marktbericht
Die Erholung an der Wall Street und Gewinne an den Börsen in Asien lassen den DAX zu Wochenbeginn wieder über die Marke von 24.000 Punkten klettern. Hintergrund sind Entspannungssignale im Handelsstreit.
Nach den deutlichen Verlusten von Freitag hat der DAX heute zu Handelsbeginn die 24.000 Punkte-Marke überschritten. Der deutsche Leitindex startete knapp 0,9 Prozent höher auf 24.038 Zähler und baute das Plus in den ersten Minuten aus. Damit liegt der DAX sogar wieder über seiner 50- und 100-Tage Durchschnittslinie. Vor dem Wochenende war er zeitweise bis auf 23.684 Punkte abgetaucht.
Grund für die Erholung sind vor allem die US-Börsen, die am Freitag am Ende nach dem europäischen Handelsende noch ins Plus gedreht waren und die Verluste vom Vortag wieder aufgeholt hatten. Entspannungszeichen im Handelsstreit zwischen den USA und China und ausbleibende Störfeuer von US-Regionalbanken halfen dabei. Vertreter Chinas und der USA werden sich nach Angaben Pekings so bald wie möglich für neue Verhandlungen im laufenden Konflikt treffen. Heute geben zudem deutliche Kursgewinne in Asien Auftrieb.
In China fiel das weiter schleppende Wirtschaftswachstum zudem nicht ganz so schwach aus wie erwartet. Der japanische Nikkei 225 stieg auf ein neues Rekordhoch. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong erholte sich mit einem Plus von 2,3 Prozent auf 25.833 Punkte deutlich von seiner Schwäche am Freitag. Für den CSI-300-Index mit den wichtigsten Aktien der chinesischen Festlandsbörsen ging es immerhin um 0,4 Prozent auf 4.530 Punkte hoch.
Trotz des freundlichen Handelsstarts dürfte sich der DAX auch in der neuen Woche in schwierigem Fahrwasser bewegen. Nachdem er erst kürzlich ein Rekordhoch bei gut 24.771 Punkten erreicht hatte, hat sich die Stimmung zuletzt gedreht. Zu den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China gesellte sich auch die Sorge bezüglich einer möglichen neuen US-Bankenkrise. In den Vereinigten Staaten sind zwei Regionalbanken offenbar Opfer von Kreditbetrug im Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds geworden.
„Die Empfindlichkeit für Hiobsbotschaften hat zugenommen“, schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Ob aber die neuen Strafzölle für China wirklich kommen oder die Verluste bei US-Banken zum großen Thema werden, sei keinesfalls gesichert. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets ergänzte: „Die Angst vor einer neuen Bankenkrise löst jetzt die Euphorie über eine gut laufende Berichtssaison und eine weiterhin robuste Nachfrage im Bereich Künstliche Intelligenz ab.“
Und auch die technischen Perspektiven hätten sich deutlich getrübt, schreiben die Fachleute der Helaba in ihrem Tagesausblick. „Die Indikatoren stehen unisono auf Verkauf und/oder richten sich gen Süden.“ Raum für weitere Kursverluste sei zunächst bis zum Septembertief bei 23.285 Punkten eröffnet worden. Darunter rücke das Junitief bei 23.052 ins Visier der Investoren.
Experte Molnar sieht die Börsen außerdem durch den ungelösten Haushaltsstreit in den USA belastet. Dieser hat zu einer teilweisen Schließung der Bundesbehörden („Shutdown“) geführt. Eine Konsequenz davon ist, dass eigentlich anstehende US-Konjunkturdaten nicht oder erst später veröffentlicht werden. So werden die Anleger erst am Freitag erfahren, wie sich die Verbraucherpreise im September entwickelt haben.
„Am 24. Oktober kommt etwas Licht ins Dunkel“, zeigte sich Commerzbank-Analyst Christoph Balz überzeugt. Aktuell steigen die Preise in den USA schneller als von der Notenbank Fed angestrebt. Aber die Mehrheit der Verantwortlichen geht dem Experten zufolge anscheinend davon aus, dass es sich bei den zollbedingten Preiserhöhungen um einen einmaligen Effekt handelt und die Inflation bald wieder abebbt. Daher werden die Verbraucherpreiszahlen sie wohl kaum von ihrem Zinssenkungskurs abbringen.
Für Anlegerinnen und Anleger wäre das eine gute Nachricht. Sinkende Zinsen verbilligen Kredite sowie Investitionen und können so die Konjunktur ankurbeln. Auch die hierzulande anlaufende Berichtssaison der Unternehmen könnte in der neuen Woche die Kurse stützen.
