marktbericht
Der DAX beendete eine famose Woche mit weiteren Gewinnen. Getragen wird der Optimismus der Anleger derzeit von der Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und China.
Mit der Hoffnung auf ein baldiges Zollabkommen zwischen den USA und China ging es an der Börse heute weiter bergauf. Dies, nachdem sich US-Präsident Trump und sein Finanzminister Bessent zuletzt in Sachen China-Zölle etwas versöhnlicher gezeigt hatten.
Der DAX kannte nach dem durchwachsenen Wochenbeginn kein Halten mehr und ist aktuell bis an seine technische Widerstandsmarke bei 22.200 Punkten gestiegen – rund 1.000 mehr, als am Gründonnerstag, dem letzten Handelstag vor den Osterfeiertagen.
Bei einem heute um 0,81 Prozent höheren Schlussstand von 22.242 Punkten ergibt sich damit ein veritabler Wochengewinn von 4,9 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 1,39 Prozent auf 28.294 Zähler und gewann damit in der verkürzten Woche 4,2 Prozent hinzu.
Aus technischer Perspektive hat der DAX heute zumindest zeitweise gleich zwei wichtige Widerstände überwunden: die Abrisskante bei 22.226 Punkten und die 50-Tage-Linie (aktuell bei 22.213 Zählern). Damit stößt der deutsche Leitindex das Tor zu seinen alten Höchstständen wieder ein Stück auf. Der Wochenschlusskurs über diesen Marken ist nun ein wichtiger Etappensieg für die DAX-Bullen.
US-Präsident Donald Trump führt derweil nach eigenen Angaben Gespräche mit China über ein Zollabkommen – was die Gegenseite prompt dementierte. Sein Amtskollege Xi Jinping habe ihn angerufen, sagte der Republikaner in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem „Time Magazin“.
Trump sagte nicht, wann Xi angerufen habe oder worüber die beiden Staatschefs gesprochen hätten. „Er hat angerufen. Und ich glaube nicht, dass das ein Zeichen von Schwäche seinerseits ist.“
China wies die Behauptung umgehend zurück. „China und die USA sind NICHT in Konsultationen oder Verhandlungen über Zölle“, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums, die von der chinesischen Botschaft in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde. „Die USA sollten aufhören, Verwirrung zu stiften.“
Angesprochen auf die Erklärung Pekings, dass es keine Verhandlungen gebe, sagte Trump: „Nun, sie hatten heute Morgen ein Treffen, und wir haben uns mit China getroffen.“
Zudem berichteten Medien wie der US-Fernsehsender CNN, Peking habe wohl stillschweigend die Vergeltungszölle auf einige in den USA hergestellte Halbleiter zurückgenommen.
„Die Anleger setzen darauf, dass die positiven Nachrichten im Tarifstreit nicht abreißen“, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Die Investoren hofften auch auf ein gegenseitiges Fallenlassen aller Zölle zwischen der Europäischen Union und den USA sowie eine expansive deutsche Fiskalpolitik.
Gegen den Trend schwächer tendierte unter den DAX-Einzelwerten die T-Aktie, die deutlich um 4,79 Prozent absackte und damit am DAX-Ende stand. Die mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen von T-Mobile US machten den Aktien der Konzernmutter zum Wochenschluss damit zu schaffen.
Die Tochter T-Mobile US hatte am Vorabend nach US-Börsenschluss Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgelegt, die hinsichtlich der Kundenzahl bei Mobilfunk-Laufzeitverträgen enttäuschten. Am Markt hieß es, die Kundenentwicklung überschatte die ansonsten starken Zahlen und einen angehobenen Ausblick. In New York verlieren T-Mobile-Aktien deutlich.
Nach Jahren der Belastungen ist bei Bayer noch immer keine Lösung in der Glyphosat-Klagewelle in Sicht und auch Vorstandschef Bill Anderson bleibt knapp zwei Jahre nach seinem Amtsantritt den erhofften Befreiungsschlag schuldig.
Anderson versicherte, der Vorstand arbeite mit Hochdruck daran, Bayer wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zu bringen. Die Rechtsrisiken wolle der Konzern bis Ende 2026 deutlich eindämmen, bekräftigte er. Der Konzern erwägt derweil angesichts der zahlreichen Klagen in den USA einen Vermarktungsstopp des Unkrautvernichters Glyphosat.
