort. Der Konzern kündigte an, in den kommenden drei Monaten weitere Aktien für insgesamt 3,5 Milliarden Dollar zurückzukaufen.
Die niederländische Großbank ING hat auch zu Jahresbeginn steigende Kosten zu spüren bekommen. Weil zudem auch der Zinsüberschuss zurückging und die Bank mehr für faule Kredite zurücklegte, fiel der Gewinn im ersten Quartal im Jahresvergleich um knapp acht Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Analysten hatten allerdings mit einem etwas stärkeren Gewinnrückgang gerechnet.
Der US-Pharmahersteller Eli Lilly hat seine Gewinnerwartung für das Gesamtjahr gekappt. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn je Aktie dürfte nun bei 20,78 bis 22,28 Dollar landen. Zuvor standen 22,50 bis 24 Dollar in Plan von Unternehmenschef David A. Ricks. Maßgeblich dafür seien Abschreibungen auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte.
Der US-Biotechkonzern Amgen hat dank einer starken Nachfrage im abgelaufenen Quartal überraschend viel verdient. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) sei um fast ein Viertel auf 4,90 Dollar gestiegen, teilte das Unternehmen gestern nach New Yorker Börsenschluss mit. Analysten hatten nur mit 4,25 Dollar gerechnet.
Tesla hat einen Zeitungsbericht zurückgewiesen, wonach der Verwaltungsrat des Autobauers Headhunter-Firmen kontaktiert habe, um die Suche nach einem Nachfolger für Konzernchef Elon Musk einzuleiten. Diese Information sei „absolut falsch“, teilte Tesla mehrere Stunden nach Veröffentlichung des Berichts auf Musks Online-Plattform X mit.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.