Chinas Wirtschaftswachstum hat sich im dritten Quartal verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, wie das Nationale Statistikamt mitteilte. Im zweiten Quartal hatte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt noch ein Wachstum von 5,2 Prozent verzeichnet.
Die chinesische Zentralbank hat ihre Leitzinsen derweil den fünften Monat in Folge unverändert gelassen. Dabei gibt es Anzeichen für eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, auch die Handelsspannungen zwischen den Regierungen in Peking und Washington hatten sich zuletzt verschärft.
Der Euro hat im frühen Handel kaum noch nachgegeben. Die Gemeinschaftswährung kostete am Morgen 1,1673 Dollar und damit etwa so viel wie am Freitagabend. Aus Sicht der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat sich das technische Bild für den Euro allerdings eingetrübt. Der Kurs sei wieder unter die 21- und 55-Tagelinien gesunken. Noch vor einer Woche war der Euro allerdings deutlich tiefer bei etwa 1,1550 Dollar gestartet. Im Wochenverlauf hatte vor allem die Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen in den USA die US-Währung belastet und der Euro konnte zulegen.
Die Ölpreise sind wieder gefallen. Die Notierungen stoppten somit ihren leichten Erholungskurs. Im Laufe des Freitags waren die Ölpreise zunächst auf den tiefsten Stand seit mehr als fünf Monaten gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember kostete am Montagmorgen 61,01 Dollar. Das waren 28 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI mit Auslieferung im November fiel um 30 Cent auf 57,24 Dollar.
Deutschlands größter Marineschiffbauer TKMS ist am Morgen erfolgreich an die Börse gegangen. Nach einem Start zu 60 Euro kletterten die vom Mutterkonzern Thyssenkrupp abgespaltenen Aktien auf fast 73 Euro. Der Unternehmenswert von TKMS liegt damit bei mehr als drei Vierteln von Thyssenkrupp. Im Rahmen der Abspaltung hatten Thyssenkrupp-Aktionäre für jeweils 20 ihrer Aktien automatisch einen Anteilsschein an TKMS bekommen.
Der spanische Telefonkonzern Telefonica will laut einem Pressebericht sein angespanntes Verhältnis zu seinem deutschen Rivalen 1&1 verbessern und führt dahingehend Gespräche. Konkret gehe es um eine mögliche Kooperation der ehemaligen Netzpartner Telefonica Deutschland und 1&1, schrieb das Handelsblatt unter Berufung auf drei mit den Vorgängen vertraute Personen. In Madrid werde langfristig auch eine Übernahme erwogen, zitierte das Blatt zwei Insider.
Warnstreik bei Coca-Cola im Norden: Weil es in der Tarifrunde mit dem Getränkekonzern hakt, ruft die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) heute ab 6.00 Uhr die Mitarbeiter in Norddeutschland zum Ausstand auf. 16 Stunden lang soll an den vier Standorten in Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Arbeit ruhen, wie die Gewerkschaft ankündigte. Betroffen sind die Abfüllbetriebe in Hildesheim, Lüneburg und Mölln sowie der Logistikstandort Achim bei Bremen. In Bremen soll es am Vormittag eine zentrale Streikkundgebung geben.
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat das Roche-Mittel Gazyva in einer weiteren Indikation zugelassen. Künftig darf das Mittel auch zur Behandlung des Nierenleidens Lupus Nephritis eingesetzt werden. Die Entscheidung basiere auf den positiven Ergebnissen der Phase-II-Studie „Nobility“ und der Phase-III-Studie „Regency“, hieß es von Roche. In der Studie „Regency“ hatte sich das Mittel als überlegen gegenüber der derzeitigen Standardtherapie bei Patienten mit Lupus Nephritis erwiesen. Gazyva sei bereits in 100 Ländern für die Behandlung verschiedener Arten von Lymphomen zugelassen.
Der Gucci-Mutterkonzern Kering verkauft sein erst im vergangenen Jahr gegründetes Kosmetikgeschäft für vier Milliarden Euro an L’Oreal . Wie das von der französischen Familie Pinault kontrollierte Unternehmen mitteilte, erwirbt der Kosmetikriese L’Oreal die Parfümlinie Creed. Zudem erhält L’Oreal eine 50-jährige Exklusivlizenz zur Entwicklung von Produkten für die Kering-Marken Bottega Veneta, Balenciaga und McQueen.