Die Aktionäre genehmigten heute eine mögliche milliardenschwere Kapitalerhöhung, mit der Bayer einen Vergleich mit den Klägern finanzieren könnte – und knüpfen daran die Hoffnung auf ein Ende der juristischen Hängepartie. Konkrete Pläne, von dem genehmigten Kapital Gebrauch zu machen, gibt es derzeit aber nicht. „Aber es würde uns wichtigen Handlungsspielraum geben, die Rechtsstreitigkeiten einzudämmen“, so Anderson weiter.
Nach drei Tagen Erholung am US-Aktienmarkt tendiert die Wall Street nach verhaltenem Start am Mittag Ortszeit uneinheitlich. Der Leitindex Dow Jones hat seine Anfangsverluste ausgebaut und verliert knapp 0,7 Prozent. Der S&P 500 ringt mit seinem Schlussniveau und an der Nasdaq geht es leicht um 0,3 Prozent bergauf.
Insgesamt atmen die Anleger nach den heftigen Schwankungen im Wochenverlauf durch. „Der Markt wartet eher ab und schaut, wie sich die Dinge tatsächlich entwickeln“, sagte Clayton Allison, Portfoliomanager bei Prime Capital Financial.
Am Vortag hatte der Dow zwar wieder klare Stärke gezeigt, kam allerdings nicht mehr an das Wochenhoch von 40.376 Punkten heran. Die Wochenbilanz ist jedoch eindeutig positiv, wonach es nach dem schwachen Ostermontag ganz und gar nicht ausgesehen hatte. Damit wurde der Verlust im April auf etwa 5,5 Prozent reduziert, nachdem es vor der Erholung noch nach dem schwächsten Monat seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren ausgesehen hatte.
Im Spannungsfeld von Zöllen, Wirtschaftssorgen und Zinserwartungen bleibt die Stimmung der Anleger aber wackelig. Mitglieder der US-Notenbank sind besorgt wegen der möglichen Folgen der aggressiven US-Zollpolitik für den Arbeitsmarkt.
„Es würde mich nicht überraschen, wenn es künftig zu mehr Entlassungen und einem Anstieg der Arbeitslosenquote kommen würde“, sagte Notenbankdirektor Christopher Waller heute im Bloomberg TV. Im Fall einer höheren Arbeitslosigkeit will er auch sinkende Zinsen nicht ausschließen. Dann „ist es wichtig, dass wir eingreifen“, so Waller.
Derzeit hält die Federal Reserve (Fed) in Sachen Geldpolitik die Füße still, da die Auswirkungen der Zollpolitik der Trump-Regierung nicht abzusehen sind. Sehr zum Ärger von Präsident Trump, der auf Zinssenkungen drängt und dabei zuletzt sogar die Unabhängigkeit der Fed in Person von Bankchef Powell in Frage stelle.
Stimmungsaufheller unter den Einzelwerten ist an der Nasdaq das Alphabet-Papier, das an der Nasdaq rund 1,7 Prozent zulegt. Getrieben wird die Aktie von einem überraschend starken Quartalsergebnis der Tochter Google, die trotz neuer KI-Konkurrenz zum Jahresstart überraschend hohe Werbeeinnahmen generiert hat.
Der Internetriese mache die Suchmaschinenaufrufe weiter konsequent zu Geld, schrieb etwa Douglas Anmuth von JPMorgan. Auch Brad Erickson von der kanadischen Bank RBC hält viele Sorgen für überzogen. Das „Szenario der Bären“ verschwinde nicht gleich nach einem Quartal, aber die Entwicklung von Google AI Overview – die KI generierte Übersicht über den Suchergebnissen – verdränge es schrittweise. Wenn sich der Trend fortsetze, sei die Bewertung der Aktien eindeutig zu niedrig.
Der Gegenpol zu den Alphabet-Gewinnen ist das Intel-Papier, das deutlich um über sieben Prozent nachgibt. Die Anleger ziehen sich nach den mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen zurück, die der angeschlagene Halbleiter-Riese am Vorabend bekannt gegeben hatte. Firmenchef Lip-Bu Tan hatte unter anderem massive Stellenstreichungen angekündigt.
Am Rohstoffmarkt sind die Ölpreise nach anfänglichen Gewinnen ins Minus gedreht. Am späten Nachmittag lagen sie wieder leicht im Plus. So verteuert sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee leicht um 0,25 Prozent. Der sichere Hafen Gold ist zum Wochenschluss derweil nicht gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostet aktuell 3.280 Dollar und damit 2,0 Prozent weniger als am Vorabend. Erst am Dienstag hatte Gold bei 3.500 Dollar ein Rekordhoch markiert.
Der Kurs des Euro ist nach einem schwachen US-Verbrauchervertrauen wieder deutlich gestiegen. Am späten Nachmittag wird die Gemeinschaftswährung zu 1,1381 Dollar am Tageshoch gehandelt. Zu Beginn der Woche war der Euro nach der harschen Kritik von Trump an Fed-Chef Jerome Powell kräftig bereits deutlich gestiegen und hatte bei 1,1573 Dollar den höchsten Stand seit über drei Jahren erreicht.
Marktbewegende Konjunkturdaten wurden in der Eurozone heute nicht veröffentlicht.
In den USA stand am Nachmittag noch das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan für den Monat April an. Die zunehmende Inflationsangst wegen der Zollpolitik von Präsident Donald Trump lässt die Konsumlaune in den USA einbrechen.
Das Barometer für das Verbrauchervertrauen sackte im April überraschend deutlich auf 52,2 Punkte – nach 57,0 Zählern im Vormonat, wie die Universität zu den endgültigen Ergebnissen ihrer Umfrage mitteilte. Es war die vierte Eintrübung dieses Indikators in Folge. Nach vorläufigen Daten für April hatte das Barometer nur noch bei 50,8 Zählern gelegen.
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate rechnen die Verbraucher aufgrund der höheren Zölle mit einer Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen von 6,5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 1981. Zum Vergleich: Im März wurden noch 5,0 Prozent veranschlagt.
„Die Verbraucher sahen Risiken für viele Aspekte der Wirtschaft, vor allem aufgrund der anhaltenden Unsicherheit rund um die Handelspolitik und der Möglichkeit einer wieder steigenden Inflation“, betonte die Expertin Joanne Hsu von der Uni Michigan.
Gefragt ist dagegen die Merck-Aktie. Der Pharma- und Technologiekonzern befindet sich nach eigenen Angaben „in weit fortgeschrittenen Gesprächen“ zu einer milliardenschweren Übernahme des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics.
Der Energiekonzern RWE hat seine Aktivitäten im Offshore-Wind-Bereich in den USA auf Eis gelegt. Das geht aus dem vorab veröffentlichten Redetext von Vorstandschef Markus Krebber für die virtuelle Hauptversammlung in der kommenden Woche hervor. Der Konzern bleibe mit Blick auf die politischen Entwicklungen vorsichtig.
Der Reifenhersteller Continental trennt sich von seiner schwächelnden Autozuliefersparte. Aumovio soll über einen sogenannten reinen Spin-Off an die Börse gebracht werden, wie heute auf der Conti-Hauptversammlung in Hannover entschieden wurde. Der Vorstand und der Aufsichtsrat hatten der Abspaltung bereits zugestimmt. Bis Oktober 2025 soll der Spin-Off abgeschlossen sein.
Bei einem reinen Spin-Off bekommen die Aktionäre neue Aktien des abzuspaltenden Teils einfach ins Depot gebucht und können dann entscheiden, ob sie dabeibleiben oder Anteile verkaufen. Geld fließt dem DAX-Konzern durch solch ein Verfahren nicht zu.
Der IT-Dienstleister Bechtle ist nach einem schwachen Vorjahr auch im neuen Jahr zunächst nicht in Tritt gekommen. Im ersten Quartal sei der Umsatz im Jahresvergleich um rund drei Prozent auf 1,46 Milliarden Euro gefallen, teilte der MDAX-Konzern heute überraschend in Neckarsulm mit.
Das Vorsteuerergebnis sackte nach vorläufigen Berechnungen von 82 auf rund 55 Millionen Euro ab. Mit den Resultaten liege der Konzern deutlich unter den Schätzungen des Finanzmarkts, hieß es weiter.
Apple will Medienberichten zufolge die iPhones für den US-Heimatmarkt künftig verstärkt aus Indien statt China liefern. Die Financial Times schrieb sogar, Ziel sei, dort zum Ende 2026 alle über 60 Millionen jährlich in den USA verkaufte iPhones zu bauen. Dafür müsse die Produktion in Indien verdoppelt werden.
Die Google-Schwesterfirma Waymo baut ihr Robotaxi-Geschäft schnell aus, bevor neue Rivalen wie Elon Musk ins Geschäft kommen. Die selbstfahrenden Autos machen inzwischen mehr als 250.000 Fahrten mit zahlenden Passagieren pro Woche, sagte Google-Chef Sundar Pichai.